

Beschreibung
Wenn die Welt friedlich zusammenleben soll, braucht sie gemeinsame Spielregeln. Die kann nicht eine einzelne Weltanschauung vorgeben, vielmehr muss sie sich aus den Quellen aller Weltreligionen und humanistischer Traditionen speisen. Das ist die Vision, die Ha...Wenn die Welt friedlich zusammenleben soll, braucht sie gemeinsame Spielregeln. Die kann nicht eine einzelne Weltanschauung vorgeben, vielmehr muss sie sich aus den Quellen aller Weltreligionen und humanistischer Traditionen speisen. Das ist die Vision, die Hans Küng vor 20 Jahren als 'Weltethos' vorgelegt hat, und die in diesem Buch aus unterschiedlichen Blickwinkeln dargestellt wird. Eine Idee, die weltweit diskutiert wird und die für alle Bereiche unserer Gesellschaft von Bedeutung ist, wird prägnant und zugleich umfassend dargestellt.
Hans Küng, geboren 1928 in Sursee/Schweiz, ist Professor Emeritus für Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen und Ehrenpräsident der Stiftung Weltethos. Er gilt als einer der universalen Denker unserer Zeit. Sein Werk liegt im Piper Verlag vor. Zuletzt erschienen von ihm 'Was ich glaube' - sein persönlichstes Buch -, 'Erlebte Menschlichkeit', der dritte Band seiner Memoiren, sowie 'Sieben Päpste'.
Vorwort
»Diese eine Weltgemeinschaft braucht einige verbindende und verbindliche Normen, Werte, Ideale und Ziele.« Hans Küng
Autorentext
Hans Küng, geboren 1928 in Sursee/Schweiz, ist Professor Emeritus für Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen und Ehrenpräsident der Stiftung Weltethos. Er gilt als einer der universalen Denker unserer Zeit. Sein Werk liegt im Piper Verlag vor. Zuletzt erschienen von ihm "Was ich glaube" - sein persönlichstes Buch -, "Erlebte Menschlichkeit", der dritte Band seiner Memoiren, sowie "Sieben Päpste".
Leseprobe
II. Wie wird Weltethos begründet?
Es gibt in der Praxis sehr verschiedene Begründungen für ein gemeinsames Ethos. Ich unterscheide sieben Begründungen: pragmatische, philosophische, kulturanthropologische, politische, juristische, physiologisch-psychologische und religionswissenschaftliche. Der »persönliche Hintergrund«, der den Leser interessieren dürfte, ist, wie in der Einleitung angemerkt, nicht autobiographisch zu verstehen (der dritte Band meiner Memoiren wird darüber genaue Auskunft geben), sondern »forschungsgeschichtlich«: als knappe Rechenschaft über Vorarbeiten und Vorereignisse. Es möge deutlich werden, dass es sich im Folgenden nicht um leichtfüßig ad hoc formulierte Thesen, sondern um lange und hart erarbeitete und in vielen Auseinandersetzungen erprobte Erkenntnisse handelt. Ich setze ein mit einer pragmatischen Begründung, die auf viele Weisen möglich ist. Als Beispiel wähle ich den in letzter Zeit durch allerlei Skandale erschütterten Sport.
Pragmatische Begründung:
Gelingt Zusammenleben ohne ethische Maßstäbe?
Persönlicher Hintergrund: Am Anfang dieser Überlegungen stand ein Vortrag über Sportrecht meines rotarischen Freundes Dr. Alfred Sengle, Gerichtspräsident und Syndikus des Deutschen Fußballbundes (DFB). Noch vor verhältnismäßig wenigen Jahren ein relativ bescheidener Teil des Rechtes, hatte sich das Sportrecht in jüngster Zeit massiv ausgedehnt: Für manche Sportarten umfasst das Sportrecht bereits ganze Bücher.
(1) Jedes Spiel vom Schachspiel bis zum Fußball bedarf der Regeln
Kein Fußballspiel ohne Spielregeln. Nur durch Spielregeln entsteht jener Raum der Freiheit, in dem sich das Spiel entwickeln kann. Und gerade Fußball zeigt, wie auch andere Mannschaftsspiele, dass nur durch die Einhaltung der Regeln ein gutes, faires, schönes Spiel zustande kommt. Regeln nicht als Belastung, sondern als Befreiung!
(2) Fairplay, ein regelgerechtes Spiel, setzt die Beachtung ethischer Normen voraus
Schiedsrichter, üblicherweise Muster von Fairness, haben in jüngster Zeit durch Korruption und Manipulation von Spielergebnissen einen bisher untadeligen Berufsstand unter Generalverdacht gebracht. Radrennfahrer und ihre medizinischen, sportlichen und psychologischen Betreuer lassen durch pharmazeutische Manipulationen nicht nur einzelne Vertreter des Radsports als Betrüger und Lügner erscheinen, sondern haben den Profiradsport als Ganzen als unsportlich, unfair, unmoralisch in Misskredit gebracht. Es geht hier nicht nur um Verletzungen des Sportrechts, das in den letzten Jahrzehnten immer detaillierter und komplizierter geworden ist, sondern um die Verletzung elementarer Grundwerte menschlichen Anstands: Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Solidarität, Humanität. Es geht um den Verrat an der Idee, dem Geist des Sports, der immer öfter kommerziellen Interessen geopfert zu werden droht.
(3) Der globale Sport braucht ein globales Ethos
Der Sport hat zwar eigene Regeln, braucht aber keine Sonderethik. Er braucht sich nur an die allgemeinen Grundsätze zu halten, die für alle Bereiche des Lebens für Politik, Wirtschaft, Kultur, öffentliches und privates Leben gelten. Diese ethischen Regeln, die sich in der Menschheit langsam durchgesetzt haben und von den verschiedenen religiösen und philosophischen Traditionen formuliert und angemahnt werden, verstehen sich in der heutigen säkularisierten, individualistischen und pluralistischen Welt vielfach nicht mehr von selbst. Sie müssen wieder neu zum Bewusstsein g
