Mystikerinnen wie Hildegard von Bingen hatten das Glück, in einer Zeit zu leben, in der die Theologie nicht nur Dogmatik und Theorie war, sondern von innen her gebrannt hat. Wir leben in einer Zeit, in der die Theologie intellektualisiert und von der Wissenschaft erfasst wurde. Dabei geht es nicht um ein Geheimnis, um nichts, das erforscht werden muss, sondern um eine ganz einfache Einsicht. Um das Wissen, dass noch etwas anderes existiert. Die Hilflosigkeit, die da draußen ist, die Angst, sich mit Gott einzulassen, ist ein Störfaktor gegen das einfache Zusammensein mit seinem Gott. Es gibt nicht nur Gott, es gibt meinen Gott, und seinen Gott. Und von dieser Entdeckung, dass ich mit Gott ein Unternehmen habe, ein Abenteuer, eine Liebesgeschichte, von der will ich schreiben.

Autorentext
Silja Walter wurde 1919 in Rickenbach bei Olten geboren. Sie studierte Literatur an der Universität Freiburg Schweiz. Seit 1948 lebte sie als Sr. Maria Hedwig im Benediktinerinnen-Kloster Fahr bei Zürich, wo sie am 31. Januar 2011 starb. Für ihr schriftstellerisches Wirken erhielt sie zahlreiche Ehrungen im Literatur- und Kulturbetrieb, unter anderem den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung. Zuletzt von ihr im Paulusverlag erschienen: "Ich habe den Himmel gegessen - Silja Walter-Lesebuch". Im Paulusverlag erscheint auch die Gesamtausgabe ihrer Werke.