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Die steigende Diversität unter Studierenden und Wissenschaftlern ist eine neue Herausforderung für die Hochschulforschung. Verstärkt durch die Globalisierung der Arbeitsmärkte kommt internationaler Mobilität und Migration eine besondere Bedeutung zu. Dabei wächst die Beteiligung von Personen mit Migrationsstatus an akademischer Bildung. Zugleich entwickeln gerade im Wissenschaftsbereich viele eine Identität jenseits nationaler Zugehörigkeiten, womit die Hochschule mehr und mehr zu einer transnationalen Sphäre wird. Der Band führt erstmals Beiträge aus der Hochschul- und der Migrationsforschung zusammen.
Autorentext
Dr. Aylâ Neusel war Professorin am INCHER-Kassel der Universität Kassel. Dr. Andrä Wolter ist Professor für Hochschulforschung an der HU Berlin.
Zusammenfassung
Die steigende Diversität unter Studierenden und Wissenschaftlern ist eine neue Herausforderung für die Hochschulforschung. Verstärkt durch die Globalisierung der Arbeitsmärkte kommt internationaler Mobilität und Migration eine besondere Bedeutung zu. Dabei wächst die Beteiligung von Personen mit Migrationsstatus an akademischer Bildung. Zugleich entwickeln gerade im Wissenschaftsbereich viele eine Identität jenseits nationaler Zugehörigkeiten, womit die Hochschule mehr und mehr zu einer transnationalen Sphäre wird. Der Band führt erstmals Beiträge aus der Hochschul- und der Migrationsforschung zusammen.
Leseprobe
Einführung Aylâ Neusel und Andrä Wolter Internationalisierung und Migration werden in der Hochschulpolitik, oft auch in der Hochschulforschung, tendenziell als zwei Themen- und Forschungsfelder behandelt. Während der Zuwanderung ausländischer Wissenschaftler/-innen nach Deutschland im hochschulpolitischen Diskurs und in den Entwicklungsstrategien deutscher Hochschulen seit längerem eine hohe Bedeutung zugemessen wird, spielt das Thema Migration eine deutlich geringere Rolle. Auch wird dieses Thema weniger im hochschulpolitischen Diskurs über Internationalisierung aufgegriffen als in einem anderen Diskurs, dem über die Ungleichheit der Bildungs- und Studierchancen und deren Konsequenzen für akademische Karrieren. Dieses wichtige gesellschaftspolitische Thema findet aber selten Eingang in die Entwicklungskonzepte von Hochschulen, während in der Internationalisierung ein Feld akademischer Reputation, Exzellenz und Profilbildung gesehen wird. Migration - etwa in der weitverbreiteten Formulierung "Studierende mit Migrationshintergrund" - wird dabei häufig nur auf diejenigen bezogen, die mit ihren Familien als Kinder oder Jugendliche nach Deutschland gekommen sind und hier ihren Schulabschluss und ihre Studienberechtigung erworben haben, obgleich die sozialwissenschaftliche und statistische Definition von Migration grundsätzlich auch bestimmte Formen internationaler Mobilität, mit Einwanderung verbunden, einschließt. "Deutschland zieht immer mehr ausländische Wissenschaftler an" , so haben die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, und die Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdiensts, Margret Wintermantel, den Erfolg ihrer gemeinsamen Bemühungen um die Internationalisierung deutscher Hochschulen gewürdigt. Der internationale Wettbewerb um die "besten Köpfe" hat in Deutschland die Hochschulpolitik der letzten 10-20 Jahre nachhaltig geprägt. Ohne Zweifel sind die deutschen Hochschulen in den letzten zehn Jahren internationaler geworden, was sich an der gemeinsamen Veröffentlichung von DAAD und DZHW "Wissenschaft Weltoffen" (zuletzt 2016) ablesen lässt. Sowohl bei der Zahl internationaler Studierender wie beim wissenschaftlichen Personal lässt sich eine wachsende grenzüberschreitende Mobilität nach Deutschland beobachten. So wuchs in diesem Zeitraum die Zahl der ausländischen (internationalen) Studierenden um etwa 30 Prozent. Die Internationalisierung von Bildungsbiographien gehört inzwischen zum Normalfall. Der Anteil der internationalen Wissenschaftler/-innen (am Personal deutscher Hochschulen) beträgt heute 10,6 Prozent (Stand 2014), was zwar im internationalen Vergleich bescheiden ist, dennoch für die deutschen Hochschulen in den letzten zehn Jahren mit einem Wachstum von 84 Prozent einen großen Schritt bedeutet. Ohne Zweifel ist die deutsche Wissenschaftslandschaft ein attraktives Ziel für internationale Studierende und Wissenschaftler/-innen geworden. In der öffentlichen Debatte wurden (und werden) freilich diejenigen oft übersehen, die als Nachkommen von Migrant/-innen hohe schulische und berufliche Qualifikationen erworben haben. Beide Gruppen fallen unter die Kategorie Zuwanderung oder Migration, unabhängig von der Aufenthaltsdauer in Deutschland, auch wenn sie sich in der Regel im biographischen Zeitpunkt der Zuwanderung unterscheiden. Fasst man internationale Studierende und diejenigen Studierenden mit Migrationshintergrund, die das deutsche Schulsystem absolviert haben (teilweise mit ausländischer, teilweise mit deutscher Staatsbürgerschaft) zusammen, dann weist fast ein Drittel aller deutscher Studierenden einen Migrationshintergrund auf. Und nach einer Sonderauswertung des Mikrozensus 2013 besitzen ein Drittel der Promovierenden, ein Fünftel der wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen sowie zwölf Prozent der Professor/-innen an deutschen Hochschulen einen Migrationshintergrund. Die Idee zu diesem Sammelband "Mobile Wissenschaft - Internationale Mobilität und Migration in der Hochschule" entstand während der Arbeit an dem an der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführten MOBIL-Projekt. Die Rezeption neuerer Arbeiten aus der Migrationsforschung zu hochqualifizierten Migrant/-innen förderte eine Vielfalt von Parallelen zu Untersuchungen über internationale Studierende und Wissenschaftler/-innen in der Hochschulforschung zu Tage, so dass sich daraus die Frage von Ergänzungen oder Erweiterungen der Hochschulforschung aus der Perspektive der Migrationsforschung ergab. Insbesondere die Entdeckung, dass die Forschung über hochqualifizierte Migrant/-innen mit dem Konzept der Transmigration wesentliche Anregungen für die Untersuchung von internationalen Professor/-innen mit Migrationsbiographien leisten könnte, führt zu diesem Sammelband. Früher als in der Hochschulforschung haben Glick Schiller u.a. (1992, siehe dazu den Beitrag von Ludger Pries, i. d. B.) mit dem Konzept der transnationalen Migration einen neuen analytischen Rahmen in der Migrationsforschung geschaffen, um den Wandel des Phänomens der Migration und der "Migranten" zu untersuchen. Deshalb widmen sich mehrere Beiträge in diesem Band diesem Konzept und dessen Bedeutung für die Hochschulforschung. Transnationale Migrant/-innen bewegen sich durch ihre Verflechtungen und Netzwerke dauerhaft in Räumen zwischen mehreren nationalen Kontexten. In der akademischen Welt führt die Transmigration zu multiplen Zugehörigkeiten innerhalb der nach wie vor national lokalisierten Hochschulen, was auch Einfluss auf ihr professionelles Verständnis und auf ihre (oft hybride) Identität hat. In diesem Sammelband werden daher Beiträge aus zwei Forschungsfeldern, der Hochschul- und Migrationsforschung, zusammengeführt, die in den letzten 20 Jahren voneinander unabhängig die "hochqualifizierten Migrant/-innen" zu ihrem Thema gemacht haben. Hier werden alle hochqualifizierten Migrant/-innen, auch diejenigen, die wie die Studierenden mit Migrationshintergrund mit Residenz in Deutschland bisher eher im Schatten der hochschulpolitischen Aufmerksamkeit standen, einbezogen. Die Hochschulforschung hat bisher eine ausgewählte Gruppe von Studierenden und Wissenschaftler/-innen aus dem Ausland, die sogenannten "Bildungsausländer", inzwischen einem internationalen Sprachgebrauch folgend "internationale" Studierende und Wissenschaftler/-innen genannt, in den Vordergrund gestellt. Andererseits streben heute, beinahe 60 Jahre nach der Immigration von Arbeitskräften aus dem Ausland, …