

Beschreibung
'Es gibt zahlreiche Interpretationen der Apokalypse, aber für mich hat noch keine das Wahre, das Wesentliche zur Sprache gebracht. Warum? Es gibt mehrere Gründe dafür, aber hauptsächlich, weil man versucht hat, historische Personen, Länder oder Ereignisse wied...'Es gibt zahlreiche Interpretationen der Apokalypse, aber für mich hat noch keine das Wahre, das Wesentliche zur Sprache gebracht. Warum? Es gibt mehrere Gründe dafür, aber hauptsächlich, weil man versucht hat, historische Personen, Länder oder Ereignisse wiederzuerkennen, anstatt in diesem Buch nur das Wesentliche zu sehen, das heißt die Beschreibung von Elementen und Vorgängen des inneren und kosmischen Lebens. Was für Fehler konnte man da begehen, bezüglich der vier Reiter und des Drachens mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, hinsichtlich der mit Sternen gekrönten Frau, der großen Hure und dem Neuen Jerusalem!.Auch ich habe euch einige Passagen interpretiert, aber ihr müsst auch wissen, dass ihr davon nicht profitieren werdet, wenn ihr nicht bereits daran gearbeitet habt, die wahren Grundlagen des spirituellen Lebens zu erlangen. Denn es genügt keinesfalls, all diese Symbole intellektuell zu verstehen, man muss sie in sich selbst zum Leben erwecken können. Und solange ihr nicht zuvor eine Arbeit der Reinigung, der Selbstbeherrschung, der inneren Erhebung durchgeführt habt, bleiben euch die Wunder der Apokalypse verschlossen.' Omraam Mikhaël Aïvanhov
Autorentext
Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer Philosoph, geistiger Meister und Eingeweihter. Als warmherziger, einfühlsamer und humorvoller Lehrer war er ein lebendiges Vorbild, das durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte. Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten - so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt. Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück. In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um die Gesundheit, die Ethik, die Liebe, die Sexualität oder um tiefgründige, philosophische Themen - stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.
Leseprobe
Kapitel 1: Besuch auf Patmos Heute möchte ich euch an einen Ort führen, der mein Herz verzaubert hat, und auch die Herzen all der Freunde, die mich begleitet haben. Ja, ich möchte euch auf einen Spaziergang an einen geweihten, weit entfernten Ort mitnehmen. Dieser Ort heißt Patmos. Patmos ist eine griechische Insel, die allerdings viel näher an der Türkei liegt als an Griechenland. Man kann sie nur mit dem Schiff erreichen und die Überfahrt von Athen dauert fast dreizehn Stunden. Patmos ist auf der Karte eine ganz kleine Insel, aber in Wirklichkeit ist sie eine sehr große Insel, aufgrund ihrer spirituellen Bedeutung, und wir wollten sie erkunden. Unsere Reise glich daher einer Pilgerfahrt, denn eben dort hat der Evangelist Johannes gelebt und das Evangelium und die Offenbarung geschrieben. Wenn man sich der Insel nähert, ist man vom Anblick der makellos weißen Häuser gefangen, ein Weiß, das durch das Blau des Himmels und des Meeres noch stärker hervorsticht. Einige kleine Häusergruppen liegen direkt am Meer, andere, wie Chora, wo sich das Kloster des Johannes des Evangelisten mit der Grotte der Apokalypse befindet, liegen in den Hügeln. Um diese Grotte herum, wo Johannes gelebt hat, wurden nach und nach im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Gebäude errichtet, die jetzt das Kloster bilden: die Basilika des Hl. Johannes des Theologen, auf den Ruinen eines Artemis-Tempels erbaut, eine dem Hl. Christodulos, dem Gründer des Klosters im zwölften Jahrhundert, geweihte Kapelle und noch viele andere Kirchen, Kapellen und Zellen für die Mönche, sowie ein Refektorium und eine Bibliothek. Es ist ein beeindruckender Gebäudekomplex, den man von allen Punkten der Insel sehen kann; er ist von Festungsmauern aus dem 17. Jahrhundert umgeben, einer Zeit, in der es notwendig war, sich gegen die häufigen Piratenüberfälle zu schützen. Man erreicht den einzigen Eingang zum Kloster, nachdem man einige in den Fels gehauene Stufen erklommen hat. Man durchquert Gänge, Innenhöfe und von Zellen und Kapellen begrenzte blühende Gärten; nachdem man dann noch etwa dreißig wiederum in den Fels gehauene Stufen hinabgestiegen ist, kommt man an weiteren Kapellen vorbei, bis man die Kapelle der Hl. Anna betritt, die mit der Grotte der Apokalypse verbunden ist. Diese Kapelle wurde als erstes Gebäude hier erbaut. Christodulos hat ihr diesen Namen gegeben, weil er in erster Linie die Hl. Anna, die Mutter von Maria (Mutter von Jesus), ehren wollte, aber auch die Mutter des byzantinischen Herrschers Alexios I. Komnenos, die ebenfalls Anna hieß. Die Grotte der Apokalypse ist weder sehr groß noch sehr hoch (etwa 2 Meter) und bietet nur wenigen Personen Platz. Man hat uns auf eine Vertiefung hingewiesen, in die der Überlieferung nach Johannes seinen Kopf legte. Über dieser Vertiefung gab es ein Kreuz, das er selbst dort in den Fels geritzt haben soll. Man wies auch auf eine andere Vertiefung, die ihm als Stütze gedient haben soll, wenn er sich wieder erheben wollte, denn er war bereits sehr alt. An einem sehr geraden und glatten Teil des Felsens kann man eine Art Pult erkennen, an dem angeblich sein Schüler Prokhoros, von Johannes diktiert, das Evangelium niedergeschrieben hat. Am Gewölbe der Grotte sieht man einen dreifachen Riss, der durch einen Blitz genau in dem Moment hervorgerufen worden sein soll, als die Stimme aus der Apokalypse erschallte. Und dieser dreifache Riss gilt als ein Symbol der Dreieinigkeit. Die Grotte ist auch mit heiligen Gegenständen geschmückt und mit Ikonen, vor denen Lampen brennen, und man kann dort mehrere Inschriften auf Griechisch lesen: »Am Anfang war das Wort« und »Hier auf Patmos sind die Dinge geschehen« oder auch »Dieser schreckliche Ort«. Der Pope, der uns bei unserem Besuch geführt hat, hat uns überall große Schätze gezeigt: großartig illustrierte Manuskripte, Reliquien, Ikonen und heilige Gegenstände. Und als er uns das Leben des Johannes erzählte, laut den Aussagen einiger Jünger, die dieser hier auf Patmos herangebildet hat, war er in einem Zustand unglaublicher Inspiration und Begeisterung und begriff selbst nicht wie ihm geschah. Er strahlte! Ich habe diese Grotte zweimal aufgesucht, um zu meditieren und dem Geist des Johannes zu begegnen. Die Stille dort ist wirklich außerordentlich. Seit zweitausend Jahren hat nichts die fluidischen Spuren von Johannes dem Evangelisten auslöschen können, trotz der zahllosen Menschen, die dort gewesen sind. Ich habe sehr viele Dinge gespürt. Es ist ein wahrhaft heiliger, wahrhaft reiner, wahrhaft göttlicher Ort. Ich wünsche euch allen, dass ihr eines Tages diese Grotte besuchen könnt. Johannes selbst offenbart am Anfang der Apokalypse, warum er sich auf Patmos befand. »Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi.« (Off 1,9) Es war unter der Herrschaft des Domitian, zur Zeit der Christenverfolgung, dass Johannes, der damals in Ephesus war, als Gefangener auf die Insel Patmos gebracht wurde. Man brachte ihn in Ketten aufs Schiff, und sein Jünger Prokhoros begleitete ihn. Die Überlieferung berichtet, dass im Laufe der Überfahrt ein gewaltiger Sturm losbrach. Die Matrosen kämpften gegen die Wellen und versuchten, das Schiff zu steuern. Plötzlich fiel ein junger Soldat, der auch an der Reise teilnahm, ins Meer. Die Passagiere waren entsetzt und der Vater des jungen Burschen war verzweifelt und wollte sich ins Wasser stürzen, um seinem Sohn in den Tod zu folgen. Man konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten. Mitten in diesem ganzen Trubel war allein Johannes ruhig geblieben, er schien sogar zufrieden. Man stellte ihm die Frage: »Berührt dich der Tod dieses Jungen gar nicht? Willst du uns nicht helfen? Warum bittet ihr nicht eure Gottheiten, entgegnete …
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