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Das Leben von Barbara und Henrik ist perfekt. Tolle Kinder, tolle Jobs, tolle Freunde. Doch dann erleidet Henrik, kurz vor seinem 56. Geburtstag, einen Schlaganfall. Er verliert die Kontrolle über seine linke Körperseite und kann auch nach der Reha den Rollstuhl nicht verlassen. Doch mit den körperlichen Beeinträchtigungen käme die Familie zurecht - viel gravierender sind die Zerstörungen in Henriks Gehirn. Die Medizin nennt sie: 'Ischämie im MCA-Gebiet', für Barbara bedeutet es: Mein Mann hat die Kontrolle über seine Gefühle verloren. Empathie und Realitätssinn sind seitdem sehr dehnbare Begriffe. 'Das Miststück' - so nennt Henrik Barbara seit seinem Gehirnschlag - erzählt in ihrem tragikomischen Buch von Schmerz, Wut, den Untiefen des deutschen Pflegesystems, aber auch von Loyalität und der Liebe, die sich verändert, jedoch trotz allem nie vergeht.
Barbara Wentzel, 52, geboren in Wien, aufgewachsen in Paris, arbeitete an beiden Orten für Werbeagenturen sowie für ein französisches Luxusgüterunternehmen und zog schließlich zu Henrik nach Hamburg. Dort arbeitet sie seit 10 Jahren im internationalen Marketing für ein deutsches Unternehmen. Zusammen mit Henrik hat sie 3 Kinder. Das Buch soll der Startschuss für ein Wohnprojekt sein, das Menschen mit einem ähnlichen Schicksal wie Henrik ein würdiges Lebensumfeld schafft. Henrik Wentzel, 59, geboren in Bremen, Jurist, arbeitete im Banking in Hamburg und Paris, wechselte dann zurück nach Hamburg in die Schifffahrt, war über 15 Jahre CFO namhafter Reedereien. Kurz vor dem Schlaganfall stieg er aus, um sich neuen Geschäftsideen zu widmen, er wollte es mit Mitte 50 noch einmal wissen ... Miriam Collée, 43, freie Autorin, aufgewachsen in München, studierte Romanistik in Hamburg. Sie war Ressortleiterin bei der Frauenzeitschrift Allegra und Redakteurin beim Stern. 2012 gründete sie die Job-Profiling-Agentur i.do in Hamburg. 2008 erschien ihr erstes Buch 'In China essen sie den Mond'.
Vorwort
Ziemlich beste Partner: Über einen Schlaganfall, die Liebe und den Irrsinn, den dieses Leben mit sich bringt
Autorentext
Barbara Wentzel, 52, geboren in Wien, aufgewachsen in Paris, arbeitete an beiden Orten für Werbeagenturen sowie für ein französisches Luxusgüterunternehmen und zog schließlich zu Henrik nach Hamburg. Dort arbeitet sie seit 10 Jahren im internationalen Marketing für ein deutsches Unternehmen. Zusammen mit Henrik hat sie 3 Kinder. Das Buch soll der Startschuss für ein Wohnprojekt sein, das Menschen mit einem ähnlichen Schicksal wie Henrik ein würdiges Lebensumfeld schafft. Henrik Wentzel, 59, geboren in Bremen, Jurist, arbeitete im Banking in Hamburg und Paris, wechselte dann zurück nach Hamburg in die Schifffahrt, war über 15 Jahre CFO namhafter Reedereien. Kurz vor dem Schlaganfall stieg er aus, um sich neuen Geschäftsideen zu widmen, er wollte es mit Mitte 50 noch einmal wissen ... Miriam Collée, 43, freie Autorin, aufgewachsen in München, studierte Romanistik in Hamburg. Sie war Ressortleiterin bei der Frauenzeitschrift Allegra und Redakteurin beim Stern. 2012 gründete sie die Job-Profiling-Agentur i.do in Hamburg. 2008 erschien ihr erstes Buch "In China essen sie den Mond".
Leseprobe
Der Tag, an dem ein Blutpfropf
in unser Leben trat
Das Geräusch war dumpf und plump, als würde ein Sack Kartoffeln vom Laster fallen. Nur, dass bei uns im Badezimmer weder Kartoffeln lagern noch Laster parken. Ich stehe frisch geduscht mit nassen Haaren in Maxis Zimmer, um ihn aus dem Bett zu jagen, was bei 13-Jährigen bekanntlich nicht so einfach ist. Immerhin ist bereits ein Auge zur Hälfte geöffnet, als er zu lachen anfängt. »Papi hat sich doch jetzt nicht echt in der Dusche hingelegt, oder?«, fragt er. »Sollen wir dir eine von diesen hübschen barrierefreien Senioren-Sitzduschen einbauen, Schatzi?«, rufe ich ins Bad. Keine Antwort. Wir prusten los. »Ich hab's«, sagt Maxi. »Ich schenke ihm zum Geburtstag so einen rutschfesten Gummiduschteppich.« »Na, dann beeil dich, sind ja nur noch fünf Tage.« Dann gehe ich ins Bad, um nach Henrik zu sehen.
Unsere Morgen sind perfekt eingespielt: Aufstehen, duschen, erst ich, dann Henrik, Kinder wecken, Kaffee kochen, Frühstücken, Termine aller Familienmitglieder koordinieren, allgemeines Schlüsselsuchen, dann verschwindet einer nach dem anderen aus dem Haus. Dass an diesem Morgen bei Punkt drei unser gesamtes Leben stehen bleiben sollte und nie wieder sein würde, wie es vorher war, ahnte an diesem Mittwochmorgen keiner von uns.
Henrik liegt in der Badewanne, regungs- und hilflos, das Gesicht schief, als hätte es jemand aus den Angeln gehoben. Heißes Wasser läuft ihm über den Kopf, hinter dem Dampf- und Wasserschleier ein leerer Blick. Ich drehe das Wasser ab und beuge mich über ihn. Die Lippen bewegen sich, zum Glück, ein unverständliches Lallen. Was dann passiert, geschieht wie ferngesteuert. Irgendwo in meinem Körper übernimmt ein Notfallstromaggregat das Kommando, es arbeitet leise, schnell und effizient. »Britta«, höre ich mich sagen. »Wir müssen Britta holen.« Britta wohnt über uns im ersten Stock. Lukas, Klara und Maxi sind jetzt auch im Bad. »Ich hol sie«, sagt Klara und ist schon weg, barfuß. Maxi steht in der Tür wie versteinert. »Papi ...«, dann bleibt ihm die Luft weg. Ich möchte ihn in den Arm nehmen, aber meine Fernsteuerung hat andere Pläne mit mir. Ich versuche, Henrik in die stabile Seitenlage zu bringen, das soll man doch so machen, oder? Achtzig Kilo in der Badewanne zu drehen, ist aber schwieriger, als ich gedacht habe. Klara ist zurück, die Rettung steht im Bademantel neben ihr. Britta ist Ärztin, ihr Mann hatte vor ein paar Jahren einen Schlaganfall, sie weiß, was zu tun ist, gleich wird alles gut werden.
Henriks rechter Mundwinkel hebt sich, er versucht etwas zu sagen. »Schlaganfall, sag ihnen, es ist ein Schlaganfall!«, ruft Britta in den Flur. Jetzt erst bemerke ich, dass Lukas am Telefon ist und sehr klar und konzentriert Fragen beantwortet. »Ja, er atmet ... ja, ein Mundwinkel hängt nach unten ... nein, die Arme kann er nicht heben ... nein, er kann nicht lächeln ... ein bisschen sprechen, aber man versteht ihn nicht wirklich ...«
Lukas hat mit seinen siebzehn Jahren alle Sinne beisammen und die 112 gerufen. »Verdacht auf Schlaganfall« höre ich ihn sagen, sehr gefasst und sehr erwachsen. Ich bin furchtbar stolz auf ihn, auch wenn für Sentimentalität jetzt kein Platz ist. Britta braucht Hilfe, ich soll mit anpacken. Dieser starke, kluge, stolze, aufrechte, unbesiegbare Mann, der immer, wirklich immer weiß, was zu tun ist, dieser Fels, den nichts umwirft, liegt nackt und komplett hilflos vor uns, in einer kaffeefarbenen Pfütze. Das sei normal, sagt Britta, die Darmfunktionen spielten in solchen Situationen verrückt. Ich muss das alles träumen. Warum weckt mich keiner? Wir schieben und drehen ihn zu zweit. Ich schaffe das alles nur, weil ich weiß, dass das nicht Henrik ist. Das kann er nicht sein. Henrik hätte längst protestiert, Anweisungen gegeben oder einen blöden Witz gemacht. Schatzi, du musst schon ein bisschen beherzter zugreifen! So, jetzt könnt ihr zwei Hübschen aber a
Inhalt
Vorwort
Die Notwendigkeit von Feueropalen
Der Tag, an dem ein Blutpfropf in unser Leben trat
Im Niemandsland
Wie Doodle mein Leben rettete
Ein Freund, ein Porsche und drei Blondinen
Die Heimkehr
Die Sache mit den Pflegern oder warum am Ende doch alle Wege nach Polen führen
Dicke Schiffe
Feste feiern, wie sie fallen
Wenn du keine Entscheidung triffst, trifft die Entscheidung dich
Ein Wink des Schicksals
Dann bringe ich sie um
Das Miststück hat kein Mitspracherecht
Vincent
Kurwa mac (auf deutsch: verfluchte Scheiße)
Schwarz auf weiß
Die Pfingstkatastrophe
Die Vision
Rache ist süß
Familienroulette
Danksagung