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Kindern kann nichts Besseres passieren als Eltern, die liebevoll ihre Führungsrolle in der Familie wahrnehmen. Klare Entscheidungen treffen, dabei auch Unpopuläres durchsetzen und zu einem zeitgemäßen Autoritätsverständnis finden - der erfahrene Familientherapeut Jesper Juul ermutigt Mütter und Väter, einen Führungsstil zu entwickeln, an dem alle wachsen: Kleinkind, Teenager und nicht zuletzt die Eltern selbst. Die Neuausgabe wurde um Gespräche zu Schlafproblemen, Geschwisterstreit und weiteren Themen, die eine klare Führung der Erwachsenen verlangen, erweitert.
Das Markenzeichen von Jesper Juul ist sein "gelassener Optimismus" (Der Spiegel). Dass Eltern nicht perfekt sein müssen, um ihre Kinder dennoch gut zu erziehen, ist seine Botschaft. Seine Bücher sind Bestseller und wurden in viele Sprachen übersetzt.Seit über 40 Jahren arbeitet der Däne mit Familien und ist längst einer der bedeutendsten und innovativsten Familientherapeuten Europas. Seine respektvolle, gleichwürdige Art, mit Menschen umzugehen, beeindruckt Fachleute und Eltern immer wieder neu. Jesper Juul ist Gründer des familylab, das mit Elternkursen und Schulungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und 19 weiteren Ländern in Europa und Übersee aktiv ist. Er hat einen Sohn und zwei Enkelsöhne und lebt in Dänemark.
Vorwort
Führung schafft Vertrauen
Autorentext
Jesper Juul (1948 - 2019) war einer der bedeutendsten und innovativsten Familientherapeuten Europas. Über 40 Jahre lang arbeitete der Däne mit Familien; seine Bücher sind Bestseller und wurden in viele Sprachen übersetzt. Sein »gelassener Optimismus« (Der Spiegel) wurde zu seinem Markenzeichen. Dass Eltern nicht perfekt sein müssen, um ihre Kinder dennoch gut zu erziehen, war seine Botschaft. Seine respektvolle, gleichwürdige Art, mit Menschen umzugehen, ist der Kern seiner Bücher und beeindruckt Fachleute und Eltern immer wieder neu. Er gründete das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und 19 weiteren Ländern in Europa und Übersee aktiv ist. Jesper Juul war Vater eines Sohnes und Großvater zweier Enkelsöhne.
Leseprobe
Einleitung
Unsere Welt verändert sich schneller als jemals zuvor. Wir alle versuchen verzweifelt, Schritt zu halten und für uns selbst und unsere Kinder Anpassungsmöglichkeiten an den Wandel zu finden. Die gute Nachricht ist, dass wir dabei oft erfolgreich sind. Die Smartphones, Tablet-PCs, Apps und andere elektronischen Geräte, die heute im Umlauf sind, und ihr Einfluss auf das Leben sowohl des Einzelnen als auch der Familie sind anschauliche Beispiele. Wir haben die kritische, besorgte und defensive Haltung, die noch vor zehn Jahren im Hinblick auf die Fülle der technologischen Neuerungen vorherrschte, hinter uns gelassen und einen Punkt erreicht, an dem Schulkinder angespornt werden, sich auf elektronikfreie Tage oder Wochen einzulassen, und Familien spannende und wohltuende Mittel und Wege ersinnen, die Zeiten zu beschränken, in denen jeder den Blick auf das eigene Display heftet. Sehr viele entdecken den Wert der persönlichen Interaktion aufs Neue, und wenn Eltern den Mut haben, neue Maßstäbe zu setzen, folgen die Kinder bereitwillig.
Seit mehr als einer Generation versuchen die Gesellschaft als Ganzes und auch die meisten ihrer einzelnen Mitglieder, die Tatsache zu verarbeiten, dass heute jeder von uns - ungeachtet des Lebensalters - erheblich stärker, kompetenter und selbstbestimmter ist, als es früher möglich schien. Meine eigene Generation hat bedeutende Veränderungen in der Altenpflege auf den Weg gebracht, Kindergärten und Schulen sehen sich zu einem Kurswechsel in ihren Denk- und Verhaltensweisen gezwungen, und auch die Ehe und andere Liebesbeziehungen zwischen Erwachsenen fordern einen Einstellungswandel.
Die Suche nach einem gesunden Gleichgewicht zwischen unserem Wunsch nach Kooperation und Anpassung einerseits und dem Bedürfnis nach Integrität und persönlichen Grenzen andererseits ist heute mehr denn je in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Sind wir zu individuell und egozentrisch geworden oder gestatten wir uns noch Sozialisationsprozesse, die auch Kummer und Enttäuschungen mit sich bringen? Diese Suche ist eine große existenzielle Herausforderung, und viele Kinder, die verhätschelt und von den Eltern zum absoluten Mittelpunkt ihrer Lebenswelt gemacht wurden, halten nun - inzwischen erwachsen geworden - nach Möglichkeiten Ausschau, einen Beitrag zum Wohl anderer zu leisten. Sie und wir alle wissen, dass auch heute die Mehrzahl der Kinder auf Unterstützung und Ermutigung angewiesen ist, um ihr Potenzial voll zu entfalten.
Erziehungswissenschaftler, Pädagogen, Leute wie ich streiten über viele Themen, jedoch über eine Tatsache nicht. Bei diesem Thema gibt es keinen Zweifel und keine Debatte: Kinder brauchen Führung durch Erwachsene. Das wissen wir, weil es Kindern, die ohne diese Führung leben, schlecht geht - ob sie allein sind, nur unter anderen Kindern oder mit Eltern, die nicht führen können oder wollen. Eine Mutter hat mir einmal geschrieben, dass ihre zweijährige Tochter morgens nicht in den Kindergarten wollte. Wenn das Mädchen im Kindergarten ankam, ging alles wunderbar, aber vor der Fahrt dorthin weigerte sie sich, ins Auto zu steigen. Eines Tages hat die Mutter zufällig drei oder vier Gummibärchen im Auto gefunden und gesagt: »Wenn du jetzt kommst, kriegst du die Gummibärchen.« Zu der Zeit, als die Mutter mir den Brief schrieb, forderte ihre Tochter schon mindestens zweihundert Gramm Gummibärchen, wenn sie ins Auto einsteigen sollte, und die Mutter fragte: »Was mache ich jetzt?« Wir wissen alle, dass innerhalb weniger Monate die Gummibärchen nicht mehr funktionieren werden. Wie macht man das in einem solchen Fall mit der Führung? Die Antwort ist im Grunde einfach und trotzdem schwierig. Es geht darum, seine Kinder kennenzulernen, ihre persönlichen Grenzen kennenzulernen, sich diesen gegenüber respektvoll zu verhalten und mit seinen Kindern so authentisch wie möglich umzugehen. Das ist das Thema dieses Buches.