

Beschreibung
Die Preißn im Glitzerdirndl gehören für einen Bayern ebenso zur Wiesn wie der Ketchup zur Weißwurst. Egal ob es um Stilbrüche, Start-up-Gschaftler oder Stritzis geht, Harry G verschont weder zugezogene Mietwucherer noch Wurstfabrik besitzende Fußballmanager mi...Die Preißn im Glitzerdirndl gehören für einen Bayern ebenso zur Wiesn wie der Ketchup zur Weißwurst. Egal ob es um Stilbrüche, Start-up-Gschaftler oder Stritzis geht, Harry G verschont weder zugezogene Mietwucherer noch Wurstfabrik besitzende Fußballmanager mit seinem Spott. Dennoch sind seine temperamentvollen Tiraden immer voller Liebe für die Bayern und ein Aufruf zum Artenschutz, der auch jenseits des Mains gehört wird. Denn wo sonst treffen sich vegane Yoga-Amseln, Hipster-Radler und Sörens aus Hannover, um kollektiv beschimpft zu werden und sich dabei totzulachen? Genau: Bei Harry G, dem legitimen Erben Karl Valentins.
Harry G heißt eigentlich Markus Stoll und kommt noch nicht einmal aus München. Dennoch hat es die grantige Kunstfigur des gebürtigen Regensburgers mit durchschnittlich 800.000 Klicks vom Facebook-Phänomen zu einem der erfolgreichsten Comedy-Acts des Jahres gebracht. Seine Live-Shows 'Leben mit dem Isarpreiß' und 'Harry die Ehre' sind sogar in Hamburg und Berlin ausverkauft - denn leidende Exil-Bayern gibt es einfach überall.
Autorentext
Harry G heißt eigentlich Markus Stoll und kommt noch nicht einmal aus München. Dennoch hat es die grantige Kunstfigur des gebürtigen Regensburgers mit durchschnittlich 800.000 Klicks vom Facebook-Phänomen zu einem der erfolgreichsten Comedy-Acts des Jahres gebracht. Seine Live-Shows "Leben mit dem Isarpreiß" und "Harry die Ehre" sind sogar in Hamburg und Berlin ausverkauft - denn leidende Exil-Bayern gibt es einfach überall.
Leseprobe
In da Höll ...
Karl Valentin, Münchner Komiker von Weltruhm und gewichtiges Nationalheiligtum von trauriger Gestalt, hat einmal einen Radiobericht live aus der Hölle übertragen. Auf »Wellenlänge fünfundsiebzig Trillionen« erzählt er als »Der Meier, den der Deifi g'holt hat« davon, dass es ihm eigentlich dort unten ganz gut gefiele, es wären ihm nur zu viele Deifl da herunten.
Auf diese Art kann man das Pacha eigentlich auch treffend beschreiben. Es tät einem in dem Laden ganz gut gefallen, wenn nur die Leut nicht wären.
Man sagt ja gern »Die Mischung machts« und meint damit, dass zu viel von etwas niemals gut sein kann. Das stimmt aber in diesem Fall wirklich gar nicht, denn hier ist gerade die Mischung das, was einem sofort zu viel wird.
Zwei Sparkassenlehrlinge stehen im Discounteranzug herum und halten sich an ihren Hugos fest - womit nur so lang das Getränk gemeint ist, bis sich die erste leicht bekleidete Dame an exponierter Stelle unter dem Discokugelhimmel räkelt.
Eine Gruppe Agenturdeppen lungert auf der Lounge-Terrasse als hipper Haufen herum, und die Kreativität ist schon aus mehreren Metern Entfernung zu spüren. Man kann sich schwer entscheiden, was mehr nervt: Ist es die aufgesetzte Lautheit der coolen Sprüche oder die sprechende Coolness der lauten Aufgesetztheit? Zwei von fünf Agenturdeppen tragen natürlich beige Brillen mit Fensterglas, weil sie sich der Illusion hingeben, dass man Leuten mit Brillen nicht ins Gesicht schlägt.
Bei den Damen gibt's entweder die Supermaus mit ihrer Kammerzofe, die immer dabei sein muss, damit die Supermaus noch mausiger sein kann, oder diese Gruppe von Proseddschio-Schlampen, die sich immer als zusammenhängende amorphe Masse durch den Laden bewegt.
Diese Dumpfmamsels bewegen sich wie ein einziger Organismus aus bunten Fingernägeln, gefärbten Haaren und Pimkie-Sale-Polyester gemeinsam auf die Tanzfläche, gemeinsam aufs Klo, gemeinsam zur Bar ... und man weiß immer ganz genau, wann sie sich wieder in Bewegung setzen, denn ihre Anführerin - meistens die in dem weißen Schlauchkleid - hebt kurz vorher einen Arm und zeigt zur Decke wie der John Travolta. Dann brüllt sie irgendeinen genialen Geistesblitz in die Umgebung, wie zum Beispiel: »Proseddschioooo!« Natürlich kreischt das Gefolge sofort begeistert los, und der Mob setzt sich in Bewegung Richtung Bar. Wehe dem, der ihren Weg kreuzt. Die Mixtur aus zu viel Parfum, zu wenig Deo und so viel Haarspray, dass das Treibhausgas einen ganzen Gletscher vernichtet, steht länger im Raum als der brutalste Radischoas[6].
Noch Wochen später hustet man diese rosa glitzernden Nanopartikel hoch, mit denen sich die Mehrheit dieser Madlmutanten die Lätschn gepudert hat. Und das alles, weil man in dieser Klitschn ganz vielleicht mal einen Blick auf den Boris Becker oder andere prominente Wahlmünchner erhaschen könnte, die sich in der Realität aber deutlich rarer machen, als das Image des Pacha das vielleicht ganz gern vermittelt hätt. Zumindest reicht das Image aus, dass man sich selber so ein ganz kleines bissl restprominent fühlt und am nächsten Tag im Büro erzählen kann, dass sich irgendein saubekannter Fußballer an der Bar ein paar Lattenknaller in den Schädel geschmettert hat.
Nun ist es in München so: Sie dürfen ja grundsätzlich erst einmal alles machen, uns Münchnern is des wurscht. Nur dürfen Sie halt nicht davon ausgehen, dass wir das dann auch gut finden oder gar dabei sein wollen. Weil es ist nämlich so: Mia meng ned miassn, mia meng meng.[7]
Es gibt noch so viel Furchtbares aus der Pacha-Hölle zu erzählen, aber eigentlich wollt ich ja von meiner Rettungsmission berichten. Und damit ich nicht wieder als der Alles-scheiße-Finder dasteh, sei gesagt: Natürlich gehen auch vernünftige Leut ins Pacha. Aber die kommen immer erst, wenn alle Gäste weg sind, zum Saubermachen.
Ich mus
