

Beschreibung
Völlerei, Sexualität, das Sezieren von Leichen oder verschwenderisches Zurschaustellen des eigenen Reichtums: Im Exzess wurde - so die These des Buches - gesellschaftliche Ordnung gestaltet. Wie produktiv das Agieren im Übermaß sein konnte, beleuchtet Sarah-Ma...Völlerei, Sexualität, das Sezieren von Leichen oder verschwenderisches Zurschaustellen des eigenen Reichtums: Im Exzess wurde - so die These des Buches - gesellschaftliche Ordnung gestaltet. Wie produktiv das Agieren im Übermaß sein konnte, beleuchtet Sarah-Maria Schober an Medizinern, die um 1600 in Basel lebten. Sie folgt den Ärzten an Orte, an denen sie Grenzen austesteten: in Bäder und Haushalte, an ihre Schreibtische und auf die anatomische Bühne. Damit bietet sie zugleich eine quellennahe Analyse einer städtischen Gesellschaft im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert.
Übermäßiges Essen und Trinken, Sexualität, das Sezieren von Leichen oder verschwenderisches Zurschaustellen des eigenen Reichtums: Im Exzess wurde - so die These des Buches - gesellschaftliche Ordnung gestaltet. Wie produktiv das Agieren im Übermaß sein konnte, beleuchtet Sarah-Maria Schober an Medizinern, die um 1600 in Basel lebten. Sie folgt den Ärzten an Orte, an denen sie Grenzen austesteten: in Bäder und Haushalte, an ihre Schreibtische und auf die anatomische Bühne. Damit bietet sie zugleich eine quellennahe Analyse einer städtischen Gesellschaft im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert.
»[Die] Arbeit [ist[ ein reicher Fundus an Wissen über die Medizin um 1600 und seltener analysierter städtischer Inklusionsprozesse und Hierarchien.« Tatjana Niemsch, Sehepunkte, 15.05.2020 »As with all the best works of cultural history, this is a conclusion, and indeed a book, that makes the reader think and question, rather than blindly agree. [] This innovative, imaginative and beautifully written volume deserves to be widely read and will surely provoke new questions and historical reflections in years to come.« Hannah Murphy, German History, 16.10.2020
Autorentext
Sarah-Maria Schober, Dr. phil., ist Oberassistentin am Historischen Seminar der Universität Zürich.
Leseprobe
Vorwort Dieses Buch ist die leicht überarbeitete Fassung meiner 2017 von der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel angenommenen Dissertation. Großzügig unterstützt wurde die Publikation von einem Publikationsbeitrag des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Ohne meine Betreuerin Susanna Burghartz würde das Buch nicht existieren. Sie hat mich neben vielem mehr gelehrt, nach Zusammenhängen und Widersprüchen Ausschau zu halten, über Grenzen und Dichotomien hinweg zu denken und Spannungen nicht nur wahrzunehmen, sondern auch in historische Erzählungen zu übersetzen. Ermunterung, konstruktive Kritik und Ansporn zur Horizonterweiterung kommen bei ihr stets im Paket. Für all das, sowie ganz besonders für ihr stets offenes Ohr und ihre Aufgeschlossenheit, möchte ich mich aufs Herzlichste bedanken. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Lucas Burkart, Zweitbetreuer der Arbeit, für sein anhaltendes Interesse am Projekt, die profunde Kritik sowie seine wertvolle Gabe, einen mit seinen Fragen und Diskussionsbeiträgen immer wieder auf neue Gedanken zu bringen. Die Dissertation ist im Rahmen des vom SNF geförderten Prodoc »Sites of Mediation« entstanden. Diesem Diskussionskontext, vor allem allen daran Beteiligten, verdanke ich nicht nur unzählige Anregungen und Möglichkeiten, Ideen auszuprobieren, sondern auch ein Umfeld, in dem Forschung Spaß machte. Von Christine Göttler, neben Susanna Burghartz und Lucas Burkart Initiatorin und Leiterin des Prodoc, habe ich unglaublich viel und vor allem immer wieder Unerwartetes gelernt, die spannendsten Literaturhinweise erhalten und sehr viel Unterstützung erfahren. Tina Asmussens ansteckende Freude an Geschichte und ihre Bereitschaft, Erfahrungen und Gedanken zu teilen, haben mich nachhaltig begeistert. Maike Christadler, Tinas gleichermaßen wundervolle Nachfolgerin in der Funktion der Koordinatorin des Prodocs, stand mir mit tatkräftigem, nie endendem Rat, als kundige Gegenleserin und mit ihrem ganz eigenen Blick stets zur Seite. Herzlichen Dank! Für wichtige Inputs und konzise Nachfragen zur rechten Zeit danke ich allen OrganisatorInnen und DiskutantInnen der zahlreichen und vielortigen Konferenzpanel, Workshops, Summerschools und Ringvorlesungen, bei denen ich im Laufe der Jahre Aspekte der Arbeit vorstellen konnte. Besonders profitierte ich von der frühen Diskussion des Themas im Basler Vormodernekolloquium und der späten intensiven Besprechung meines Einleitungsentwurfes im Sozialtheorienkolloquium des Mittelbaus am Basler Departement Geschichte. Beide Erfahrungen spiegeln die außerordentlich herzliche und produktive Atmosphäre des Departements und der Basel Graduate School for History (BGSH) wider, die ich die letzten Jahre genießen durfte. Stellvertretend für unzählige Büro-, Gang-, Pausen-, Mittagessens- und Apérogespräche sowie für viele, oft sehr ausführliche Rückmeldungen auf Geschriebenes oder Gesprochenes möchte ich mich bei den folgenden Personen ganz besonders für all ihre wertvollen Anregungen, ihre großzügig zur Verfügung gestellte Zeit und den nötigen Rückhalt bedanken: Céline Angehrn, Caroline Arni, Benedikt Bego-Ghina, Davina Benkert, Alexandra Binnenkade, Eva Brugger, Lea Bühlmann, Sonia Calvi, Milena Guthörl, Jörn Happel, Ivo Mijnssen, Claudia Opitz, Anja Rathmann-Lutz, Michael Schaffner, Maria Tranter, Elise Voerkel, Rafael Wagner. Den Weg vom Dissertationsmanuskript zum Buch durfte ich während eines 18-monatigen Early Postdoc.Mobility-Stipendiums des SNF in Australien und England beschreiten. Am Centre for the History of Emotions, University of Perth, und am Oriel College der University of Oxford fühlte ich mich, nicht zuletzt aufgrund der umsichtigen Unterstützung meiner beiden Gastgeberinnen, Jacqueline van Gent und Lyndal Roper, sehr gut aufgehoben. In Oxford gebührt außerdem besonderer Dank dem »Early Modern (German) History Workshop« sowie meinem großartigen »chapelmate« Edmund Wareham. Für zahlreiche Hilfestellungen und prompten Service bedanke ich mich bei den Teams der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Basel und des Staatsarchivs Basel sowie aller anderen im Rahmen der Arbeit besuchten Bibliotheken, Museen und Archive. Spezieller Dank geht an Tilmann Walter und Ulrich Schlegelmilch, die mich bereits lange vor Onlinestellung Einsicht in die umfangreichen Datensätze des Würzburger Ärztebriefprojekts nehmen ließen. Dem Campus Verlag, namentlich Jürgen Hotz, und den HerausgeberInnen der Reihe »Historische Studien« danke ich für die Annahme zur Publikation, wertvolle Hinweise zur Überarbeitung und die ausgezeichnete Zusammenarbeit. Langjährige Mitstreiterinnen, genaue und unermüdliche Gegenleser, konstante Ideenlieferantinnen und beste Freunde meine Dankbarkeit gegenüber Kirstin Bentley, Bianca Hoenig, Nicolai Koelmel, Jennifer Rabe und Carla Roth lässt sich nicht in Worte fassen. Jeder und jede Einzelne dieser fantastischen Fünf hat auf seine und ihre ganz eigene Art, manchmal ordnend, manchmal exzessiv, immer jedoch intensiv, zur Fertigstellung dieser Arbeit beigetragen. Ich bin sehr froh, dass es Euch gibt! Besondere Dankbarkeit bringe ich, last but not least, allen Angehörigen meiner Familie entgegen. Vor allem meiner Mutter, Barbara Schober, ihrer liebevollen Unterstützung und ihrem anhaltenden Interesse auch an meinen absurdesten Ideen, verdanken ich und diese Arbeit viel mehr, als ihr vermutlich bewusst ist. Oxford, im Oktober 2018 Sarah-Maria Schober Einleitung Im Gemälde »Das Bad zu Leuk« von 1597 präsentiert sich eine Gesellschaft im Exzess (Abb.1). Keine biederen Bürgersfrauen, keine moralisch unangreifbaren Heroen stattdessen sind nackte Körper und anzügliche Gesten abgebildet. Männer und Frauen necken sich, tauschen Gegenstände aus, trinken Wein, berühren sich. Das Bild erzählt eine Geschichte in drei Episoden: Auf der rechten Seite betritt eine magere Frau über eine steinerne Treppe vorsichtig das Bad. Im Wasser, dem zweiten und bei weitem am ausführlichsten geschilderten Bildschritt, sind Männer und Frauen bei verschiedenen, erotisch aufgela…
