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Der Bestseller über das aufregende Abenteuer, Vater zu werden. Mit unwiderstehlichen Humor lässt Kester Schlenz uns teilhaben an seinen Gedanken, Gefühlen und Zweifeln beim Vaterwerden - vom blauen Ring des Schwangerschaftstests bis zum zweiten Geburtstag seines Sohnes. Sein Resümee: "Das hat mich total umgehauen."
"Warnung an alle männlichen Leser: Die Begeisterung des jungen Vaters kann ansteckend wirken!"
Autorentext
Kester Schlenz war bis vor kurzem noch Redakteur und Ressortleiter beim Magazin Stern. Jetzt ist er Rentner, lehnt diese Bezeichnung aber für sich ab, weil sie ihm zu sehr nach »alter Knacker« klingt. Schlenz ist Autor zahlreicher Sachbücher, darunter die Besteller "Mensch, Papa! Vater werden das letzte Abenteuer" und "Alter Sack, was nun?". Außerdem schreibt er mit seinem Kumpel Jan Jepsen erfolgreiche Krimis.
Leseprobe
ein Sohn Henri war blau! Das erste, was ich von ihm sah, war ein blauer, kleiner Ring in einem winzigen Reagenzglas. Henri war zwar erst ein winziger Zellhaufen in Gesas Gebärmutter, aber hier, durch eine Verfärbung im Röhrchen des Schwangerschaftstestes, tat mein Sohn eindeutig und unmißverständlich kund: I'm on my way!
Eigentlich war ja noch gar kein Kind geplant. Oder besser gesagt: Wir waren uns sicher, daß wir eines wollten, wußten aber nicht, wann wir es wollten. Der Zeitpunkt muß richtig sein, sagte ich immer in schlichter Weisheit und klang dabei so altklug wie Witta Pohl in den Drombuschs.
Ich kannte das Problem aus meinem Freundeskreis. Die einen waren zu früh dran, wie mein Freund Dedel. Er hatte seine Freundin nach einem Schulfest im Volvo seines Vaters geschwängert. Dedel dachte wohl, der Wagen sei so sicher, daß nichts passieren könne. Sie bekamen das Kind und trennten sich ein Jahr später. Und dann kannte ich auch ein paar Absichtserklärungs-Experten, die so lange ankündigten, ganz sicher Kinder zu wollen, bis es eines Tages zu spät war. Wir wollten ja. Aber mit 40? Du weißt ja, die biologische Uhr tickt gnadenlos.
Nein, so sollte es bei uns nicht enden. Aber mußte es jetzt schon sein? Dabei wußte ich, daß ich nur Angst vor meiner eigenen Courage hatte. Der Zeitpunkt war nämlich goldrichtig. Ich war 33, hatte einen festen Job und fühlte mich, bis auf die typischen Zipperlein eines Hypochonders (Meinst du nicht auch, daß dieser Leberfleck größer geworden ist, Schatz?), recht wohl. Gesa war 27, studierte Kostümdesign und war sich sicher, daß sie (irgendwann) Kinder wollte.
Um unsere Beziehung stand es ebenfalls sehr gut. Wir hatten uns gerade, nach neun gemeinsamen Jahren, entschlossen, im Frühsommer zu heiraten. Außerdem bekamen viele unserer Freunde Kinder am laufenden Band, was wir jedesmal klasse fanden. Wir wollen ja auch bald, sagten wir immer entrückt grinsend, wenn wir einen der kleinen Würmer auf dem Arm hielten. In diesen Momenten merkte ich deutlich, daß ich für eine Vaterschaft im wahrsten Sinne des Wortes reif war. Das Gefühl, ein Baby im Arm zu halten, zu spüren, wie seine kleine Hand sich um meinen Zeigefinger schloß, das war einfach wunderbar. Babys, die ich früher als süße, aber letztlich uninteressante kleine Schreihälse empfand, hatten plötzlich eine geradezu magische Ausstrahlung auf mich. Dauernd ließ ich mir Kinder reichen und genoß es, wenn jemand sagte Du kannst aber gut mit den Zwergen. Wie toll muß es erst sein, sein eigenes Kind so im Arm zu halten? fragte ich mich, und begann immer öfter darüber nachzudenken, wie ich mich als Vater wohl fände. Gut fand ich mich. Richtig gut. Aber vielleicht noch nicht sofort, flüsterte dann meist eine warnende, leise Stimme in meinem Hinterköpf. Die wurde jedoch jedesmal leiser. Auf der Straße guckte ich in jeden Kinderwagen und begann Gespräche mit den Müttern. Mein Freund Meck riet mir dringend zur Vaterschaft. Er könne mein süßliches Gesülze auf offener Straße bald nicht mehr ertragen. Nach und nach entwickelte ich den Ehrgeiz, das richtige Alter der Kleinen zu erraten. Nach anfänglichen schweren Reinfallen (Der ist doch sicher schon ein Jahr, nicht wahr? - Also bitte, sie ist vier Monate!) war ich darin bald sehr gut und riet meist plus/minus einen Monat richtig. Einmal fragte mich eine Mutter Wie alt ist Ihres denn? War ein dolles Gefühl, für einen Vater gehalten zu werden. Meiner Frau erging es ähnlich. Wenn sie mit ihren beiden Neffen spazierenging, wurden die blonden Knaben immer für ihre Söhne gehalten, was sie ebenfalls äußerst angenehm fand. Kurzum: Eigentlich waren wir kinderreif! Überreif!
Trotzdem mochte keiner von uns sagen: Lassen wir die Verhütung: Jetzt beginnt die Produktion. Aber wir wurden nachlässiger. Wenn wir glaubten, Gesa sei nicht fruchtbar, ließen wir schon mal länger als der Storch erlaubt die Präservative weg. Ja, und dann ist es eben passiert. Nicht direkt geplant, aber auch nicht konsequent verhindert. Wahrscheinlich ist das die beste Methode, um das ewige Zaudern in den Griff zu kriegen. Gesas Periode war plötzlich ausgeblieben, und sie sagte in der für sie typischen Weise: Ich glaube es zwar nicht, aber es könnte womöglich sein, daß ich schwanger bin, aber nein, eigentlich denke ich, daß ich es nicht bin, andererseits ... Ich rannte sofort los, um in einer Apotheke einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Das Wunderbare an diesen Dingern ist, daß man mit ihnen in einer Atmosphäre entspannter Zweisamkeit erfährt, ob oder ob nicht. Es dauert ein paar Minuten, bis das Ergebnis sichtbar wird. Ein paar Minuten, und dann weißt du, ob du Vater bzw. Mutter wirst. Sehr praktisch und fast ein wenig verschwörerisch. Früher mußten Frauen ja umständlich zu Ärzten gehen, die dann nach der Untersuchung Sätze wie Gratuliere, Sie haben empfangen hervorbrachten, als ob die Frauen Radios wären. Es war doch ziemlich blöd, daß früher der erste Mensch, der wußte, ob ein Kind unterwegs ist, ein Fremder in einem weißen Kittel war. So ein Schwangerschaftstest sorgt endlich für elterliche Intimität.
Wir hatten das kleine Röhrchen in Gesas Zimmer aufgestellt, saßen aufgeregt auf meinem Sofa - und warteten. Nach drei Minuten ging ich rüber und sah Henris Zeichen. Für einen kurzen Augenblick blieb ich ganz allein dort stehen. So, mein Alter, dachte ich. Jetzt ist es also soweit. Du wirst Vater. Hi, Papa, Vati, Vadder, Daddy. Mit 33 Jahren. Gute Sache, das. Aber gleich darauf kam die Frage: Bist Du dafür nicht eigentlich noch ein viel zu großer Kindskopf? Die Beantwortung wurde vertagt. Ich lief zu Gesa und sagte: Hallo, Mutti. Eigentlich ziemlich blöd. Aber man fängt als werdender Vater ziemlich schnell an, Sachen zu sagen und Dinge zu tun, die man vorher weit von sich gewiesen hat. Gesa blieb ganz still auf dem Sofa sitzen und lächelte ein wenig erschrocken. Ihre Hand ruckte unwillkürlich auf ihren Bauch. Ein Bild, daß ich gern festgehalten hätte, denn in diesem Moment sah ich Gesa mit ganz anderen Augen als bisher. Dort saß jetzt nicht nur meine Lebensgefährtin, sondern auch die werdende Mutter meines, unseres Kindes. Jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr, daß der Zeitpunkt genau richtig war. Ob nun Kindskopf oder nicht. Ich wollte dieses Kind, mit dieser Frau, wie noch nichts anderes auf der Welt. Ich plumpste aufs Sofa, umarmte Gesa und fing an, wie Eddie Murphy zu lachen und grunzen, wie ich es manchmal mache, wenn ich mich sehr freue. Gesa sagte: Vielleicht hätten wir doch warten sollen, bis du groß bist.
Wir lachten, aber auf einmal wurde Gesa doch etwas nachdenklich. Ihr wurde plötzlich die Endgültigkeit der Situation klar. Der Countdown lief. In neun Monaten würden wir ein Baby haben. Für eine Abtreibung gab es keine überzeugenden Gründe. Es geschah jetzt also etwas mit ihrem Körper, auf das sie keinen Einfluß mehr hatte. Und das machte ihr jetzt doch etwas Angst. Ich werde gebären, sagte sie. Klingt das nicht furchtbar? Aber im Laufe des Abends verflog dieses Gefühl. Wir blieben noch lange auf dem Sofa sitzen. Einfach so und genossen die Situation…