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Die Journalistin Sophia erhält einen scheinbar harmlosen Auftrag: Für den Biotechnologie-Konzern Futuria soll sie ein Porträt für die Firmengeschichte verfassen. Futuria wird wegen seiner Verdienste um die gentechnische Heilung von Krankheiten wie Krebs und der Forschungen auf dem Gebiet der Lebensverlängerung geschätzt. Doch je tiefer Sophia gräbt, desto unheimlicher wird ihr das Unternehmen, dessen Gründer, der legendäre Salomon Leclerq, seit einigen Jahren verschwunden ist. Sie stößt auf Hinweise, dass Futuria den genetischen Schlüssel für die Unsterblichkeit gefunden hat. Doch hinter der Verheißung von ewigem Leben verbirgt sich ein düsteres Geheimnis, ein großangelegter Plan, den das Unternehmen verfolgt. Gemeinsam mit dem abtrünnigen Casper muss Sophia alles daransetzen, den Plan zu vereiteln. Denn Futuria hat nicht vor, sein Wissen nur zum Wohle der Menschheit einzusetzen ...
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie 'Das Schiff' und 'Omni' zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Der SPIEGEL-Bestseller 'Das Erwachen' widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz. Sein aktueller Wissenschaftsthriller 'Ewiges Leben' zeigt Chancen und Gefahren der Gentechnik auf.
Autorentext
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie "Das Schiff" und "Omni" zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Der SPIEGEL-Bestseller "Das Erwachen" widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz. Sein aktueller Wissenschaftsthriller "Ewiges Leben" zeigt Chancen und Gefahren der Gentechnik auf.
Leseprobe
Prolog
Vor einigen Jahren
Der Regen fiel grau und gerade, unbewegt von Wind, ein Vorhang, der die Farben des Gartens dämpfte. Pascal Salomon Leclerq blickte durch das Panoramafenster nach draußen, als sich die Zimmertür hinter ihm öffnete.
»Bitte keine Kamera«, sagte er. »Das Sterben ist eine sehr private Angelegenheit.«
»Kameras sind inzwischen nicht mehr nötig«, antwortete eine Frauenstimme. »Aber wir müssen dabei sein. Zwei Zeugen. Für die Polizei. Für nachher.«
Nachher, dachte Pascal und blickte noch immer nach draußen. Jenseits des Gartens, einige Hundert Meter entfernt, lag der Genfer See, grau wie der Regen und der Himmel, aus dem er fiel. Er hatte diese Villa mit bester Hanglage für die letzten Wochen seines Vaters gemietet, in der Hoffnung, dass ihm Garten und Aussicht den letzten Weg erleichtern würden.
Eine Hand erschien links in Pascals Blickfeld und stellte ein Glas auf den Tisch. Es schien nur Wasser zu enthalten, aber dieser Eindruck täuschte. Fünfzehn Gramm Natrium-Pentobarbital waren in der klaren Flüssigkeit gelöst. Schon wenige Gramm waren tödlich für einen Menschen.
»Es regnet«, sagte Pascal leise. »Ich habe mir Sonnenschein gewünscht.« Er lauschte den eigenen Worten und fand sie dumm. Ob Regen oder Sonne, spielte das eine Rolle?
»Noch kann er es sich anders überlegen.« Wieder die Frauenstimme. »Darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen.«
Pascal drehte sich um. Dort saßen sie, die beiden Assistentinnen von Dignitas, beide in mittleren Jahren, selbst noch ein ganzes Stück vom Tod entfernt.
Ein Laut lenkte ihn von den Sterbebegleiterinnen ab, ein leises Stöhnen, ein kurzes Wimmern, wie aus Schmerz oder gar Furcht. Doch Pascal hörte die wahre Botschaft darin: Entschlossenheit und auch Erleichterung.
Er begriff, dass er während der vergangenen Minuten vermieden hatte, seinen Vater anzusehen. Der alte Albain saß nicht mehr in seinem Rollstuhl, sondern von Kissen gestützt in der Ecke des Sofas. Sein Anblick schmerzte: das Gesicht fast so grau wie die Regenwelt jenseits des Fensters und verschrumpelt wie ein alter Apfel. Der Mann, der sein Leben lang stark gewesen war, ein Fels in der Brandung, schien kaum mehr zu sein als Haut und Knochen. Nach den letzten beiden Schlaganfällen hatte er mehr als dreißig Kilo verloren, trotz der Magensonden.
»Vater ...« Pascal setzte sich neben ihn. »Dies ist kein guter Tag, um zu gehen.« Wie dumm, dachte er erneut. Wie dumm. Warum rede ich solchen Unsinn?
Er gab sich die Antwort: Weil ich Angst habe. Mehr Angst als er.
Albain ächzte. Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln. Ein seltsam staubiger Geruch haftete ihm an, vielleicht der Geruch des Todes.
»Er muss es selbst tun«, sagte eine der beiden Assistentinnen. »Er muss das Glas nehmen und trinken. Alles andere wäre aktive Sterbehilfe.«
Die zweite Frau, etwas molliger als die andere und mit rosigen Wangen, fügte hinzu: »Es hört sich an, als hätte er Schmerzen, aber er hat keine. Wir haben ihm etwas gegeben.«
»Ich weiß.«
Pascal sah seinem alten Vater in die Augen und erkannte einen wachen, eingesperrten Geist, der trotz der schmerzstillenden Mittel litt. Der starke Mann existierte noch, tief drinnen, und wollte nicht schwach sein und dahinsiechen, auf fremde Hilfe angewiesen. Die Augen sprachen: Doch, mein Sohn, dies ist ein guter Tag, es ist der beste von allen.
Pascal legte seinem Vater den Arm um die schmal gewordenen Schultern. Er schwieg; es war bereits alles gesagt.
Der alte Albain Leclerq brummte etwas, und Pascal glaubte, ein »Danke« zu hören. Eine faltige Hand streckte sich zum Glas aus.
Aber sie zitterte, die Hand des alten Mannes, der sterben wollte. Sie zitterte und war zu schwach, um das Glas zu heben. Beim dritten Versuch wäre es beinahe umgekippt - Pascal hielt das Glas im letzten Moment fest.
Albain sank zurück und schien noch