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Noch nie haben wir so viele Schmerzmittel, Psychopharmaka, Cholesterinsenker und Betablocker geschluckt wie heute. Allein 2012 verordneten Ärzte den Deutschen mehr als 38 Milliarden Tagesrationen unterschiedlichster Medikamente. Doch viele Krankheiten, die heute diagnostiziert werden, gehen gar nicht auf körperliche oder seelische Defekte zurück, sondern sind Nebenwirkungen, die durch diese Medikamente hervorgerufen werden. Von Antibiotika, die depressiv machen können, bis hin zur Psychose, die durch Anti-Malariamittel ausgelöst werden kann. Cornelia Stolze, Biologin und Wissenschaftsjournalistin, zeigt anhand von Fallgeschichten, welche vielfältigen und unerwarteten Störungen selbst gängige Medikamente hervorrufen können. Sie erklärt die Ursachen für die massive Zunahme des Arzneimittelkonsums und zeigt, was jeder selbst für einen sicheren Umgang mit Medikamenten tun kann. Denn wer gut informiert ist, kann sich vor Arzneimittelschäden und deren Folgen schützen.
Cornelia Stolze ist Biologin und Wissenschaftsjournalistin. Seit Mitte der 90er Jahre schreibt sie als freie Autorin und Redakteurin über Medizin und Psychologie, u.a. für Die Zeit, den Stern und Spiegel Online. 2011 erschien ihr Buch 'Vergiss Alzheimer'.
Vorwort
Leiden auf Rezept
Autorentext
Cornelia Stolze ist Biologin und Wissenschaftsjournalistin. Seit Mitte der 90er Jahre schreibt sie als freie Autorin und Redakteurin über Medizin und Psychologie, u.a. für Die Zeit, den Stern und Spiegel Online. 2011 erschien ihr Buch "Vergiss Alzheimer".
Leseprobe
Einleitung
Der Siegeszug der Pharmazie und wer gewinnt?
Arzneimittel sollen heilen, Beschwerden lindern und wenn möglich sogar vor künftigen Leiden bewahren. Und tatsächlich tun sie das auch oft: Täglich retten pharmazeutische Präparate unzähligen schwer kranken Menschen das Leben, sie nehmen Patienten stärkste Schmerzen oder schützen Kinder und Erwachsene vor den Folgen gefährlicher Infektionen. Doch der Siegeszug der Pharmazie hat eine Kehrseite. Zwar ist den meisten Menschen bewusst, dass eine Behandlung mit hochwirksamen Arzneistoffen in Pillen, Salben und Spritzen manchmal nicht ganz ohne Nebenwirkungen geht. Fest steht auch, dass man diese je nach Schwere der Krankheit mitunter bewusst in Kauf nehmen muss, um eine Heilung oder zumindest Linderung des jeweiligen Leidens zu erzielen.
Was viele Patienten und deren Ärzte jedoch nicht ahnen: Die wachsende Flut von Medikamenten macht inzwischen auch immer mehr Menschen krank. Ob Herzrasen, Depression, lebensgefährliche Schädigung des Immunsystems, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen oder Demenz hinter zahlreichen Leiden, die Ärzte heute diagnostizieren, stecken in Wirklichkeit nicht körperliche oder seelische Defekte, sondern die Nebenwirkungen massenhaft konsumierter Arzneien. Je älter wir werden, desto größer ist die Gefahr. Aber selbst die Jüngsten werden immer öfter zu Opfern der pharmazeutischen Industrie, schließlich schlucken viele Kinder inzwischen bereits jahrelang Psychopharmaka.
Wer käme schon auf die Idee, dass Präparate wie der Kassenschlager Ritalin bei achtjährigen Jungen stundenlange Erektionen (Priapismus) auslösen können, die nicht nur sehr schmerzhaft sind, sondern mitunter auch zu bleibenden Schäden führen und die Betroffenen dauerhaft impotent machen?1 Welche ältere Dame rechnet damit, dass sie mit Mitte 70 plötzlich eine krankhafte Spielsucht oder ein unbändiger Kaufzwang packt nur, weil sie seit ein paar Wochen ein Medikament gegen Parkinson nimmt?2 Woher soll eine junge, kerngesunde Patientin wissen, dass die Einnahme eines altbekannten Schmerzmittels sie zum Notfall machen kann? Und wer ahnt schon, dass massenhaft verschriebene Cholesterinsenker wie Sortis oder Zocor das Gehirn blockieren, Erinnerungen auslöschen und die Betroffenen orientierungslos herumirren lassen können? Vier Beispiele von vielen, die uns vor Augen führen, dass Medikamente wahrlich keine Lutschbonbons sind.
Doch häufig werden die Nebenwirkungen weitverbreiteter Arzneimittel selbst von denen, die sie verordnen, und von denen, die sie schlucken, nicht als solche erkannt. Kein Wunder, denn die Einnahme von Medikamenten ist vielen von uns so in Fleisch und Blut übergegangen, dass manch einer glatt vergisst, was er da regelmäßig schluckt und spritzt. Sei es der Diabetiker, der täglich sein Insulin injiziert und dabei aus dem Blick verliert, dass dies ein Arzneimittel und potenziell tödlich ist. Sei es die Frau im mittleren Alter, die seit Jahr und Tag die »Pille« nimmt. Oder aber der ambitionierte Hobbysportler, der, ohne sich viel dabei zu denken, gelegentliche Schmerzen mit der ein oder anderen Tablette stillt.
Arzneimittelfirmen, Behörden und Politik versuchen natürlich, das Thema zu meiden. Doch die Fakten sprechen für sich: Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die Zahl der Komplikationen und Todesfälle, die sich auf die Einnahme von Medikamenten zurückführen lassen, erheblich gestiegen. Untersuchungen in den USA haben 2010 gezeigt, dass sich die Zahl der schweren Arzneimittelzwischenfälle allein zwischen 1998 und
Inhalt
Einleitung Der Siegeszug der Pharmazie - und wer gewinnt? 1. Leiden auf Rezept Wenn hinter der "Krankheit" in Wirklichkeit die Nebenwirkung einer Pille steckt Nebenwirkung Immunreaktion Tödlicher Schmerzmittelbestseller Millionenumsätze durch irreführende Werbung Lobbyismus - die engen Verbindungen zwischen Pharmaindustrie und Politik Nebenwirkung veränderte Psyche Horrortrip mit Malariaprophylaxe Entzugssymptom Elektroschock Spielsucht, Sexsucht und Essattacken durch Parkinsonmedikament Depressiv durch Antibiotika Nebenwirkung Demenz "Hilfe, Oma hat Alzheimer!" Schlecht fürs Hirn: Mehr als 130 gängige Medikamente können dement machen Demenz, eine oft fragwürdige Diagnose Kognitive Störungen - bei vielen anticholinergen Arzneimitteln vorprogrammiert Verwirrt durch Schlaf- und Beruhigungsmittel Hirnleistungsstörungen und Nervenschäden durch Antiepileptika Neuroleptika, die "Allzweckwaffen" im Pflegeheim Chemo-Brain - Denkstörungen nach der Krebstherapie Verwirrt nach der OP: vom Delir zur Demenz Scheindiagnose "Alzheimer": von Irrtümern, Irreführung und dem Geschäft mit der Angst Nebenwirkung Impotenz Wenn Mann auf einmal nicht mehr kann Exkurs 1: "Natürliche" Potenzmittel - ein unkalkulierbares Risiko für Herzpatienten Exkurs 2: Lukrativer als Drogen: Lifestylepräparate wie Viagra & Co. Nebenwirkung Parkinson Zittern, bis der (richtige) Arzt kommt Erst ADHS, dann Parkinson? Nebenwirkung Achillessehnenriss Antibiotika auf Abwegen Nebenwirkung im Herz-Kreislauf-System Herzrhythmusstörungen durch Antidepressiva Herzinfarkt durch Schmerztabletten Nebenwirkung Schlaflosigkeit "Manchmal ist es wie Folter" Nebenwirkung Inkontinenz Peinliche Flecken 2. Der Schein trügt Warum Medikamente keineswegs so sicher sind, wie wir glauben Arzneimittel werden streng geprüft - oder doch nicht? Unzureichende Tests: Viele Probleme tauchen erst nach der Zulassung auf Mangelnde Kontrolle: Industrieförderung statt Verbraucherschutz Trugschluss mit System: Wenn Studien einen Nutzen vorgaukeln, wo keiner ist Geschönte Studien: Firmen verheimlichen Daten und gefährden so Patienten Irreführende Werbung: von Ghostwritern und Meinungsmachern Off-label: Behandeln ohne Zulassung - ein lohnendes Geschäft Falsche Medikamente, bunt gemixt: Anwendungsfehler sind an der Tagesordnung Vergiftung auf Rezept: Viele Medikamente sind zu hoch dosiert Erdrückende Informationsflut: Kein Arzt kann noch alle Regeln überblicken Alt, krank, falsch behandelt: Zu viele Pillen für Senioren Riskante Therapie in Eigenregie 3. Mein Körper, meine Medizin, meine Entscheidung Zwölf Regeln für den sicheren Umgang mit Medikamenten Vor dem Arztbesuch: Gut vorbereitet sein hilft Regel 1: Fragen vorher notieren Regel 2: Symptome genau beschreiben Regel 3: Frühere Arztberichte und Befunde mitnehmen Regel 4: Unterstützung holen - oder leisten Regel 5: Medikamentenliste…