

Beschreibung
Das Erscheinen des ersten Bandes von Michel Foucaults »Schriften« wurde weithin als Ereignis wahrgenommen. Mit der in weiten Teilen erstmaligen Übersetzung aller Aufsätze, Interviews und kleineren Arbeiten Foucaults liegt nun derjenige Teil von Michel Foucaul...Das Erscheinen des ersten Bandes von Michel Foucaults »Schriften« wurde weithin als Ereignis wahrgenommen. Mit der in weiten Teilen erstmaligen Übersetzung aller Aufsätze, Interviews und kleineren Arbeiten Foucaults liegt nun derjenige Teil von Michel Foucaults Werk vor, der ihn zu Lebzeiten zum Klassiker und zum enfant terrible der philosophischen Szene gemacht hatte: Seine Art, archäologische und genealogische Perspektiven aufeinander zu beziehen und eine detaillierte historische Arbeit immer mit Blick auf die Gegenwart zu profilieren, hat die Theorielandschaft nachhaltig erschüttert und radikal verändert. Daß Foucault dabei in immer wieder verblüffender und überraschender Weise seine eigenen theoretischen Ansätze verändert und neu bestimmt, zeigt sich im zweiten Band der »Schriften«, der den Zeitraum von 1970 bis 1975 umfaßt. In seiner theoretischen wie politischen Auseinandersetzung mit dem Gefängnis, die in den großangelegten Band Überwachen und Strafen mündet, profilieren sich die Genealogie als theoretischer Fokus und die Neubestimmung einer Theorie der Macht als wirkmächtige Kritik an der philosophischen, psychoanalytischen und politischen Tradition. Foucaults Entwurf einer Disziplinarmacht als höchst provokative Verbindung einer Theorie der Genealogie, der Norm, der Subjektivität, der Institutionen, der Macht, der Politik und des Rechts hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf das gesamte Feld der Geistes- und Sozialwissenschaften. Eine Vielzahl der Beiträge ist dem politischen Engagement Foucaults gewidmet: Foucault als luzider Kritiker des politischen Systems, das ist eine der Entdeckungen, die dieser Band bereithält.
»Wem Wahnsinn und Gesellschaft oder Überwachen und Strafen zu dickleibig und zu gelehrt sind, der lese nun in den Schriften doch zwei, drei Interviews mit Foucault, um zu verstehen, um was es ihm ging. Foucault und das ist überraschend und erfrischend zugleich geizt nicht mit einfachen Worten und einprägsamen Aussagen.«
Autorentext
Paul-Michel Foucault wurde am 15. Oktober 1926 in Poitiers als Sohn einer angesehenen Arztfamilie geboren und starb am 25. Juni 1984 an den Folgen einer HIV-Infektion. Nach seiner Schulzeit in Poitiers studierte er Philosophie und Psychologie in Paris. 1952 begann seine berufliche Laufbahn als Assistent für Psychologie an der geisteswissenschaftlichen Fakultät in Lille. 1955 war er als Lektor an der Universität Uppsala (Schweden) tätig. Nach Direktorenstellen an Instituten in Warschau und Hamburg (1958/1959) kehrte er 1960 nach Frankreich zurück, wo er bis 1966 als Professor für Psychologie und Philosophie an der Universität Clermont-Ferrand arbeitete. In diesem Zeitraum erschien 1961 seine Dissertationsschrift Folie et déraison. Histoire de la folie à l'âge classique (dt.: Wahnsinn und Gesellschaft). Er thematisierte darin die Geschichte des Wahnsinns und das Zustandekommen einer Abgrenzung von geistiger Gesundheit und Krankheit und die damit einhergehenden sozialen Mechanismen. 1965 und 1966 war er Mitglied der Fouchet-Kommission, die von der Regierung für die Reform des (Hoch-)Schulwesens eingesetzt wurde. 1966 wurde Les mots et les choses Une archéologie des sciences humaines (dt.: Die Ordnung der Dinge) veröffentlicht, worin er mit seiner diskursanalytischen Methode die Wissenschaftsgeschichte von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert untersuchte. Nach einem Auslandsaufenthalt als Gastprofessor in Tunis (1965-1968) war er an der Reform-Universität von Vincennes tätig (1968-1970). 1970 wurde er als Professor für Geschichte der Denksysteme an das renommierte Collège de France berufen. Gleichzeitig machte er durch sein vielfältiges politisches Engagement auf sich aufmerksam. In diesem Kontext entstand die Studie Surveiller et punir (dt.: Überwachen und Strafen). 1975-1982 unternahm er Reisen nach Berkeley und Japan sowie in den Iran und nach Polen.
Inhalt
1970
Vorwort zur englischen Ausgabe »Foreword to the English Edition« (übers. von F. Durand-Bogaert), in: M. Foucault, The Order of Things, London 1970, S. IX-XIV / Sieben Thesen über den siebten Engel / Vorwort. »Présentation« in: G. Bataille, uvres complètes, Paris 1970, Bd. I: Premiers Écrits 1922-1940 / Die phantastische Bibliothek / Diskussionsbeitrag zu François Dagognet / Die Situation Cuviers in der Geschichte der Biologie (Vortrag) / Die Falle von Vincennes / Es wird einen Skandal geben, aber/ Theatrum philosophicum / Wachsen und vermehren / Wahnsinn, Literatur, Gesellschaft / Wahnsinn und Gesellschaft
1971
Nietzsche, die Genealogie, die Historie / Gespräch mit Michel Foucault / (Manifest der G.I.P. - Gruppe Gefängnisinformation) / (Über die Gefängnisse) / Untersuchung über die Gefängnisse: Zerbrechen wir die Gitter des Schweigens / Gespräch mit Michel Foucault / Das Gefängnis ist überall / Vorwort (Vorwort zu Enquête dans vingt pnsons, Paris 1971) / Artikel 15. »L'article 15«, in: Lei Cause du peuple J'accuse, Sondernummer: Flics. L'affaire Jaubert, 3. Juni 1971) / Bericht der Informationskommission zur Affäre Jaubert / Ich sehe das Unerträgliche / Ein Problem interessiert mich seit langem: das Problem des Strafsystems / Brief von Michel Foucault / Monstrositäten der Kritik / Jenseits von Gut und Böse / Die Rede von Toul / Foucault antwortet / Der Wille zum Wissen
1972
Mein Körper, dieses Papier, dieses Feuer / Zur Geschichte zurückkehren / Erwiderung auf Derrida / Die große Einsperrung / Die Intellektuellen und die Macht / Gesprächsrunde / Über die Volksjustiz / Die Probleme der Kultur / Die wesentlichen Funktionen der Medizin in unserer Gesellschaft / Seine eigene Kultur in die Falle locken / Das Meeting Wahrheit-Gerechtigkeit. 1500 Bürger von Grenoble klagen an (Wortmeldung) / Ein Blutspritzer oder ein Brand (Wortmeldung) / Die zwei Toten von Pompidou / Theorien und Institutionen des Strafvollzugs
1973
Vorwort. »Préface«, in: S. Livrozet, De la prison à la révolte, Paris 1973 / Für eine Chronik des Arbeitergedächtnisses / Die Kraft zu fliehen / Von der Archäologie zur Dynastik / Statt einer Konklusion / Eine neue Zeitung? / Rings um Ödipus / Der Intellektuelle hat die Aufgabe, Ideen zusammenzutragen, aber sein Wissen ist nur bruchstückhaft im Verhältnis zum Wissen der Arbeiterschaft / Der Philosoph Foucault spricht. Denken Sie / Gefängnisse und Gefängnisrevolten / Die Welt ist eine große Anstalt / Zum geschlossenen Strafvollzug / Vorladung bei der Kripo / Erste Diskussionen, erste Versuche: Ist die Stadt eine produktive Kraft oder eine Kraft der Antiproduktion? / Durch energische Interventionen aus unserem euphorischen Aufenthalt in der Geschichte herausgerissen, nehmen wir mühsam »logische Kategorien« in Angriff / Die Strafgesellschaft
1974
Über die Natur des Menschen: Gerechtigkeit versus Macht / Über die »Zweite chinesische Revolution« / »Die Zweite chinesische Revolution« / (Über D. Byzantios) (Ausstellung) / Gefängnisse und Anstalten im Mechanismus der Macht / Michel Foucault über Attica / Sexualität und Politik. (Stellungnahme) / Die Wahrheit und die juristischen Formen / Anti-Retro / Wahnsinn, eine Frage der Macht / Runder Tisch zum psychiatrischen Sachverstand / Die psychiatrische Macht
1975
Vorwort. »Préface«, in: Jackson, B., Leurs prisons. Autobiographies de prisonniers américains, Paris 1975 / Brief / Das Haus der Wahnsinnigen / Ein Feuerwehrmann plaudert aus dem Nähkästchen / Die Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln / Worüber denken die Philosophen nach? / Die photogene Malerei. (Präsentation) / Von den Martern zu den Zellen / Auf dem Präsentierteller / Das Gefängnis aus Sicht eines französischen Philosophen / Das Fest des Schreibens / Der Tod des Vaters / Gespräch über das Gefängnis; das Buch und seine Methode / Macht und Körper / Der Gang nach Madrid / Über Marguerite Duras / Irrenanstalten. Sexualität. Gefängnisse / Eine Durchleuchtung von Michel Foucault / Die Verrückten spielen / Michel Foucault. Die A…
