

Beschreibung
Dieser Roman ist eine vielschichtige Satire über die Suche nach dem ewigen und glückseligen Leben Der kalifornische Multimillionär Joe Stoyt hat sich in seinem protzigen Palast mit einer Sammlung närrischer Menschen umgeben, die sich gegenseitig zum Schicksal ...Dieser Roman ist eine vielschichtige Satire über die Suche nach dem ewigen und glückseligen Leben Der kalifornische Multimillionär Joe Stoyt hat sich in seinem protzigen Palast mit einer Sammlung närrischer Menschen umgeben, die sich gegenseitig zum Schicksal werden. Allen voran Dr. Obispo, der eine Formel für das ewige Leben entwickeln soll. Bei der Sichtung einiger Papiere zeigt sich, dass ein exzentrischer englischer Adliger das Rezept schon vor zweihundert Jahren gefunden hat - doch der Preis für die Ewigkeit ist hoch ...
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans 'Die Gesellschaft auf dem Lande' seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Autorentext
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Gesellschaft auf dem Lande" seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Leseprobe
ERSTES KAPITEL
Alles war telegrafisch vereinbart worden: Jeremy Clayton sollte nach einem schwarzen Chauffeur in grauer Livree mit einer Nelke im Knopfloch Ausschau halten und der Chauffeur nach einem Engländer von etwa fünfzig Jahren, der einen Band Wordsworth-Gedichte in der Hand trüge. Trotz der Menschenmenge auf dem Bahnhof fanden sie einander ohne Schwierigkeit.
»Sind Sie Mr. Stoyts Chauffeur?«
»Mistah Clayton?«
Jeremy nickte und hob, in der einen Hand den Wordsworth, in der anderen seinen Schirm, die Arme ein wenig seitwärts, mit der abbittenden Gebärde eines Probierfräuleins, das, der eigenen Mängel bewusst, eine klägliche Figur in lächerlichen Kleidern vorführt. »Ein armselig Ding«, schien die Gebärde zu sagen, »doch ich selbst«. Jeremy Clayton hatte sich eine sozusagen vorbeugende Selbstherabsetzung zur Gewohnheit gemacht und griff bei jedem Anlass zu diesem Schutzmittel. Aber, so fragte er sich plötzlich besorgt, müsste man im demokratischen Fernen Westen dem Chauffeur nicht die Hand schütteln, umso mehr, als er ein Mohr war? Schon um darzutun, dass man, wenngleich das Vaterland des weißen Mannes Bürde zu tragen hatte, kein Sahib war? Schließlich entschied er sich dafür, nichts zu tun; genauer gesagt, die Entscheidung wurde ihm aufgezwungen - wie gewöhnlich, stellte er mit einer eigenartigen säuerlichen Befriedigung über diesen neuerlichen Beweis seiner Unzulänglichkeit fest. Denn während er noch unschlüssig war, zog der Chauffeur, wobei er ein wenig übertrieben die Rolle des altväterischen Familienerbstücks spielte, die Mütze, verneigte sich und sagte mit einem alle Zähne blinken lassenden Grinsen: »Willkommen in Los Angeles, Mistah Clayton!« Dann verfiel er mit seinem näselnden Singsang aus dem Dramatischen ins Vertrauliche: »Ich Sie an de Aussprache erkennen, Sir, auch wenn ohne de Buch.«
Jeremy lachte etwas unbehaglich. Eine Woche in den Vereinigten Staaten hatte ihm seine Stimme peinlich zu Bewusstsein gebracht; sie war das Erzeugnis seiner Cambridger Universitätszeit, zehn Jahre vor dem Weltkrieg; eine gedämpfte, flötende Stimme, die an Abendandachten in einer englischen Kathedrale gemahnte. Daheim in England fiel sie niemand sonderlich auf, und er hatte nie vorbeugende Witze über sie machen müssen, wie etwa über sein Äußeres oder sein Alter. Hier in Amerika war das anders. Er brauchte nur eine Tasse Kaffee zu verlangen oder nach der Toilette zu fragen - die übrigens hier in diesem verwirrenden Land nicht Toilette hieß - und alle Leute starrten ihn belustigt und neugierig an wie eine Missgeburt auf einem Jahrmarkt. Es war durchaus nicht angenehm.
»Wo ist mein Träger?«, fragte er geschäftig, um das Gespräch abzulenken.
Einige Minuten später saß er bereits in den Wagenfond geschmiegt und, wie er hoffte, außer Reichweite für eine Unterhaltung mit dem Chauffeur und gab sich dem Genuss reinen Betrachtens hin. Südkalifornien glitt an den Wagenfenstern vorüber, und er brauchte nur die Augen offen zu halten.
Als Erstes bot sich seinem Blick ein Armeleuteviertel von Negern und Filipinos, Japanern und Mexikanern. Diese Spielarten und Kreuzungen von Schwarz, Gelb und Braun! Diese vielfältigen Rassenmischungen! Und die Mädchen - wie hübsch sie waren in ihrer Kunstseide! »Und Negerdamen in weißen Musselingewändern.« Eine seiner Lieblingsstellen im »Prelude« von Wordsworth. Er lächelte vor sich hin. Und mittlerweile war das Armeleuteviertel den hohen Bauten eines Geschäftsbezirks gewichen.
Die Bevölkerung nahm eine mehr kaukasische Färbung an. Eine Drogerie mit Sodawasserbar an jeder Straßenecke. Zeitungsjungen verkauften Fettgedrucktes über Francos Vormarsch auf Barcelona. Fast alle vorübergehenden Mädchen schienen in stilles Gebet vertieft zu sein, aber, so überlegte Jeremy, es war wohl nur Kaugummi, was sie unablässig bewegte. Gummi - nicht Gott!
Der Wagen glitt in einen Tunnel und tauchte in ein
