Wann wurde die schweizerische Eidgenossenschaft eine Republik? Die modische Suche nach republikanischen Traditionen erwartet diese automatisch dort, wo sich keine fürstliche Territorialherrschaft etablierte. Thomas Maissen stellt dagegen die Frage, wann und in welchen semantischen Zusammenhängen das Wort »Republic« im eidgenössischen Umfeld auftauchte. Der Autor analysiert systematisch die obrigkeitliche Darstellung der gesamten Eidgenossenschaft in Ikonographie, Architektur, Zeremoniell und Literatur. Diese Studie präsentiert am schweizerischen Beispiel, aber in einem gesamteuropäischen Kontext, erstmals den Übergang vom Reichsverständnis und Reichsrecht zum westlichen Staats- und Völkerrecht und stellt die gesellschaftlichen Träger des Prozesses vor, der den souveränen Staat schuf.

Autorentext
Dr. Thomas Maissen ist Professor für Neuere Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg.

Inhalt
Vorwort
Einleitung und Forschungsstand
I. Das Jahr 1576: Jean Bodin und Josias Simler

1. Jean Bodin
2. Josias Simlers Von dem Regiment der lobl. Eidgenoßschaft
3. Fazit: Die Wörter "Souverainete" und "Respublica" II. Republiken unter Monarchien: Europa im 17. Jahrhundert
4. Monarchie und Republik im politischen Denken bis zum 16. Jahrhundert
5. Frankreich
6. Rohan und das "Interesse" der Staaten
7. Grotius und das Völkerrecht
8. Diplomatisches Zeremoniell und Westfälischer Friede
9. Venedig und die kleinen italienischen Republiken
10. Die Niederlande
11. England
12. Das Reich
13. Fazit
    III. Die Eidgenossenschaft als Völkerrechtssubjekt
14. Das politische Selbstverständnis der Eidgenossen vor 1648
15. Die Eidgenossenschaft in der Reichspublizistik
16. Die Beurteilung der Eidgenossenschaft in Frankreich
17. Wettsteins Mission und der Westfälische Friede
18. Die Sprache desVölkerrechtssubjekts: Souveränität, Interesse, Republik, Neutralität
19. Die öffentlichrechtliche Literatur nach 1648
20. Protokollarische Konflikte mit Frankreich: die Gesandtschaft von 1663
21. Friedensschlüsse und Völkerrecht im späten 17. und 18. Jahrhundert
22. Die Schöpfung der"Helvetia"in Malerei und Dichtung
23. Der Souveränitätshut: Johann Jacob Leus Simler-Edition von 1722
24. Fazit
    IV. Zürich als Paradigma
25. Huldrych Zwinglis "Staatsverständnis" 2. Das reformierte "Staatsdenken" nach Zwingli
26. Titulatur, Repräsentation und Geschichtsbild im 17. Jahrhundert
27. Der Bürgermeister stirbt nie
28. Regentenspiegel und politische Ethik
29. Von der konfessionellen zur säkularen Außenpolitik
30. Das niederländische Moment: Petrus Valkenier
31. Die frühaufklärerischen Sozietäten
32. Das neue Rathaus von 1698
33. Das Naturrecht in der Bürgerbewegung von 1713
34. Die "Virgo Tigurina" und ihre Bürgermeister
35. Fazit
    V. Souveränitätskonzept, Repräsentation und Titulatur der Kantone
36. Genf
37. Wallis
38. Neuchâtel
39. Bern
40. Fribourg
41. Solothurn
42. Basel
43. Mülhausen
44. Schaffhausen
45. St. Gallen
46. Graubünden
47. Zug
48. Luzern
49. Uri, Schwyz, Unterwalden und Gersau
50. Glarus und Appenzell
51. Fürstabtei St. Gallen, Fürstbistum Basel und Biel
52. Baden, Bremgarten, Mellingen
53. Lausanne, Stein am Rhein, Rapperswil
54. Rottweil
55. Fazit
    Schluss: Frühneuzeitlicher "Republikanismus" in der Eidgenossenschaft. Ein Definitionsversuch aus der Perspektive von 1798