

Beschreibung
Die Entwicklung in der Sozialen Arbeit hin zur Arbeit am Sozialraum sowie die Transformationen der Gesellschaft wirken auf die sozialräumliche Praxis und Theorie zurück. Als Grundlage für diese Fachstudie dient eine qualitative Inhaltsanalyse von Organisations...Die Entwicklung in der Sozialen Arbeit hin zur Arbeit am Sozialraum sowie die Transformationen der Gesellschaft wirken auf die sozialräumliche Praxis und Theorie zurück. Als Grundlage für diese Fachstudie dient eine qualitative Inhaltsanalyse von Organisationsunterlagen der sozialräumlichen Praxis und Experteninterviews mit Professionellen der Sozialraumarbeit. Das daraus resultierende Berufsbild der sozialräumlichen Sozialen Arbeit beschreibt das heterogene sozialräumliche Handlungsfeld der Sozialen Arbeit.
Die Gegenüberstellung von empirischen und theoretischen sozialräumlichen Fakten garantiert eine breite Absicherung der Ergebnisse. Diese unterstützen die sozialräumlichen Zugänge zur Gestaltung des Sozialraums über Menschen, Orte und Strukturen als Minimalstandard und betonen die hohe Relevanz sozialpolitischer Transformationen und des Sozialkapitals in der Sozialraumarbeit. Dabei ist das sozialräumliche Interventionsverständnis geprägt von der sozialen Produktion von Räumen.
Unterstrichen wird die Notwendigkeit der transdisziplinären Herangehensweise in der Sozialraumarbeit und der disziplinären Vertiefung der Arbeit an Sozialräumen in der Sozialen Arbeit.
Autorentext
Roman Niedermann, Jahrgang 1971, ist als Dozent für Soziale Arbeit bei der Höheren Fachschule Agogis in der Schweiz tätig. Sein beruflicher Werdegang führte über die Abschlüsse Master of Science in Sozialer Arbeit an der FHS St.Gallen und Ausbilder mit eidgenössischem Fachausweis. Mit Weiterbildungen in den Bereichen Geschäftsführung, Coaching und Mediation, Prävention und Gesundheitsförderung, Diakonie, Erlebnispädagogik, systemische Aufstellungen und Sexualpädagogik verfügt der Autor über eine große Bandbreite an beruflichen Kompetenzen. In über 15 Jahren Praxistätigkeit wirkte er in der sozialräumlichen Sozialen Arbeit, der Kinder- und Jugendarbeit, der Suchtprävention, der Sozialberatung, der Diakonieanimation, der Ausbildung von Freiwilligen und in der Praxisausbildung von Studierenden mit.
Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 2, Ausgangslage:
Räume sind immer Soziale Räume. Sie sind das Ergebnis sozialer Praktiken verschiedenster Akteure. Gesellschaftliche Entwicklungen wie die stärkere Mobilität, Zersiedelungstendenzen, der demografische Wandel oder die veränderte Thematisierung des öffentlichen Raums setzen neue Herausforderungen und fordern proaktive Gestaltungsformen. Um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, vermag ein erweiterter Blick auf räumliche, soziale und steuerungslogische Dimensionen sozialräumliche Herausforderungen vollumfänglich zu erfassen (FHS St.Gallen 2013, Kompetenzzentrum Soziale Räume, S. 1).
Im geschichtlichen Ursprung der Sozialen Arbeit steht mit der Settlement-Bewegung das Quartier im Zentrum (vgl. Biesel 2007, S. 23). Im aktuellen Umgang der Sozialen Arbeit mit Sozialen Räumen sind ein wachsender Fachdiskurs und eine Zunahme an Interventionen im Sozialraum zu beobachten. Die Sozialraumorientierung entwickelt sich damit tendenziell zu einer Tätigkeit im Sozialen Raum. Diese Sozialraumarbeit hat viele Facetten, erfolgt interdisziplinär und etabliert sich mehrheitlich in urbanen Gebieten und im ländlichen Kontext in Projekten. In der vorliegenden Arbeit wird daher die Frage nach der Berufsidentität und dem Berufsbild der Fachkräfte der Sozialen Arbeit in der Sozialraumarbeit und nach ihrer Funktion und Legitimation im interdisziplinären Setting gestellt. In bestehenden Berufsbildern der Sozialen Arbeit fehlt nämlich diese Ausrichtung auf den Sozialen Raum hin noch weitgehend. Die Intensivierung der Sozialraumarbeit im fachlichen Diskurs hingegen veranschaulicht das Beispiel Schweizerischer Fachhochschulen, für die gilt:
Die internationale und interdisziplinäre neuerliche und explizite Hinwendung zum Raum zeigt sich in verschiedenen strategischen Ausrichtungen Schweizerischer Fachhochschulen, die Raummetaphern wie Community Developement, Sozialplanung, Soziale Stadtentwicklung für übergeordnete Querschnittthemen und Schwerpunktbildungen regionaler, nationaler und internationaler Themensetzungen nutzen (Reutlinger & Wigger 2010, S. 7f).
Sozialraumarbeit wird dabei durch Organisationen geleistet. Eine Annäherung an die Funktionsweise der sozialräumlichen Sozialen Arbeit kann versucht und der Optimierungsbedarf benannt werden, auch wenn es die klassische Organisation dafür nicht gibt. Mit Hilfe von Praxisbefragungen und dem Vergleich der Ergebnisse mit der Theorieentwicklung, im Sinne einer Präzisierung der sozialräumlichen Arbeit, lässt sich dieses Handlungsfeld der Sozialen Arbeit jedoch entsprechend analysieren.
Der sozialräumliche Fachdiskurs beschreibt die Sozialraumorientierung und die Sozialraumarbeit in der Sozialen Arbeit. Das Handlungsfeld Sozialer Raum ist von transdisziplinären und transnationalen Prozessen geprägt. Mit der sozialräumlichen Sozialen Arbeit stehen der Einbezug des Sozialraums ins sozialarbeiterische Verständnis und das professionelle Wirken im Sozialraum im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Wichtigkeit des sozialräumlichen Denkens und Handelns in der Sozialen Arbeit zeigt sich in der interdisziplinären Zugangsweise zum Raum und der Ungleichverteilung der Disziplinen in den Entscheidungsstrukturen über die Gestaltung von Sozialen Räumen. Die Soziale Arbeit könnte sich daher vermehrt an der räumlichen Erkenntnisgewinnung und den Entwicklungsprozessen beteiligen und die Anliegen der Sozialen Arbeit, wie die Prävention, die Integration und die Netzwerkbildung einbringen. Die Globalisierung und die Aufweichung von nationalen Grenzen sowie die weltweiten Kommunikationstechnologien bedingen für die Soziale Arbeit eine Überprüfung der Definition und Sichtweise auf Soziale Räume, deren Funktion und Beschaffenheit. Die Beschaffenheit der Räume und die sozialen Vernetzungen verändern sich fortwährend und fordern eine Definition in Richtung fliessender Räume oder sich öffnender Räume . Der Soziale Raum bildet durch die vielfältigen Dimens
