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In Alaska findet das härteste Schlittenhundrennen der Welt statt. Doch der sportliche Wettkampf wird völlig überraschend zu einer mörderischen Jagd durch Eis und Schnee, denn Kirra Jacobs' Cousine ist entführt worden. Gemeinsam mit Reef und den anderen Mitgliedern des McKenna-Clans stürzt Kirra sich in einen erbarmungslosen Wettlauf gegen die Zeit. Sie weiß, sie muss ihre Cousine finden, bevor das Rennen zu Ende ist, sonst wird ihr Onkel tun, was die Entführer verlangen. Und das könnte unzählige Menschen das Leben kosten
Autorentext
Dani Pettrey ist für ihre spannenden Romane mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Maryland.
Leseprobe
1 Rainy Pass, Alaska 10. März, 2:17 Uhr Adrenalin pulsierte durch Reefs Adern. Das war am frühen Morgen um zwei Uhr irgendwie wenig hilfreich, weil er eigentlich schlafen sollte, aber die Aufregung beim Iditarod-Rennen packte ihn jedes Mal. Es war das erste Mal seit seiner Teenagerzeit, als er an der Seite seines Vaters als freiwilliger Helfer mitgemacht hatte, dass Reef wieder mit dabei war. Seit dem Neustart in Willow waren sechsunddreißig aufregende, atemlose Stunden vergangen. Er drehte sich in seinem Schlafsack herum, sodass er das Fenster der Blockhütte sehen konnte, die man zum Kommunikationszent-rum umfunktioniert hatte. Blasser Mondschein kroch zwischen den Rändern der Vorhänge hindurch gerade so viel, dass er sehen konnte, wie eine Gestalt den Raum durchquerte und zur Tür ging. Merkwürdig. Reef stützte sich auf den Ellbogen und musterte die Gestalt, die er in letzter Zeit viel zu häufig betrachtet hatte. Kirra. Was hatte sie denn jetzt schon wieder vor? Er konnte immer noch nicht fassen, dass von allen Freiwilligen bei diesem Hundeschlittenrennen ausgerechnet er und Kirra Jacobs ein Team bilden sollten. Und er fragte sich unwillkürlich, ob nicht jemand von seinen Geschwistern dabei die Finger im Spiel gehabt hatte. Nicht dass es ihm etwas ausmachte und genau das war es, was ihn beunruhigte. Sie sollten die Ausputzer machen, die Augen aufhalten, ob irgendwelche Hundegespanne abgehängt worden waren. Der Schneesturm, der durch Skwentna und weiter in den Finger Lake hineinfegte, warf die Schlitten um Stunden zurück abgesehen von den führenden Gespannen, die schon vor dem schlimmsten Unwetter hier durchgekommen waren und Rohn bereits erreicht hatten. Dadurch wurde die übliche Kluft zwischen dem ersten und dem letzten Platz noch größer. Als er und Kirra ihre Schicht beendet und sich schlafen gelegt hatten, waren noch immer zwei Dutzend Gespanne unterwegs gewesen. Reef stieg aus dem Bett und schlich über den kalten Holzfußboden, um Kirra abzufangen. Seine Hand legte sich nur einen Sekundenbruchteil vor ihrer um den Türknauf. Ihr Atem stockte. Er lehnte sich an die Tür, durch deren Rahmen die eisige Temperatur von draußen hereindrang. Reef!, zischte sie leise und blickte über ihre Schulter zurück. Geh mir aus dem Weg. Sie stieß ihn an, aber er blieb stehen. Kirra war gut fünfzehn Zentimeter kleiner als er und bestimmt siebzig Pfund leichter glaubte sie ernsthaft, sie könnte ihn einfach so aus dem Weg schubsen? Seine Mundwinkel zuckten. Ihm gefiel ihr Selbstbewusstsein. Falls du es nicht bemerkt hast es sind mindestens minus zwanzig Grad da draußen. Abgesehen davon, dass es mitten in der Nacht ist. Wo willst du denn so dringend hin? Dann verwandelte sich sein Schmunzeln in ein breites Grinsen. Warte mal du schleichst dich zu einem nächtlichen Rendezvous raus, oder? Doch nicht die vollkommene und vorbildliche Kirra Jacobs! Reef spürte, wie ein prickelndes Glücksgefühl ihn durchzuckte. Verbarg sich etwa mehr als erwartet hinter der braven Fassade dieser Dame, die aus unerfindlichen Gründen in seinen Träumen herumspukte? Kirra schnaubte verächtlich, während sie ihre Handschuhe zurechtzog. Sei nicht albern. Er hob die Hände und lachte leise. Du hast recht. Wie komme ich nur auf so eine Idee? Ich habe keine Zeit für diesen Unsinn. Sie stieß ihm den Ellbogen kräftig in die Rippen, öffnete die Tür und schlüpfte an ihm vorbei. Mein Onkel wird vermisst. Was? Reef riss seine Jacke und seine Ausrüstung vom Haken und folgte ihr nach draußen. Die eiskalte Luft raubte ihm den Atem und brannte in seiner Lunge wie Feuer. Warte, Kirra! Sie lief auf den Stall zu, Richtung Hintereingang, wo die Schneemobile geparkt waren. Willst du allen Ernstes mitten in der Nacht rausfahren und ihn suchen? Kirra nahm den Schlüssel eines Schneemobils vom Haken. Ich habe lange genug gewartet. Sie schüttelte den Kopf. Ich kann nicht fassen, dass ich eingeschlafen bin, bevor er angekommen ist. Die Schlittenführer kommen rund um die Uhr, vor allem bei diesem Unwetter. Du kannst unmöglich die ganze Zeit wach bleiben. Ich habe zu lange geschlafen. Und gerade habe ich am Meldepunkt angerufen. Frank ist immer noch nicht aufgetaucht. Da stimmt was nicht. Reef legte eine Hand auf ihre Hand, die den Schlüssel ins Zündschloss schob. Vielleicht ist er einfach nur spät dran. Dieser Sturm bringt alles durcheinander. Er war von Anfang an vorne mit dabei. Selbst wenn er sich am Finger Lake ausgeruht hat, müsste er inzwischen hier sein. Reef hob die Hände und ließ große Schneeflocken darauffallen. Dann blickte er zu den weißen Fäden hinauf, die auf sie herabschwebten. Nicht, wenn er das Unwetter abwartet. Er würde nie das ganze Unwetter abwarten. Das macht niemand außer einem blutigen Anfänger. Den Rückstand könnte er nie wieder aufholen. Also gut. Dann wecken wir die anderen und führen eine richtige Suche durch. Ben wird keine nächtliche Suchaktion anordnen. Er wird verlangen, dass wir bis zum Morgen warten und bis der Sturm abgeklungen ist. Und dann wird er zuerst die Luftrettung in Iditarod verständigen, damit die nach Frank suchen. Und was ist daran auszusetzen? Das ist doch vernünftig. Wirklich? Du hältst mir Vorträge darüber, was vernünftig ist? Touché. Ich sage ja nur, dass es gefährlich ist. Kirra legte den Kopf schief. Ich dachte, du liebst die Gefahr. Nicht mehr Ein gelegentlicher Adrenalinstoß, wie Extremsportarten ihn mit sich brachten, machte Reef nichts aus, aber das hier war etwas anderes. Wenn Kirra sich mitten in der Nacht allein in die Berge von Alaska begab, konnte sie dabei umkommen. Du wirst mich nicht davon abbringen. Sie ließ den Motor an. Und jetzt geh mir bitte aus dem Weg. Reef seufzte, während er krampfhaft die Alternativen überlegte. Also gut. Er stieg auf. Sie erstarrte, als er hinter ihr Platz nahm. Was soll das? Ich bin dein Such- und Rettungspartner. Ich komme mit. Hör zu, das ist ja nett, aber Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich mich nicht umstimmen lassen werde. Er schlang die Arme um ihre Taille. Ich finde nicht, dass das eine gute Idee ist. Hier zu sitzen und zu streiten, während wir da draußen nach Frank suchen könnten? Da hast du allerdings recht. Kirra wand sich und versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen. Das meinte ich nicht. Hör zu, ich habe die ganze Nacht Zeit und ich bleibe hier. Reef genoss das Gefühl, sie an sich zu drücken, und das gab ihm zu denken ebenso wie die Schockwellen, die ihn durchfuhren. Das ist doch lächerlich! Kirra wehrte sich noch mehr. Er grinste. Genau genommen macht mir das Ganze ziemlichen Spaß. Mann! Sie seufzte frustriert. Du bist wirklich furchtbar. Reefs Grinsen wurde breiter. Er brachte sie unheimlich gerne auf die Palme. Wenn er an all die Methoden dachte, mit denen er Halt! Er hatte es hier mit Kirra Jacobs zu tun. Außerdem war er nicht mehr so ein Typ. Also: Entweder du kommst mit mir zurück in die Hütte oder ich begleite dich. Ende. Gut, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und betätigte dann den Gashebel. Kirra versuchte zu ignorieren, dass Reef die Arme um sie geschlungen hatte und dass sich sein Körper auf dem Schneemobil an sie schmiegte. Sie überlegte, ob sie auf einem gewissen Abstand bestehen sollte, aber sie war nicht so dumm, die einzige verfügbare Wärmequelle zurück…