

Beschreibung
Gefühle dienen als Motivationskraft und stiften in kollektiv geteilter Form Beziehung und Nähe zu anderen Menschen oder dienen der Abgrenzung von feindlichen Gruppen. An zahlreichen Beispielen aus aktuellen politischen Auseinandersetzungen erläutert der Autor,...Gefühle dienen als Motivationskraft und stiften in kollektiv geteilter Form Beziehung und Nähe zu anderen Menschen oder dienen der Abgrenzung von feindlichen Gruppen. An zahlreichen Beispielen aus aktuellen politischen Auseinandersetzungen erläutert der Autor, wie Gefühle politisches Handeln beeinflussen, und wie mit Gefühlen Politik gemacht wird.
Gefühle haben großen Einfluss auf unser Handeln. Sie dienen als Motivationskraft und stiften in kollektiv geteilter Form Beziehung und Nähe zu anderen Menschen oder dienen der Abgrenzung von feindlichen Gruppen. Gefühle haben die Aufgabe, zu erkennen, was auf uns einwirkt, auszudrücken, was wir empfinden, und zu bewerten, was wir erkannt haben. In der Politik und in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen spielen Gefühle deshalb eine zentrale Rolle: Der affektive Furor, den der Populismus entfacht, bündelt ohnmächtige Wut, blinden Hass, Neid, Verbitterung und Rachewünsche zu Ressentiments, die das soziale Zusammenleben vergiften. Gefühle, die an der menschlichen Verletzbarkeit anknüpfen, wie etwa Besorgnis, Trauer, Mitleid, Empathie und Hoffnung, eröffnen hingegen die Chance auf alternative Perspektiven. An zahlreichen Beispielen aus aktuellen politischen Auseinandersetzungen erläutert der Autor, wie Gefühle politisches Handeln beeinflussen und wie mit Gefühlen Politik gemacht wird.
Gefühle als Form der politischen Auseinandersetzung erkennen und verstehen!
Autorentext
Hans-Jürgen Wirth ist Psychoanalytiker, Psychologischer Psychotherapeut, arbeitet als Psychoanalytiker (DPV, IPA, DGPT) und psychoanalytischer Paar-, Familien- und Sozialtherapeut (BvPPF) in eigener Praxis in Gießen. Er hat Psychologie und Soziologie in Gießen studiert. Von 1976 bis 1992 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent am »Zentrum für Psychosomatische Medizin« der Universität Gießen als Mitarbeiter von Horst-Eberhard Richter. 1985 erfolgte die Promotion zum Dr. rer. soc. am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen, 1997 die Habilitation am Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen. Von 1997 bis 2004 war er Privatdozent, von 2004 bis 2009 außerplanmäßiger Professor für das Fachgebiet »Psychoanalyse mit dem besonderen Schwerpunkt der Prävention, Psychotherapie und psychoanalytischen Sozialpsychologie« an der Universität Bremen. Seit 2010 ist er außerplanmäßiger Professor für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er ist Begründer des Psychosozial-Verlages. Hier sehen Sie die Aufzeichnung eines Vortrags zum Thema »Zeitenwende - Der Krieg in der Ukraine und seine sozialpsychologischen Ursachen und Folgen«, den Hans-Jürgen Wirth im Januar 2023 in Gießen gehalten hat: https://www.horst-eberhard-richter-institut.de/aktuelles/videoordner-ausgeblendet/wirth-ukraine-vortrag-2023-01-18 Foto: © Jan Will Stand: November 2012
Inhalt
Einleitung Rollende Steine Themen dieses Buches Gefuhle machen Politik 1 Zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Populismus Ist der Populismus ein neues Phänomen? Spannung zwischen Zentrum und Peripherie Die Autoritäre Persönlichkeit Die Unfähigkeit, zu vertrauen Angst Hass Scham Neid Ekel Verbitterung Ressentiments Brandstifter Alexander Gauland: Ressentiment, Feindseligkeit und Biederkeit Abstinenz und der Umgang mit populistischen Äußerungen im Behandlungszimmer 2 Brexit Ergebnis einer Politik des Machtmissbrauchs und des Ressentiments »Die ganz gemeine Eitelkeit als Berufskrankheit bei Politikern« (Max Weber) Der Brexit als illusionärer Souveränitätsgewinn Wurzeln des antieuropäischen Ressentiments Fremdenhass und Autonomieillusionen als Kompensation fur gekränkten Nationalstolz 3 Argwohn, Misstrauen, Verfolgungsängste Verschwörungstheorien in der Corona-Krise Epistemisches Vertrauen epistemisches Misstrauen Familiendynamiken in der Corona-Krise Intellektuelle Gewährsmänner des Misstrauens: Agamben und Foucault Empirisches zur Verschwörungsmentalität Psychodynamik der Impfskepsis Magisches Denken und die Fähigkeit zur Besorgnis 4 Das radikal Böse als Bestandteil der menschlichen Existenz Der Film Das radikal Böse Das Rätsel des Bösen Die Banalität des Bösen Die Pathologie des Bösen Antisoziale Persönlichkeitsstörung und Autoritärer Charakter Schließt die Normalitätsthese die Pathologiethese aus? Maligner Narzissmus und Großgruppenidentität Ist Völkermord ein Ausdruck des Todestriebes? 5 Von der »Unfähigkeit zu trauern« bis zur »Willkommenskultur« zur psychopolitischen Geschichte der Bundesrepublik Zwischen Rechtspopulismus und »Willkommenskultur« Das vierfache Trauma des Zweiten Weltkrieges Die Unfähigkeit zu trauern und die Atombegeisterung als weltweite kollektive Abwehr Die Jugendbewegungen der 1960er und 1970er Jahre »Mehr Demokratie wagen« Stationen der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit Im Schatten von Tschernobyl Die Entdeckung der Kriegskindheiten aus dem Zweiten Weltkrieg Im Schatten von Fukushima Vergangenheitsbewältigung in Japan und Westdeutschland Vergangenheitsbewältigung in der DDR und in Westdeutschland Das deutsche Trauma der Vertreibung Deutsche »Willkommenskultur« Wie geht es mir mit meinem eigenen Text? Politische Konsequenzen 6 AfD und Grune konträre Welt- und Menschenbilder »Kalte« und »heiße« Kulturen Empirische Daten und sozialpsychologische Interpretationen Bilanz und Ausblick 7 Das neue Bewusstsein der Verletzlichkeit »Vulnerabilität« und »Trauma« Vulnerabilität als Charakteristikum des Lebendigen Die Fruhgeburtlichkeit des Menschen Liebe und Sexualität Die Verwundbarkeit der nackten Haut Warum der Homo sapiens seine Körperbehaarung fast vollständig verloren hat Zärtlichkeit und Sexualität Psychische Vulnerabilität Vulnerabilität, Vertrauen und Resonanz »Dialektik der Sensibilität« (Andreas Reckwitz) Verletzlichkeit und kollektive Verantwortung Bilanz 8 Zeitenwende Neues Leitbild »Wehrhafter Friede« Die Grunen zwischen Pazifismus und Wehrhaftigkeit Warum den Grunen Waffenlieferungen leichter fallen als der SPD Blick zuruck die Zeitenwende von 1989 Die Auflösung der UdSSR als kollektive narzisstische Kränkung Die Verleugnung kollektiver Traumata fuhrt zu ihrer Wiederkehr Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe »Gewählte Traumata« und »gewählte Ruhmesblätter« Selenskyj als psychologisches Gegenmodell zu Putin Ausblick Literatur Textnachweise
