

Beschreibung
Pferdegestützte Therapie ist mehr als Reiten! Ausgangslage dieses Buches ist die Kritik an funktionsbestimmten Übungen in der klassischen Reittherapie. Viele Ressourcen liegen noch ungenutzt in diesem Bereich brach, die viel stärker zum Einsatz kommen könnten....Pferdegestützte Therapie ist mehr als Reiten! Ausgangslage dieses Buches ist die Kritik an funktionsbestimmten Übungen in der klassischen Reittherapie. Viele Ressourcen liegen noch ungenutzt in diesem Bereich brach, die viel stärker zum Einsatz kommen könnten. Über die Betrachtung der Tier-Mensch-Beziehung sowie die Wirkfaktoren der Tiergestützten Interventionen nähern wir uns dem Thema an. Auch die aktuelle Lebensweltanalyse unserer Kinder ist eine wichtige Grundlage, um zu verstehen, wie Kindheit heute ist und welche Herausforderungen Kinder meistern müssen. Der Blick auf die Wirkfaktoren der Natur, die Bedeutung des kindlichen Spiels sowie der ganzheitliche Einfluss des Pferdes sind wichtige Elemente, um zu verdeutlichen, wieviel mehr Potential in der Pferdegestützten Therapie steckt. Der Grundgedanke der Psychomotorik und im speziellen der Sinnverstehende Ansatz nach Jürgen Seewald wird ebenso analysiert und mit der Reittherapie kombiniert, wodurch durch die Möglichkeit für eine neue Methode entsteht und ein Umdenken in der Arbeit und in der Haltung der Therapeuten.
Autorentext
Nina Glöckner, B.A, wurde 1977 in Hamburg geboren. Ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Darmstadt schloss sie erfolgreich mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der Tiergestützten Intervention in verschiedenen Einrichtungen. Seit ihrem zehnten Lebensjahr ist sie leidenschaftliche Reiterin und war aktiv im Tuniersport, bis sie umsattelte in freie Interkation mit Pferden. Fasziniert von den Wirkungsweisen der Tiere schloss sie 2013 eine Zusatzqualifikation zur Therapeutin in Delphingestützter Therapie ab und ergänzt heute ihr Wissen darüber in der Arbeit mit den Pferden. Für die Stiftung Heilungswege erarbeitete sie auf Grundlage dieses Buches ein Konzept für Kinder- und Jugendhöfe und ist seit dem erfolgreich für die Stiftung tätig.
Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 3.2, Wirkweisen der Tiergestützten Intervention:
3.2.1, Die Rolle des Tieres:
Tiere haben verschiedene Rollen in der Tiergestützten Intervention. In erster Instanz kann es als Eisbrecher und als Motivator fungieren. Eisbrecher-Funktion : Wichtiger Faktor in der Tiergestützten Intervention ist die Brückenfunktion des Tieres zwischen Klient und Ausführenden. Kupper-Heilmann nennt diesen Faktor die Eisbrecher - Funktion . Gerade bei der Arbeit mit Kindern kommt dieser Faktor zum Tragen, denn Kinder werden durch den Erwachsenen in die Einrichtung geschickt und tun sich aufgrund dessen schwer mit der Kontaktaufnahme zum Ausführenden. Hinzu kommt oft eine Scheu gegenüber dem Fremden. Beides wird durch die bloße Anwesenheit eines Tieres aufgelockert. Sei es über die Ausstrahlung eines schlafenden Hundes im Raum oder ein schnaubendes Pferd, beides kann beruhigend wirken. Für ein Kind bedeutsame Dinge, die es in seinem Umfeld wahrnimmt und sein Interesse wecken, können das Kind animieren sich in die jeweilige Situation einzubringen. Da der Wunsch nach Kontakt zum Tier natürlich ist, kann davon ausgegangen werden, dass ein Kind ein natürliches Interesse am Tier hat. Die menschliche Sehnsucht nach Wärme, Zärtlichkeit und Nähe unterstützt den Prozess der Kontaktaufnahme. Es kann sein, dass das Kind direkt Kontakt zu dem Tier aufnimmt, oder das Tier eignet sich schnell als Gesprächseinstieg, was ein Gefühl von Gleichgesinnten vermittelt, aufgrund gleicher Interessen. Nimmt das Kind erst Kontakt zum Tier auf, kann die Kontaktaufnahme vom Kind zum Anbietenden überwiegend indirekt bleiben. Es entsteht eine Annährung durch gemeinsames Spiel oder Pflegen des Tieres. Der Anbietende dient als Mittler zwischen Kind und Tier, da dieser mehr Erfahrungen im Umgang mit dem Tier hat, sucht das Kind in ihm Hilfestellung im Umgang mit dem Tier. Die weitere Entwicklung geht dann zu einem direkten Kontakt mit dem Anbietenden über. Das ist nicht gleichbedeutend damit, dass das Tier im Verlauf entfernt werden muss. Vielmehr erhält es, im Verlauf der Stunden über einen längeren Zeitraum unterschiedliche Rollen. Motivationsobjekt : Das Tier wirkt in der Mehrzahl aller Fälle als Motivationsobjekt auf den Klienten, da es einen hohen Aufforderungscharakter hat. Das kann den Einstieg in die Intervention erleichtern und die Motivation durchzuhalten stärken. Tiere können auch gezielt für das Erlernen bestimmter Verhaltensweisen oder der Aktivierung von individuellen Ressourcen des Klienten eingesetzt werden. Zum Beispiel bei der Delfintherapie von David Nathanson wird das Tier als positiver Verstärker eingesetzt. Das bedeutet, wenn das Kind etwas positiv gelöst hat, kommt es zu einer Belohnung durch spielen, schmusen oder schwimmen mit dem Delfin.
Diese beiden Rollen sind meiner Ansicht nach die, die klar als Rolle identifiziert werden können. Schwammiger wird es bei den Funktionen als Katalysator und als Identifikation- bzw. Projektionsobjekt, da diese beiden Funktionen ebenfalls in den Bereich der Wirkweisen finden, daher werden sie dort besprochen.
3.2.2, Die Wirkweisen:
Die Wirkweisen der Tiergestützten Intervention sind vielschichtig. Vernooij unternimmt die verschiedenen Erklärungsansätze aus tiefenpsychologischer Sich, auf Basis der Resilienz Forschung, der Bindungstheorie, der Entwicklungspsychologie und der Pädagogik. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die möglichen Interventionsbereiche die Sprache (Kommunikation), die Lernen (Kognition), die Wahrnehmung, Emotionalität, Körpergefühl (Motorik) sowie Soziabilität ist. Aus der Psychoanalyse nach Freud sind es die Befriedigung unbewusster Bedürfnisse aus dem ES , Stärkung des ICH sowie das Anrühren des Verdrängten auf die Tiergestützte Intervention einwirken kann. Bei der Individualpsychologie nach Adler kann die Wirkweise durch die Stärkung des Selbstwertgefühls, Beeinflussung von Lebensstielelementen und der Verbesserung der Soziabilit
