

Beschreibung
Herzprobleme! Auch das noch! Ein Aufenthalt in einer Schwarzwälder Klinik soll Hubertus Hummel wieder auf die Beine bringen - die Besuche von Familie und Freundin tragen jedenfalls zu seinem Wohlbefinden bei. Doch als ein Mitpatient an einer Pilzvergiftung sti...Herzprobleme! Auch das noch! Ein Aufenthalt in einer Schwarzwälder Klinik soll Hubertus Hummel wieder auf die Beine bringen - die Besuche von Familie und Freundin tragen jedenfalls zu seinem Wohlbefinden bei. Doch als ein Mitpatient an einer Pilzvergiftung stirbt, ist es mit Ruhe und Erholung vorbei, denn der Studienrat vermutet dahinter keineswegs nur einen Unglücksfall. Gemeinsam mit dem Journalisten Klaus Riesle begibt er sich im Kurmilieu auf Verbrecherjagd, was nicht nur ihm bald an die Nieren geht...
Alexander Rieckhoff, geboren 1969 und aufgewachsen in Villingen, studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Konstanz und Rom und ist zurzeit als Fernsehredakteur beim ZDF in Mainz beschäftigt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Mainz. Gemeinsam mit Stefan Ummenhofer hat er mehrere erfolgreiche Schwarzwald-Krimis geschrieben.
Vorwort
Willkommen in der Schwarzwaldklinik!
Autorentext
Alexander Rieckhoff, geboren 1969 und aufgewachsen in Villingen, studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Konstanz und Rom und ist zurzeit als Fernsehredakteur beim ZDF in Mainz beschäftigt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Mainz. Gemeinsam mit Stefan Ummenhofer hat er mehrere erfolgreiche Schwarzwald-Krimis geschrieben.
Leseprobe
DREIBETTZIMMER
Hummel musste lange geschlafen haben. Als er aufwachte, schimmerte bereits ein goldener Sichelmond über den Wipfeln der Schwarzwaldtannen. Vom Fenster des Krankenzimmers aus wanderte sein Blick auf die Gesichter seiner lieben Verwandten. Martina wippte seinen Enkel Maximilian auf dem Arm. Hubertus Eltern saßen am Kopfende des Krankenbettes. Zur Linken befand sich seine Nochehefrau Elke, die ihn anlächelte. Zur Rechten seine Freundin Carolin, die sogar strahlte. So viel Eintracht! Stand es wirklich schon so schlecht um ihn? Aus den Augenwinkeln sah Hubertus schemenhaft zwei weitere Betten. Und einen weiteren Menschen neben Elke: Pergel-Bülow den stolzen Retter. Nicht schon wieder! Hubertus floh zurück ins Land der Träume.
Der erste Sinn, der sich bei Hummel zurückmeldete, war der Geruchssinn. Sollte er tatsächlich im Jenseits aufgewacht sein, dann war Gott ein Anatolier. Denn das, was in seine Nase stieg, war zweifellos der Geruch von türkischem Essen. Ob es Börek, Kebap oder Pide war, konnte er nicht genau sagen, zumal die Lider seiner Augen wie mit einer Heißklebepistole miteinander verbunden schienen. Dafür rührte sich sein Magen, der gewaltig zu rumoren begann.
Als sich dann auch das Gehör zurückmeldete, wusste er augenblicklich, dass er nicht im anatolischen Himmel war. Denn das Kauderwelsch, das immer deutlicher seine Gehörgänge flutete, war ein Mischmasch aus türkischem Akzent und Schwarzwälder Dialekt.
»Papa, musch du esse! Mama hät Börek g macht. Musch du wieder zu Kräfte komme «, sagte jemand.
Hummel blinzelte zögerlich und schlug die Augen auf. Keine Spur mehr von seiner Familie, dafür hatte sich eine andere in beachtlicher Größe um das Bett seines Zimmernachbarn geschart. Hubertus konnte nicht ausmachen, wer zur Kinder-, Enkel- oder Geschwisterfraktion gehörte. Es waren so viele, dass vermutlich auch noch Cousins und Cousinen gekommen waren. Und alle redeten gewaltig durcheinander und bemühten sich nach Kräften, dem Familienoberhaupt nach seinem Herzinfarkt beizustehen.
Als der schmächtige Mann entdeckte, dass sein Zimmernachbar aufgewacht war, hoffte er, einen dankbaren Abnehmer für das viele Essen gefunden zu haben.
»Meine Frau macht beschte Börek von de ganze Schwarzwalde weisch?«
Zum ersten Mal seit dem Vorfall im Garten kam ein leises Lächeln über Hummels Lippen. Zum einen darüber, dass er offensichtlich noch am Leben war, zum anderen über das türkische Schwarzwälderisch oder schwarzwälderische Türkisch.
»Ha, jetzt lasset Sie den Mann doch erscht emol in Ruh wach werde«, kam es schroff von der anderen Seite des Betts. »Sie sehet doch, dass er noch ganz benomme isch. Do isch des deftige ausländische Esse erscht mol nit s Richtige. Vielleicht e Zwiebäckle für de A fang?« Der Mann zeigte auf eine halbleere orangefarbene Packung mit dem strahlenden blonden Jungen auf seinem Nachttisch. »Soll i nach de Schweschter klingle?«
Mit Mühe und unter stechenden Kopfschmerzen wandte Hubertus sein Gesicht nach rechts. Dort saß ein Mann um die siebzig, körperlich in etwa das Gegenteil des Bettnachbarn zur Linken. Recht korpulent, Stirnglatze mit Haarkranz. Gerötete Wangen, die entweder auf einen Naturburschen oder auf Bluthochdruck schließen ließen.
»Ihne isch s geschtern aber gar nit guet gange «, meinte er mit weit aufgerissenen Augen und tiefen Stirnfalten, so als wollte er die Dramatik seiner Erzählung mit einem grimmigen Minenspiel unterstreichen. »Sie sin wohl em Tod grad no mol so vom Schipple g schprunge.«
