

Beschreibung
Daniel Defoe, der berühmte Autor des 'Robinson Crusoe', erzählt die Geschichte dem Lordkämmerer der britischen Majestät, um ihn zu warnen: Der berüchtigte Seeräuber Lovecraft, der jahrelang erfolgreich Handelsschiffe plünderte und die britische Marin...Daniel Defoe, der berühmte Autor des 'Robinson Crusoe', erzählt die Geschichte dem Lordkämmerer der britischen Majestät, um ihn zu warnen: Der berüchtigte Seeräuber Lovecraft, der jahrelang erfolgreich Handelsschiffe plünderte und die britische Marine an der Nase herumführte, will seinen nicht weniger gefürchteten Kumpan Ashman aus dem Gefängnis befreien. Ihre Freundschaft reicht weit zurück: Ursprünglich waren sie Geistliche aus Bern, der eine ein Wiedertäufer, der wegen fortgesetzter Ketzerei verurteilt wurde und entkam, der andere ein Prediger, der seinem Freund aus Liebe zu einer Generalstochter folgte. Als Ashman nach einer spektakulären Jagd von einem britischen Admiral gefangen wird, beschließt Lovecraft ihn um jeden Preis zu retten. Die Zeit drängt, denn Lovecrafts Männer sind schon in London. Immer verführerischer, immer drängender wird Defoes Ton - der Kämmerer aber antwortet ihm nicht.
Zwei berüchtigte Piraten halten um 1730 ganz England in Atem. Ihre tollkühnen Überfälle machen die königliche Admiralität ratlos. Umso schlimmer, dass es sich bei den Seeräubern um alpenländische Landratten handelt, die aus Liebe zu einer Frau die Meere unsicher machen. Ein Freibeuter- und Historienroman, der in einer Zeit spielt, als galante Liebe und Abenteuer untrennbar zusammengehörten.
""Sturmwarnungen", das neue Buch von Ulrich Knellwolf, ist ein historisches Maskenspiel." Christoph Schneider, Tages-Anzeiger, 13.11.2004
Autorentext
Ulrich Knellwolf, geboren 1942, wuchs in Zürich und Olten auf. Er studierte evangelische Theologie. Bis 1996 arbeitete er als Pfarrer an der Predigerkirche in Zürich, seither als Mitarbeiter der Stiftung Diakoniewerk Neumünster, Zollikon. Für seine Romane und Erzählungen wurde er vielfach ausgezeichnet.
Leseprobe
VII
Den 3. November 1730
Bestürmen hat keinen Zweck. Man ist ein unerbittlicher Freund unbestechlicher Gerechtigkeit. Aber ich glaube trotzdem, dass EG auf jeden meiner Briefe warten und unruhig werden, wenn er ein paar Tage ausbleibt. Wir zwei haben nämlich inzwischen eine gemeinsame Geschichte, und sie wird uns zu siamesischen Zwillingen machen. Da zählt der freie Wille so wenig wie nach der Lehre des Kandidaten Lieberherr bei der Taufe. Auch Ashman hat in diesem Kapitel noch einiges zu lernen.
In Rotterdam, wohin die Berner Wiedertäufer verschifft wurden, warteten am Hafen die holländischen Glaubensgenossen auf sie, bärtig und mit großen Hüten die Männer, in unter dem Kinn mit Bändeln befestigten Kappen die Frauen, und nahmen sie bei sich auf. Es war ein unverstecktes, freies Leben, wie die Leute aus Bern es nicht kannten. Viele von ihnen wohnten selbst bald im eignen Haus, übten fleißig ihr Handwerk und versammelten sich sonntags zu Gebet und Predigt, und das, sie vermochten es kaum für wahr zu halten, mit Duldung und unter dem Schutz der Regierung.
Ashman war zuerst Melker auf einem großen Gut, das einem Grafen gehörte, der selbst kein Täufer war, vor dem er aber seine Täuferei nicht zu verbergen brauchte. Doch dann schickten die vertriebenen Berner eine Abordnung zu ihm und forderten ihn auf, weiterhin ihr Prediger und Lehrer zu sein. Sie wollten ihm auch ein Haus bauen, gleich neben der geplanten Kirche. Ashman nahm an, und als Kirche und Pfarrhaus fertig waren, zog er ein und wurde in der neuen Kirche von einem Vorsteher der Täufergemeinde von Rotterdam vor allen, die mit ihm den Rhein herunter gekommen waren, eingesegnet. Fortan hielt er hier sonntags den Gottesdienst, besuchte seine Leute, unterrichtete ihre Kinder, beerdigte ihre Toten, segnete die Brautpaare und taufte die gläubig Gewordenen.
Er predigte nichts anders als in den abgelegenen kleinen Bauernhäusern des Emmentals. Nur war es jetzt heller Tag, wenn die Gemeinde zusammenkam, und sogar die Glocken läuteten dazu. Doch je länger er das Gleiche predigte, desto stärker merkte er, dass es nicht dasselbe war. Es waren dieselben Worte, doch sie hatten ihren Sinn geändert. Bei der Taufe der Erwachsenen war alles gleich, und doch alles anders. Ashman schüttelte, wenn es keiner sah, über sich selbst den Kopf. Du sehntest dich nach der Freiheit. Jetzt hast du sie, und es ist dir nicht wohl darin. Er fühlte sich wie die Made im Speck und zugleich als ein schäbiger Jünger. Solltest du etwa Langezeit nach dem Salzhaus haben? , fragte er sich.
Seine Gemeinde erwartete von ihm, dass er sich gänzlich niederlasse und bürgerlich werde wie sie. Alle Pfarrer in der Gegend, die täuferischen wie die nichttäuferischen, hatten eine Familie. Warum sollte er keine haben? Seine Herde drängte darauf. Sie wollte nicht länger anders sein als die andern.
Und fast hätte Ashman geheiratet. Es gab da eine junge Bernerin, Witwe, deren Mann krank aus dem Kerker auf das Schiff gekommen und schon während der Fahrt auf der Aare, noch bevor sie den Rhein erreichten, gestorben war. In Rheinfelden hatten sie Halt gemacht und ihn neben dem katholischen Friedhof unter dem Schutz der bernischen Stadtknechte der Erde übergeben. Die Witwe war traurig und bedurfte des Beistands des Predigers, der auch traurig war, weil ihr Schicksal ihm seines gegenwärtig machte. Füg Unglück zu Unglück, und es wird Glück daraus , redete er sich manchmal ein. Nicht ungern hätte er s getan.
Doch eines Tages stand das Pfarrhaus leer. Ashman war weggegangen, ohne etwas mitzunehmen außer dem, was er auf dem Leib trug. Unerkannt lief er in die groß
