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"Luna Llena" ist eine liebevoll erzählte Geschichte über Menschlichkeit, Freundschaft und kleines Glück. Drama und gefühlvolle Burleske, in der sich ein Haufen unattraktiver, nicht verheirateter Individualistinnen und Individualisten zusammen-schliessen, um einen gemütskranken Bodybuilder vor der Selbstauflösung zu retten.
Christoph Simon wurde am 6. August 1972 in Langnau im Emmental geboren. Er besuchte das Gymnasium in Thun und die Jazz-Schule in Bern. In der Folge bereiste er Israel, Jordanien, Ägypten, Polen, Südamerika, London und New York. Heute lebt er in Bern.
Autorentext
Christoph Simon wurde am 6. August 1972 in Langnau im Emmental geboren. Er besuchte das Gymnasium in Thun und die Jazz-Schule in Bern. In der Folge bereiste er Israel, Jordanien, Ägypten, Polen, Südamerika, London und New York. Heute lebt er in Bern.
Klappentext
«Luna Llena» ist eine liebevoll erzählte Geschichte über Menschlichkeit, Freundschaft und kleines Glück. Drama und gefühlvolle Burleske, in der sich ein Haufen unattraktiver, nicht verheirateter Individualistinnen und Individualisten zusammen-schliessen, um einen gemütskranken Bodybuilder vor der Selbstauflösung zu retten.
Zusammenfassung
Luna Llena ist eine liebevoll erzahlte Geschichte uber Menschlichkeit, Freundschaft und kleines Gluck. Drama und gefuhlvolle Burleske, in der sich ein Haufen unattraktiver, nicht verheirateter Individualistinnen und Individualisten zusammen-schliessen, um einen gemutskranken Bodybuilder vor der Selbstauflosung zu retten.
Leseprobe
VERLETZEN
1
Rahel Königs Gelateria Luna Llena an der Scheibenstrasse waren sieben mal vier Meter Parkett, vollgestellt mit Holztischen, Stühlen, einem abgewetzten Sofa, der ägyptischen Palme beim Eingang, einem mexikanischen Kaktus beim Ausgang und einem türkisfarbenen Eiskasten, an dessen transparenter Kunststoffwand sich die Leute die Nasenspitze abfroren, wenn sie die Eissorten begutachteten. Neben dem Eiskasten stützten sich Gewohnheitstrinker auf die Bar, schoben halbleere Biergläser von der einen in die andere Hand und suchten ein Gespräch mit Rahel König, wer's schafft zehn Franken. Wieder andere untersuchten den Zigarettenautomaten im Flur auf liegengebliebenes Rückgeld oder tappten die enge Treppe hinunter in den Keller zu Rahels Bruder, Kurt König, der hier Eis produzierte und lauthals "Da muss ich protestieren!" rief, wenn unhygienisches Volk ihm beim Austüfteln eines neuen Rezepts Gesellschaft leisten wollte. Neben biologischem Erstklasse-Speiseeis gab's im Luna Llena Focaccias, Salatteller, Kleinigkeiten aus der Konditorei und Alkohol, das ganze Sortiment. Die Gelateria war keine Goldmine, aber immerhin rentabel, und die Qualität des Angebots war etwas, auf das die Königs stolz sein konnten.
Jeden Morgen hinkte Rahel übellaunig und gereizt zur Tür herein. Sie ging unverzüglich hinter die Bar, wo sie die Eisbecher sortierte, die Kaffeemaschine bediente und Focaccias zubereitete. Sie arbeitete von acht Uhr morgens bis nachts halb eins, Punkt Mitternacht rief sie: "Raus jetzt, ab nach Hause!", und über die Theke flog ein feuchter Lappen. Rahel König war eine äusserlich ganz und gar unscheinbare Frau, wenn man von ihrer Gehbehinderung absah, die so zustande gekommen war: Vater König am Lenkrad hatte sich nach hinten gedreht, den Schnuller zurück in Klein-Rahels Mund gesteckt und den Wagen an einen Brückenpfeiler gesetzt. Klein-Rahel hatte fünf Stunden auf dem Operationstisch gelegen und jahrelang keinen Fuss in ein Auto gebracht. Der Vater war noch am Unfallort gestorben.
In der ganzen Zeit, die Fisch dort kellnerte - immer auf Rollschuhen -, fragte ihn Rahel nicht ein einziges Mal, ob ihm die Kellnerei gefalle oder ob ihn die Kundschaft ermüde. Mit den Leuten vom Service - Fisch und Schmied und Teilzeitkräfte, die häufig wechselten, weil sie mit Rahel nicht zurechtkamen -, verständigte sie sich, indem sie ihnen bestimmte Blicke zuwarf. Dieser Blick sagte ihnen, dass sie an Tisch soundso einkassieren, jener Blick, dass sie schneller, aufmerksamer bedienen sollten. Sobald ein Gast nur leicht die Karte berührte, kriegte Rahel es mit und dirigierte jemanden dorthin. Sie war unfreundlich und ungesellig, aber Fisch liess sich nicht einschüchtern.
"Willst du hören, was Tisch drei über Kurts Zitronensorbet gesagt hat?" fragte Fisch zwei Monate nach seinem ersten Arbeitstag, gewillt, eine Plauderei anzufangen.
Rahel musterte ihn argwöhnisch.
"Sie finden es ausgezeichnet." Er wagte einen kühnen Vorstoss. "Habe gehört, der Kauf der Gelateria soll deinen Bruder und dich das ganze Erbe gekostet haben."
Rahel starrte ihn an. "An Tisch sieben fehlt ein Stuhl", sagte sie schliesslich.
"Anscheinend hat deine Chefin noch keinen gefunden, der ihr mal die Meinung sagt", meinte Jost Matter, Vorarbeiter Bau und Bodybuilder, regelmässiger Gast in der Gelateria und jemand, mit dem Fisch über alles mögliche redete. Jost und Fisch hatten zusammen auf Baustellen gearbeitet (in La-Chaux-de-Fonds, nahe der französischen Grenze, wo sie im Nieselregen die Schubkarre schoben für Leute, die mit Zigarettenschmuggel hinzuverdient hatten und sich nun ein Haus bauen konnten), bevor Fisch Rollschuhläufer und Kellner geworden war.
"Also, du würdest Rahel so richtig auf die Finger klopfen?" fragte Fisch, der sich hingesetzt hatte, um einen Espresso zu trinken.
"Klar würde ich das", behauptete Jost Matter. "Hinschmeissen würde ich den Job. Weiss n