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Die beiden epochemachenden Essays Aldous Huxleys berichten von Entdeckugsreisen zu den 'Antipoden unseres Bewusstseins', in Regionen des Seins, die nur im Zustand der Entrückung zu erreichen sind, In den 'Pforten der Wahrnehmung' schildert Huxley seine Experimente mit Meskalin, die zu einer außerordentlichen visuellen Wahrnehmungsfähigkeit führten, zum Erlebins des 'Wunders der reinen Existenz'. Die moralische und geistige Quintessenz dieser Erfahrung wird auch in dem Essay 'Himmel und Hölle' analysiert, in dem der Autor darlegt, dass sich das Paradies der 'Neuen Welt des Geistes' durch Emotionen wie Furcht und Hass in sein Gegenteil verkehren kann.
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans 'Die Gesellschaft auf dem Lande' seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Autorentext
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Gesellschaft auf dem Lande" seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Leseprobe
Himmel und Hölle
Vorwort
Dieses kleine Buch ist eine Fortsetzung der »Pforten der Wahrnehmung«. Für jemanden, bei dem das »Licht der Vision« niemals spontan aufleuchtet, ist die Erfahrung mit Meskalin doppelt erhellend. Sie beleuchtet bislang unbekannte Regionen seines eigenen Denkens und Fühlens und zugleich indirekt das Denken anderer, denen es eher gegeben ist, Visionen zu erblikken, als ihm selbst. Wenn er seine eigene Erfahrung in Betracht zieht, gelangt er zu einem neuen und besseren Verständnis der Art und Weise, in der diese anderen Geister etwas wahrnehmen, in der sie fühlen und denken, zu einem besseren Verständnis der kosmologischen Vorstellungen, die jenen als selbstverständlich erscheinen, und der Kunstwerke, mittels deren sie sich kraft eines inneren Impulses ausdrücken. Im folgenden habe ich versucht, die Ergebnisse dieses neuen Verständnisses festzuhalten.
A. H.
In der Geschichte der Naturwissenschaften ging der Naturaliensammler dem Zoologen voraus und folgte auf die Vertreter der Naturreligion und der Magie. Er hatte aufgehört, Tiere im Geist der Verfasser von Bestiarien zu studieren, für die die Ameise der verkörperte Fleiß, der Panther, überraschenderweise, ein Emblem Christi, die Wildkatze ein skandalöses Beispiel hemmungsloser Laszivität war. Aber er war lediglich ansatzweise Physiologe, Ökologe oder Verhaltensforscher. Es war sein oberstes Bestreben, eine Bestandsaufnahme zu machen und viele Tierarten zu fangen, zu töten, auszustopfen und zu beschreiben.
Wie auf der Erde vor hundert Jahren, so gibt es in unserer Psyche noch immer das dunkelste Afrika, das noch nicht kartographierte Borneo und das Amazonasbecken. Hinsichtlich der Fauna dieser Gebiete sind wir noch keine Zoologen, wir sind lediglich Naturforscher und Naturaliensammler. Das ist eine bedauerliche Tatsache, aber wir müssen sie hinnehmen, wir müssen das Bestmögliche aus ihr machen. So wenig qualifiziert die Arbeit des Sammlers auch sein mag, sie muß getan werden, bevor wir zu den höheren wissenschaftlichen Aufgaben des Klassifizierens, Analysierens, Experimentierens und Theoretisierens fortschreiten können.
Gleich der Giraffe und dem Schnabeltier sind die Wesen, die die entlegenen Zonen der Psyche bewohnen, äußerst unvorstellbar. Dennoch gibt es sie, sie sind wahrnehmbare Realitäten, und als solche können sie von niemandem unbeachtet gelassen werden, der ehrlich versucht, die Welt, in der wir leben, zu verstehen.
Es ist schwierig, es ist fast unmöglich, von psychischen Vorgängen anders als in Gleichnissen zu sprechen, welche der vertrauteren Welt materieller Gegenstände entnommen sind. Wenn ich von geographischen und zoologischen Metaphern Gebrauch gemacht habe, dann nicht mutwillig, aus bloßem Hang zu einer pittoresken Ausdrucksweise, sondern weil solche Metaphern sehr zwingend das grundlegende Anderssein entlegener psychischer Kontinente, die völlige Selbstherrlichkeit und Selbstgenügsamkeit ihrer Bewohner beschreiben. Ein Mensch besteht aus dem, was ich die Alte Welt persönlichen Bewußtseins nennen möchte, und, jenseits eines trennenden Ozeans, aus einer Reihe von Neuen Welten - den nicht gar so fernen Virginias und Carolinas des persönlichen Unbewußten und der vegetativen Seele; dem Fernen Westen des kollektiven Unbewußten mit seiner Flora von Symbolen, seinen Stämmen eingeborener Archetypen; jenseits eines zweiten, gewaltigeren Weltmeers, des Alltagsbewußtseins, sind die Gegensätze angesiedelt, liegt die Welt visionären Erlebens.
Geht man nach Neu-Süd-Wales, sieht man Beuteltiere in der Landschaft umherhüpfen. Und geht man zu den Antipoden der bewußten Psyche, stößt man auf allerlei Arten von mindestens ebenso wunderlichen Geschöpfen wie Känguruhs zum Beispiel. Man erfindet jene Geschöpfe ebensowenig, wie man diese Beuteltiere erfindet. Sie leben ihr eigenes Leben in völliger Unabhängigkeit. Der Mensch kann sie nicht beherrschen. Er kann nicht m