

Beschreibung
Mit diesem Roman schrieb sich Aldous Huxley in die erste Reihe der englischen Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 'Was habe ich Ihnen angetan?, fragte sie, die blassblauen Augen weit aufgerissen. 'Nichts. Nur mein Leben ruiniert.' Theodore...Mit diesem Roman schrieb sich Aldous Huxley in die erste Reihe der englischen Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 'Was habe ich Ihnen angetan?, fragte sie, die blassblauen Augen weit aufgerissen. 'Nichts. Nur mein Leben ruiniert.' Theodore Gumbril, der schüchterne Held, hat Hosen erfunden, die bei Bedarf aufgeblasen werden können, und versucht sein Patent an den Mann zu bringen. Er verkehrt in Künstlerkreisen, begegnet Wissenschaftlern und gerät in die Fänge einer sinnlichen Lady ...
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans 'Die Gesellschaft auf dem Lande' seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Autorentext
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Gesellschaft auf dem Lande" seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Leseprobe
ZWEITES KAPITEL
Gumbril senior wohnte in einem hohen, engbrüstigen, gleichsam rachitischen Haus an einem kleinen düsteren Platz unweit von Paddington. Es war fünf Stockwerke hoch, hatte einen Keller, in dem die Küchenschaben herumliefen, und eine Treppe von etwa hundert Stufen, die jedesmal bebten, wenn man sie nicht sehr behutsam betrat. Das Haus war vor der Zeit alt geworden, war schon halb verfallen in einem halbverfallenen Viertel. Der Platz, an dem es stand, kam immer mehr herunter. Ein paar Jahre zuvor noch waren diese Häuser von geachteten Familien bewohnt gewesen; heute waren sie in elende kleine Wohnungen unterteilt, und aus den benachbarten Slums, die wie manche andere unerfreuliche Dinge von den alten bürgerlichen Familien übersehen zu werden pflegten, kamen jetzt Scharen von Kindern und tollten auf den einst geheiligten Bürgersteigen herum.
Von den alten Mietern war Mr. Gumbril fast der Einzige, der noch übrig geblieben war. Er liebte sein Haus, und er liebte den kleinen Platz. Der gesellschaftliche Abstieg hatte den vierzehn Platanen, die die kleine Anlage des Platzes verschönten, nichts anhaben können, und die Luftsprünge schmutzstarrender Kinder störten auch nicht die Stare, die im Sommer allabendlich kamen, um sich auf den Zweigen der Bäume zum Schlafen niederzulassen.
An schönen Abenden saß Mr. Gumbril gern draußen auf dem Balkon und wartete auf das Kommen der Vögel. Und genau bei Sonnenuntergang, wenn der Himmel ganz golden war, hörte man von oben ein Zwitschern, und die unzähligen schwarzen Schwärme der Stare schossen, von ihren täglichen Exkursionen zurück, quer über den Himmel zu ihren Schlafplätzen. Unter allen baumbestandenen Plätzen und Gärten der Stadt hatten sie sich diesen Fleck gesucht und ihn Jahr für Jahr so hartnäckig für sich beansprucht, als ob es für sie nur diesen und keinen anderen Platz gäbe. Warum sie gerade seine vierzehn Platanen auserwählt hatten, konnte sich Mr. Gumbril allerdings nicht vorstellen. Denn es gab in der Umgebung viele Anlagen, die größer und schattiger waren; aber kein Vogel suchte sie je auf, während sich jeden Abend wieder von den großen Schwärmen eine Legion der Getreuen löste, um sich lärmend auf diesen Bäumen niederzulassen. Da saßen sie und schwatzten, bis die Sonne unterging und die Nacht kam; nur zuweilen senkte sich, ebenso plötzlich wie unerklärlich, Schweigen über alle Vögel. Es waren nur wenige Sekunden einer atemlosen Spannung, auf die alsbald, wieder ebenso unvermittelt wie unerklärlich, ein neuer Ausbruch simultanen Lärms folgte.
Die Stare waren Mr. Gumbrils liebste Freunde, und er hatte sich an trügerisch warmen Abenden, wenn er draußen auf dem Balkon saß und den Vögeln zusah und zuhörte, schon so manche Erkältung und Verkühlung zugezogen, hatte so manche Stunde mit rheumatischen Schmerzen verbracht. Aber diese kleinen Unannehmlichkeiten konnten seiner Liebe zu den Vögeln nichts anhaben, und so war er nach wie vor an jedem halbwegs schönen Abend in der Dämmerstunde auf seinem Balkon zu sehen, wo er wie gebannt durch seine runden Brillengläser zu den vierzehn Platanen hinaufstarrte. Der Wind spielte in seinem grauen Haar, zerrte es hoch und ließ es in langen dünnen Strähnen über Stirn und Brille fallen; dann schüttelte Mr. Gumbril unwillig den Kopf und nahm für einen Augenblick die knöcherne Hand von seinem dünnen grauen Bart, den sie unaufhörlich kämmte und striegelte, strich die herabhängenden Haare zurück und bemühte sich, die ganze zerzauste Frisur wieder zu glätten und in Ordnung zu bringen. Die Vögel wurden nicht müde, zu schwatzen und zu schnattern, und Mr. Gumbril fuhr sich mit der Hand kämmend und zerrend durch den Bart. Noch ein Windstoß, dann senkte sich die Dunkelheit herab. Die Gaslaternen rund um den Platz beleuchteten nur die äußeren Zweige der Platanen und tauchten die Ligustersträucher hinter dem Parkgitter in smaragdgrünes Licht. Weiter hinten blieb das Dunkel undurch