

Beschreibung
Das Schicksal führt eine Gruppe junger Leute zusammen. Sie verlieben sich und Paare finden zueinander. Hochzeiten werden gefeiert und Familien werden gegründet. Doch über einem der Paare schwebt der Rod. Ein ergreifender Schicksalsroman um Liebe und Tod. Lesep...Das Schicksal führt eine Gruppe junger Leute zusammen. Sie verlieben sich und Paare finden zueinander. Hochzeiten werden gefeiert und Familien werden gegründet. Doch über einem der Paare schwebt der Rod. Ein ergreifender Schicksalsroman um Liebe und Tod.
Leseprobe
Ich fürchte, wir werden eine neue Wirtschafterin brauchen, Hoheit. Der Diener Leo rollte den Teewagen neben den schweren Ledersessel, in dem Fürst Albert von Gehlen die Zeitung las, Was sagst du da? Erschreckt ließ der Fürst die Zeitung sinken. Ich meine, dass die Dame, er sprach das Wort mit Sarkasmus aus, nicht besser ist als ihre Vorgängerinnen. Mit gemessenen Bewegungen goss er den Tee in das Teeglas und griff nach der Karaffe mit Rum. Der wundervolle Duft von echtem Jamaika erfüllte augenblicklich die Luft. Leo trat einen Schritt zurück und nahm eine tadellose Haltung an. Während seine Augen gewohnheitsmäßig prüften, ob alles in Ordnung war, sagte er ruhig, mit Überzeugung: Von acht großen Schinken fehlen zwei. Ebenso sind sechs lange Katenrauchwürste verschwunden. So fängt es meistens an. Kannst du das beweisen? Leider nein. Ich zähle nur alle Tage nach. Fürst Albert nickte. Das war es ja! Beweisen ließ sich das nicht. Wenn man sie nicht dabei erwischen konnte! Er seufzte tief auf. So ging das laufend, seitdem seine Frau vor drei Jahren gestorben war. Das Personal wechselte dauernd. Nur Leo war zuverlässig. Ein leises Schließen der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Hella, sagte er liebevoll zu dem jungen Mädchen, das langsam, auf einen Stock gestützt, auf einen Sessel in seiner Nähe zusteuerte. Schön, dass du mir Gesellschaft leisten willst. Fürst Albert nickte seiner Tochter zu. Sitzt du bequem? Möchtest du etwas Tee? Er sah ihr zustimmendes Lächeln und schaute Leo kurz an. Einen kleinen Schluck, wie immer. Leo neigte gemessen den Kopf. Er wusste es. Die Prinzessin durfte nur sehr wenig trinken, weil sie ein schweres Herzleiden hatte. Er verließ geräuschlos den Raum, nachdem er sie versorgt hatte. Du hattest vorhin Besuch, Hella? Aufmerksam betrachtete Fürst Albert das schöne, blasse Gesicht seiner Tochter. Die Ähnlichkeit mit ihrer verstorbenen Mutter, der Fürstin Margarete, wurde immer deutlicher. Hella trank einen winzigen Schluck. Ja, Vater. Vorsichtig stellte sie das Teeglas auf das Tischchen neben sich. Sie faltete die schmalen Hände im Schoß. Es war Christa Schüring, du weißt.. Ja, nickte der Fürst, deine Schulfreundin. Und weißt du, was sie erzählt hat? Hella neigte sich etwas lebhafter vor: Christoph baut eine Privatklinik auf dem Weihergrundstück ... Hella, erregt fasste Fürst Albert die Armlehnen seines Sessels und beugte sich weit vor, das ist doch wohl nicht wahr? Die Adern an seinen Schläfen klopften deutlich sichtbar. Er sprang auf, bezwang sich aber mit einem Blick auf seine Tochter, die erschöpft in den Sessel zurücksank, und setzte sich, vergeblich nach Fassung ringend, wieder hin. Er hat dafür das Gelände südlich vom Mühlbach, du weißt, was ihm aus Mamas Erbteil zufiel, an die Industrie verkauft, ergänzte die Prinzessin mit leiser Stimme. Auch das noch! stöhnte Fürst Gehlen. Wie kommt er dazu? empörte er sich. Unser Grund und Boden! Besitz von Schloss Gehlen! Er trommelte mit den Fingerkuppen an das Fenster, erregt und zornig. Du irrst dich, Papa, sagte Hella leise, aber bestimmt. Ich irre mich nicht! rief er aufgebracht und schlug mit der Faust auf die Fensterbank, dass die Scheiben klirrten. Im Gegenteil, ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen! Er drehte sich spontan um: Jetzt, sofort! Mit wenigen Schritten war er an seinem Schreibtisch und drückte den Klingelknopf. Du brauchst dich nicht aufzuregen, Hella, meinte er mit einem Blick auf ihr blasses Gesicht. Aber ich, ich werde .. er wandte sich zu dem Butler um, der gerade eintrat: Leo, sag Friedrich Bescheid, dass er vorfährt, sofort! * Als Fürst Albert von Gehlen bei der Praxis des Barons Dr. Christoph von Eggern vorfuhr, holte der Arzt gerade seinen Wagen aus der Garage. Wie immer, wenn Fürst Albert seinem Stiefsohn begegnete, überkam ihn das Gefühl von Abneigung, das er nicht zu überwinden vermochte. Er beherrschte sich mühsam, als er zu dem Arzt sagte: Kann ich mit dir sprechen? Christoph von Eggern zog ohne Begeisterung den Schlüssel von seinem Wagen und sagte mit einer Handbewegung zum Hause hin: Bitte, geh hinein. Friedrich sah im Rückspiegel die beiden Herren in dem hübschen Portal verschwinden, dessen Seiten mit je einer Säule verziert waren und vor deren Füßen jeweils ein steinerner Löwe lag. Die Augen des Chauffeurs wanderten kurz an der Front des Hauses entlang. Es war nicht gerade ein Schloss, was der Baron da bewohnte. Aber, dachte Friedrich, es sieht doch irgendwie so ähnlich aus. Er wusste nicht, dass es sich ursprünglich um einen Landsitz der Herren von Eggern gehandelt hatte, der später, gut erhalten und gut gepflegt, zum ständigen Wohnsitz des Geschlechtes benutzt worden war. Christoph von Eggern war indessen zu seinem Arbeitszimmer vorausgegangen, hatte die Tür geöffnet und mit einem Darf ich bitten den Fürsten an sich vorbei eintreten lassen. Er zeigte auf eine Sesselgruppe in der hinteren Hälfte des Raumes. Bitte." Mit kaum wahrnehmbarem Spott in der Stimme fragte er dann, als sie Platz genommen hatten: Was verschafft mir die Ehre deines Besuches? Stimmt es, dass du auf dem Weihergrundstück eine Klinik baust? Die Fältchen in den Augenwinkeln des Arztes vertieften sich. Ganz recht. Er lehnte sich weit zurück und sagte mokant: Wie schnell sich so etwas herumspricht! Christoph, ich muss doch bitten! Fürst Albert schoss erregt nach vorne. Du weißt, dass das Weihergrundstück zum Gebiet des Gehlener Besitzes gehört.. Gehörte! verbesserte Christoph von Eggern unerbittlich. Es wurde mir, als ich bei Mamas Tod übers Ohr gehauen werden sollte ... Ich protestiere energisch! Fürst Albert sprang zornig auf und lief mit großen Schritten auf und ab. Übers Ohr gehauen werden sollte! wiederholte Christoph eindringlich. Oder stimmt es vielleicht nicht, dass das Kapital, das mir von meinem Vater her zustand, auf Gehlen verwirtschaftet wurde? Das Geld hat mir deine Mutter gegen volle Sicherheit zur Verfügung gestellt, als wir auf Gehlen große Summen für Erweiterungen brauchten ... Was mir aber nicht mitgeteilt wurde, entgegnete Christoph scharf, bis ich nach ihrem Tode durch Zufall dahinterkam. Er hob die Stimme: Da ihr weder Zinsen für mich aufgestockt hattet, noch in der Lage wart, mir das mir zustehende väterliche Erbe zurückzuzahlen, bekam ich das Weihergrundstück als Entgelt." Fürst Albert blieb auf seiner Wanderung stehen: Mit der Weisung, dass es nicht veräußert oder zweckentfremdet werden durfte! Jawohl, bestätigte der Arzt heftig, unter der Voraussetzung, dass das mir gehörende Kapital Zug um Zug zurückgezahlt werden sollte. Er atmete tief durch. Das ist bis zur Stunde nicht geschehen. Auch er stand auf. Da ich nicht willens bin, mein Leben lang vielleicht um mein Eigentum kämpfen zu müssen, bin ich zur Selbsthilfe geschritten. Das Grundstück ist sehr schön. Die Lage ist einzigartig und für eine Klinik sehr günstig. Die Ausschachtungen sind im Gange. Das notwendige Kapital habe ich durch den Verkauf eines zu Eggern gehörenden Grundstücks beschaffen können. Fürst Albert lief vor Zorn rot an: Und hast ausgerechnet ein Grundstück verkauft, das in seiner Breitseite an Gehlener Gebiet stößt! Empört klopfte er mit dem Zeigefinger auf die Schreibtischplatte: Das sage ich dir heute schon: Ich werde gegen jede Bebauung protestieren! Du weißt wohl noch nicht, dass unmittelbar an eurem Grundstück vorbei die neue Straße gebaut werden wird. Das Land wird also ohnehin enteignet, wenn du es nicht freiwillig dafür hergeben willst, entgegnete Christoph ruhig. Er stellte sich mit gekreuzten Beinen gegen die Fensterbank. Ich habe übrigens dadurch einen guten Preis erzielt, warf er nebenbei ein, und wenn du.. Ich brauche deine Ratschläge nicht! rief der Fürst ärgerlich. Aber vielleicht hast du mal darüber nac…
