

Beschreibung
Das Thema Integration ist derzeit in aller Munde. Seit Ende der 80er Jahre kommen Deutsche aus Russland in die Bundesrepublik Deutschland zurück in ein Land, aus dem ihre Vorfahren vor über 250 Jahren ausgewandert sind. Etwa vier Millionen russlandsdeutsche Me...Das Thema Integration ist derzeit in aller Munde. Seit Ende der 80er Jahre kommen Deutsche aus Russland in die Bundesrepublik Deutschland zurück in ein Land, aus dem ihre Vorfahren vor über 250 Jahren ausgewandert sind.
Etwa vier Millionen russlandsdeutsche Menschen sind bisher eingereist und versuchen, ihr Leben als soziale Minorität zu meistern. In der öffentlichen Wahrnehmung wird Integration zumeist mit Anpassung an die Aufnahmegesellschaft gleichgesetzt. Doch was ist unter Integration genau zu verstehen? Was müssen Migrantinnen, Migranten und die Aufnahmegesellschaft leisten, damit Integration gelingen kann?
Dieses Buch untersucht anhand der Theorien von Esser, Heckmann, Moscovici und Tajfel, ob Russlandsdeutsche in unserer Gesellschaft fremd geblieben sind, sich oberflächlich angepasst haben oder tatsächlich angekommen sind.
Inhalte des Buchs:
Kapitel II: Definition der wichtigsten Begriffe in der Integrations- und Migrationsforschung
Kapitel III: Vorstellung der ausgewählten Theorien
Kapitel IV: Geschichte der Russlandsdeutschen
Kapitel V: Geschichte der Bundesrepublik als Einwanderungsland
Kapitel VI: Leben der Russlandsdeutschen in der Bundesrepublik und ihre Unterschiede zu den Einheimischen
Klappentext
Das Thema Integration ist derzeit in aller Munde. Seit Ende der 80er Jahre kommen Deutsche aus Russland in die Bundesrepublik Deutschland zurück in ein Land, aus dem ihre Vorfahren vor über 250 Jahren ausgewandert sind. Etwa vier Millionen russlandsdeutsche Menschen sind bisher eingereist und versuchen, ihr Leben als soziale Minorität zu meistern. In der öffentlichen Wahrnehmung wird Integration zumeist mit Anpassung an die Aufnahmegesellschaft gleichgesetzt. Doch was ist unter Integration genau zu verstehen? Was müssen Migrantinnen, Migranten und die Aufnahmegesellschaft leisten, damit Integration gelingen kann? Dieses Buch untersucht anhand der Theorien von Esser, Heckmann, Moscovici und Tajfel, ob Russlandsdeutsche in unserer Gesellschaft fremd geblieben sind, sich oberflächlich angepasst haben oder tatsächlich angekommen sind.
Leseprobe
Textprobe:
Kapitel IV, Die Aufnahmegesellschaft:
IV.1, Die Bundesrepublik Deutschland - Einwanderungsland?:
Ein kurzer Blick auf die Aus- und Einwanderungsgeschichte zeigt, dass Deutschland sowohl Auswanderungs- als auch Einwanderungsland war und ist.
IV.1.1, Die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg:
In den Jahren 1800 bis 1930 wanderten rund sieben Millionen Deutsche aus. Die überwiegende Mehrheit zog nach Westen, nach Nord- oder Südamerika, einige, wie oben beschrieben, zogen bis Mitte des 19. Jahrhunderts nach Osten, in das zaristische Russland (Münz & Seifert & Ulrich, 1999, S. 16). Allerdings gab es im späten 19. Jahrhundert auch starke Zuwanderungsströme in die neuen Industriegebiete des Deutschen Reichs (Meier-Braun, 2002, S. 9). Polnische Arbeiter wurden gezielt angeworben, um in den Kohlegruben im Ruhrgebiet zu arbeiten (Kleßmann, 1992, S. 303). Diese Zuwanderung in die Gebiete der deutschen Schwerindustrie hielt an bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs (Kleßmann, 1992, S. 304). Klaus Bade stellt in diesem Zusammenhang fest: Das Reich blieb Auswanderungsland und wurde zugleich Arbeitereinfuhrland . (1992, S. 311) Auch die Landwirtschaft, stark gebeutelt durch die Massenauswanderungen bis Mitte des 19. Jahrhunderts, kam in Leutenot und warb ausländische Wanderarbeiter an, die billig und willig arbeiteten (Bade, 1992, S. 311). Im Jahr 1914, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, waren rund 1,2 Millionen dieser Wanderarbeiter im Deutschen Reich beschäftigt (Bade, 1992, S. 312). Es gab zwar Wanderarbeiter aus Italien, Holland, Tschechien und anderen Ländern, aber die überwiegende Anzahl von ihnen kam aus Polen, so dass schon bald vor einer Polonisierung gewarnt wurde (Bade, 1992, S. 312). In Preußen setzte eine antipolnische Abwehrpolitik ein, die gekennzeichnet war von Massenausweisungen polnischer Arbeiter (1885), restriktiver Ausländerkontrolle und Rückkehrzwang in der winterlichen Karenzzeit (Bade, 1992, S. 314).
IV.1.2, Der Zweite Weltkrieg:
Ein düsteres Kapitel der Beschäftigung von ausländischen Arbeitern in Deutschland stellt der Zweite Weltkrieg dar, denn es kam zum Einsatz von ca. 7,7 Millionen Fremdarbeitern in der deutschen Kriegswirtschaft und in der Landwirtschaft (Meier-Braun, 2002, S. 14), von den Nationalsozialisten zynisch Ausländereinsatz genannt (Herbert, 1992, S.354). Diese Zahl setzt sich zusammen aus Kriegsgefangenen, zum Arbeitseinsatz nach Deutschland verschleppten Zivilpersonen und KZ-Häftlingen (Herbert, 1992, S. 356ff.). Ohne diese ausländischen Zwangsarbeiter wäre für Deutschland dieser Krieg spätestens im Frühjahr 1942 verloren gewesen (Herbert, 2001, zit. nach Meier-Braun, 2002, S. 14).
IV.1.3, Die Vertriebenen:
Am Ende und als Folge des Zweiten Weltkriegs begann eine große Ost-West-Wanderung. Die Vertreibung der Deutschen aus den Gebieten Ost- und Süd-Ost-Europas und die Flucht vor der Roten Armee brachte Millionen Menschen in die westlichen Besatzungszonen Deutschlands (Benz, 1992, S. 374). Ursache war die NS-Volkstumspolitik, die mit Beginn des Zweiten Weltkriegs insgesamt rund neun Millionen Menschen umsiedelte, rücksiedelte, verschleppte, eindeutschte , vertrieb oder umvolkte (Benz, 1992, S. 374f.). Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschland im April/Mai 1945 wurden die Deutschen aus dem Sudetenland, Ostpreußen, Pommern, der Mark Brandenburg und Schlesien, aus der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Rumänien vertrieben (Benz, 1992, S. 381).
Eine Volkszählung in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1950 zeigte, dass 16,4% der Gesamtbevölkerung vertriebene Deutsche waren. Erklärtes Ziel der Alliierten war es, diese Menschen in die bundesrepublikanische Gesellschaft zu integrieren. Sie durften keine soziale und politische Sonderrolle spielen, sollten in der Bevölkerung der Gastorte aufgehen und keine Irredenta bilden. (Benz, 1992, S. 382).
Die Aufnahme der Vertriebenen - sie wurden auf die Bundesländer verteilt (Benz, 1992, S.