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Porträt des Kämpfers als junger Mann. Der aufwühlend emotionslose Bericht eines ehemaligen Kindersoldaten.
»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« ist der erschreckend nüchterne Bericht eines Jungen, der als Kämpfer im libanesischen Bürgerkrieg zwischen Schulbank und Geschützgraben heranwächst. Fünf Jahre lang hat der Junge teil am erbitterten Kampf um kleinste Territorien bei ständig wechselnden Allianzen, er erstürmt Stellungen, liegt unter Beschuss, wirft Granaten, tötet und wird nebenbei in der Großstadt Beirut erwachsen, lernt Mädchen, Pornos, Drogen, Alkohol kennen. Er begegnet dem Grauen mit Coolness, genießt seinen neuen Status, lebt den Krieg, wie andere Jugendliche ein Videospiel spielen: der Gegner eine auszuschaltende Figur, Befehle sind auszuführen.
Yussef Bazzi enthält sich jeglicher politischen oder moralischen Wertung, doch der scheinbar naive Blick seines jugendlichen Alter Ego zeigt gerade, was vom Staub aufgeregter Medienberichterstattung und den heroisch eingefärbten Linsen des Hollywood-Kinos gleichermaßen verdeckt wird: den einzelnen Menschen, der, nicht vor die Wahl zwischen Frieden und Krieg gestellt, nur einen Ausweg hat: Überleben.
»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« beschreibt, was keine Kamera und kein journalistischer Kommentar einfangen können: die authentischen Erfahrungen eines Betroffenen, unvermittelt, ungeschönt und unsentimental.
Autorentext
Yussef Bazzi wurde in Beirut geboren. Wie viele junge Männer seiner Generation kämpfte er im libanesischen Bürgerkrieg. 1986, nach sechs Jahren zwischen den Fronten, verließ er den Libanon und begann, seine Erfahrungen literarisch zu verarbeiten. Heute lebt er wieder in Beirut und hat sich als Dichter und Journalist in der arabischen Welt einen Namen gemacht. »Yassir Arafat sah mich an und lächelte« ist sein erstes erzählerisches Werk.
Klappentext
"Yassir Arafat sah mich an und lächelte" ist der erschreckend nüchterne Bericht eines Jungen, der als Kämpfer im libanesischen Bürgerkrieg heranwächst und dabei regelmäßig die Schule besucht. Eine absurde Normalität entfaltet sich, wenn der Junge nach dem Kampfeinsatz dreckverkrustet nach Hause kommt, isst, fernsieht, Hausaufgaben macht und seinen Status genießt: "Mein Stiefvater traut sich nicht mehr, mich als 'Esel' zu bezeichnen. Ich sehe ihn an und lächle. Er weiß genau, dass ich ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, töten könnte. Ich frage ihn nach Geld und er gibt es mir." Fünf Jahre lang hat der Ich-Erzähler teil am erbitterten Kampf um kleinste Territorien bei ständig wechselnden Allianzen, er harrt aus an Wachtposten, liegt unter Beschuss in Stellung, wirft Granaten, tötet - und wird nebenbei in der Großstadt Beirut erwachsen, lernt Mädchen, Pornos, Alkohol, Drogen, Geld und Macht kennen, begegnet dem Grauen mit Coolness. Der Gegner: eine auszuschaltende Figur, Befehle: sind auszuführen.
Zusammenfassung
"In einem spektakulär nüchternen und ätzend aktuellen Buch gibt uns der libanesische Dichter Yussef Bazzi Einblick ins Innere eines Widerstandskämpfers im Beirut-Krieg zwischen den Fronten" Stefan Zweifel, NZZ am Sonntag
"Yussef Bazzi reiht Szenen existentieller Nacktheit aneinander, in denen der Leser die für bekannt gehaltenen politischen Koordinaten verliert." Harry Nutt, FR
"Auf das bloße Geschehen, auf Bewegungsabfolgen und die Mechanik des Tötens konzentriert, erwischen einzelne Passagen den Leser mit der Gewalt detonierender Sprengsätze. Bazzi verfolgt mit diesem sprachmächtigen Buch erklärtermaßen keine literarische Ambition. Er versteht es als Appell an die Jugend." Ronald Düker, Literaturen
"Die Erzählung macht deutlich, wie ein Bürgerkrieg die Gesellschaft in allen Bereichen brutalisiert." Ines Kappert, Der Freitag
"Yussef Bazzi beschreibt den Libanon-Krieg als nie endenden Ansturm übermächtiger, tödlicher Gewalt. Vielleicht liegt darin die tiefe Wahrheit seiner Erfahrung: Wer seine Haut retten will, hat zum Nachdenken keine Zeit." Frankfurter Allgemeine Zeitung
Leseprobe
"Sommer 1981. Ich bin 14 Jahre alt. Mahmud Al-Taki trägt meinen Namen in das Heft ein und bringt mich in die Ausrüstungskammer: Stiefel vom Typ Ranger, die dunkelgrüne Uniform, das Sturmabzeichen auf der Schulter, ein Behälter mit drei Munitionsmagazinen, zwei Granaten, eine schlanke, russische Kalaschnikow mit einer abgesägten 11er-Mündung. So werde ich Mitglied der Milizen, die der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei in Beirut unterstellt sind. Der Sold beträgt sechshundert Libanesische Lira und eine Packung Zigaretten pro Tag. 'Yassir Arafat sah mich an und lächelte' ist der erschreckend nüchterne Bericht eines Jungen, der als Kämpfer im libanesischen Bürgerkrieg heranwächst und dabei regelmäßig die Schule besucht. Eine absurde Normalität entfaltet sich, wenn der Junge nach dem Kampfeinsatz dreckverkrustet nach Hause kommt, isst, fernsieht, Hausaufgaben macht und seinen Status genießt: 'Mein Stiefvater traut sich nicht mehr, mich als 'Esel' zu bezeichnen. Ich sehe ihn an und lächle. Er weiß genau, dass ich ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, töten könnte. Ich frage ihn nach Geld und er gibt es mir.' Fünf Jahre lang hat der Ich-Erzähler teil am erbitterten Kampf um kleinste Territorien bei ständig wechselnden Allianzen, er harrt aus an Wachtposten, liegt unter Beschuss in Stellung, wirft Granaten, tötet - und wird nebenbei in der Großstadt Beirut erwachsen, lernt Mädchen, Pornos, Alkohol, Drogen, Geld und Macht kennen, begegnet dem Grauen mit Coolness. Der Gegner: eine auszuschaltende Figur, Befehle: sind auszuführen. Yussef Bazzi ist Dichter und weiß seine sprachlichen Mittel überlegt einzusetzen. Die Normalität des Krieges scheint diese Erzählung gefangen zu halten, sie abzubremsen, und abzustumpfen. Der Autor enthält sich jeglicher politischen Äußerung, jeder moralischen Wertung, doch die Sachlichkeit des kurzen, teilweise fragmentarisch gehaltenen Berichts zeigt gerade, was vom Staub aufgeregter Medienberichterstattung und den heroisch eingefärbten Linsen des Hollywoodkinos gleichermaßen verdeckt wird - den einzelnen Menschen, der nur einen Ausweg hat: Überleben.'Die Befehle sind eindeutig: nicht von weitem schießen. Sie liegen auf den Dächern. Wir sollen ohne einen Laut vorrücken, ganz nah an die von ihnen besetzten Gebäude heran. Keine Verwicklung in Gefechte, keine Straßensperren. Hängt euch an sie ran, überfallt sie. Schießt erst, wenn ihr ganz nah dran seid, im Laufen. Wir sind mehr als zweihundert Mann. Wir ziehen alle auf einmal los. Meine Hände sind kalt und feucht. Mein Mund ist trocken und fühlt sich an wie dürres Holz. Ich presse die Zähne zusammen. Meine Ohren dröhnen und meine Augen brennen. Kissinger sagt ganz zärtlich: Bleib hinter mir ...'"