

Beschreibung
«Ursprung und Gegenwart», das Hauptwerk Jean Gebsers, gehört zu den ebenso eigenwilligen wie bedeutenden Versuchen, das 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der gesamten Menschheitsgeschichte zu sehen und zu deuten. Für Gebser ist die Veränderung des Verhältnis...«Ursprung und Gegenwart», das Hauptwerk Jean Gebsers, gehört zu den ebenso eigenwilligen wie bedeutenden Versuchen, das 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der gesamten Menschheitsgeschichte zu sehen und zu deuten. Für Gebser ist die Veränderung des Verhältnisses zur Zeit, die sich mit der einsetzenden Renaissance vollzog, der entscheidende Angelpunkt für die Probleme und Leiden der Neuzeit. Dieses veränderte Zeitbewusstsein wird dokumentiert durch die Entdeckung der Perspektive; sie löst das unperspektivische, mythische Zeitalter ab und leitet die Epoche der perspektivisch-fortschrittlichen Wissenschaft ein. Dadurch verliert der mehr und mehr diesseitsbezogene Mensch an Weltvertrauen und begibt sich in die individuelle Isolation. Gebsers Werk ist ein geistes- und kulturkritischer Dialog mit der Welt, in der wir leben mit ihren Traditionen, Erwartungen und Verstiegenheiten. Die Fülle der Ausblicke und Belege prägt ihm überdies den Stempel eines erstrangigen Kompendiums europäischen Denkens auf. «Ursprung und Gegenwart» wurde 1932 konzipiert und in den Jahren 1947/48 und 1951/52 geschrieben.
Autorentext
Jean Gebser (1905-1973) hat als Dichter, Übersetzer und Philosoph ein umfangreiches und vielschichtiges Werk hinterlassen. Es spiegelt sich darin ein durch tiefgreifende Wandlungen geprägtes Jahrhundert wider. Dies gilt auch für Gebsers Leben, das zahlreiche Ortswechsel (Breslau, Berlin, Madrid, Paris, Bern), ausgedehnte Reisen (Westeuropa, Asien) und Begegnungen mit namhaften Wissenschaftlern (Werner Heisenberg, Carl Gustav Jung, Jean Rudolf von Salis), Künstlern (Federico García Lorca, Pablo Picasso) und Intellektuellen (Victor Otto Stomps, Max Brod) prägten. Davon zeugt Gebsers Nachlass, der im Schweizerischen Literaturarchiv aufbewahrt wird. Elmar Schübl geb. 1969, promovierter Philosoph und habilitierter Wissenschaftshistoriker, lehrt am Institut für Geschichte der Universität Graz. Arbeitsschwerpunkte: Theorie und Philosophie der Geschichte, Geschichte der Erdwissenschaften, Universitätsgeschichte. Rudolf Hämmerli geb. 1949, Dr. phil., Nachlassverwalter von Jean Gebser und Herausgeber seiner Werke. Präsident der Jean Gebser Gesellschaft mit Sitz in Bern.
Klappentext
'Ursprung und Gegenwart', das Hauptwerk Jean Gebsers, gehört zu den ebenso eigenwilligen wie bedeutenden Versuchen, das 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der gesamten Menschheitsgeschichte zu sehen und zu deuten. Für Gebser ist die Veränderung des Verhältnisses zur Zeit, die sich mit der einsetzenden Renaissance vollzog, der entscheidende Angelpunkt für die Probleme und Leiden der Neuzeit. Dieses veränderte Zeitbewusstsein wird dokumentiert durch die Entdeckung der Perspektive; sie löst das unperspektivische, mythische Zeitalter ab und leitet die Epoche der perspektivisch-fortschrittlichen Wissenschaft ein. Dadurch verliert der mehr und mehr diesseitsbezogene Mensch an Weltvertrauen und begibt sich in die individuelle Isolation. Gebsers Werk ist ein geistes- und kulturkritischer Dialog mit der Welt, in der wir leben - mit ihren Traditionen, Erwartungen und Verstiegenheiten. Die Fülle der Ausblicke und Belege prägt ihm überdies den Stempel eines erstrangigen Kompendiums europäischen Denkens auf. 'Ursprung und Gegenwart' wurde 1932 konzipiert und in den Jahren 1947/48 und 1951/52 geschrieben.
Inhalt
Inhalt Band 1 Verzeichnis und Quellennachweis der Abbildungen Rudolf Hämmerli: Geleitwort. Wandlungen des Bewusstseins zur Philosophie von Jean Gebser Elmar Schübl: Jean Gebsers «Ursprung und Gegenwart» im kulturphilosophischen, -geschichts-philosophischen und -hermeneutischen Kontext Editorische Notiz und Dank der Herausgeber Jean Gebser: Vorwort Erstes Kapitel: Grundlegende Betrachtungen Ursprung und Gegenwart Bewußtseinsmutationen Aperspektivität und das Ganze Individualismus und Kollektivismus Möglichkeit einer neuen Bewußtheit Das aztekisch-spanische Beispiel Die Durchsichtigkeit der Welt Methodik und Diaphanik Zweites Kapitel: Die drei europäischen Welten 1. Die unperspektivische Welt Perspektive und Raum Raumlosigkeit gleich Ichlosigkeit; Höhle und Dolmen; Ägypten und Griechenland 2. Die perspektivische Welt Die Gestaltung der Perspektive seit Giotto Die Entdeckung einer Landschaft durch Petrarca Der Brief Petrarcas über seine Besteigung des Mont-Ventoux Die Geschichte der Perspektive als Ausdruck für die Bewußtwerdung des Raumes Die Acht und die Nacht Psychische Kettenreaktionen Positive und negative Folgen der Perspektivierung Die denkerische Verwirklichung der Perspektive durch Leonardo da Vinci Der Raum, das Thema der Renaissance Das Zeitalter seit 1500 n.Chr., das der Teilungen; Isolation und Vermassung Zeitangst und Zeitflucht als Folge des Raumgewinns 3. Die aperspektivische Welt Aperspektivität und das Ganze Augenblick und Gegenwart; die Konkretion der Zeit bei Picasso und Braque als Temporik Die Zeitinflation im Surrealismus Der Ganzheits-Charakter des temporischen Portraits Drittes Kapitel: Die vier Bewußtseinsmutationen 1. Über Entwicklung, Entfaltung und Mutation Das «Neue» ist immer «über» der Wirklichkeit des Bisherigen Der Entwicklungs-Gedanke seit Duns Scotus und seit Vico Mutation statt Fortschritt; Plus- und Minus-Mutationen Das Mutations-Thema in der heutigen Literatur Mutation und Entwicklung Die psychische Inflation als Gefahr der Gegenwärtigung 2. Der Ursprung oder die archaische Struktur Ursprung und Anfang Identität und Androgyne; Synkretismen und Enzyklopädien; Weisheit und Wissen; der traumlose Mensch Die archaische Identität von Mensch und All 3. Die magische Struktur Die Eindimensionalität des magischen Weltgefühls Das magische «pars pro toto» Die Höhle, der magische «Raum»; die fünf Charakteristika des magischen Menschen Die magische Verflochtenheit Die Aura; die Mundlosigkeit Magie, Tun ohne Bewußtsein Das Ohr, das magische Organ 4. Die mythische Struktur Die Lösung aus der vegetativen Natur und die Bewußtwerdung der Seele Mythos als Schweigen und Sprache Mythologeme der Bewußtwerdung Die Rolle des Zornes in Bhagavadgita und Ilias; das «Bin Odysseus» Die großen Nekyia-Berichte Das Leben ein Traum (Dschuang-Dsi, Sophokles, Calderón, Shakespeare, Novalis, Virginia Woolf); das Mythologem von Athenes Geburt 5. Die mentale Struktur Ratio und Menis Die Zerreißung des mythischen Kreises durch das gerichtete Denken Die etymologischen Wurzeln der mentalen Struktur Das archaische Lächeln; die Richtung der Schrift als Ausdruck der Bewußtwerdung Das Recht, rechts und die Richtung Von dem «Gesetz der Erde»; die Gleichzeitigkeit der Bewußtwerdung in China, Indien und Griechenland Die Dionysien und das Drama; Person und Maske; Einzelner und Chor Die «orphischen Täfelchen» Die mythische Inhaltsfülle der Wörter und erste ontologische Aussagen Mythologem und Philosophem Das Riannodamento; die folgenschwere Identifizierung von rechts und richtig; Polarität und Dualität Trias und Trinität; Ahnenkult und Kindkult Herkunft des Symbols Symbol, Allegorie und Formel Quantifizierung, Sektorierung und Atomisierung; die Integrierung der Seele Buddhismus und Christentum; die Nordwest-Verlagerung der Kulturzentren Die Projektionslehre bei Plutarch; relegio und religio Augustin Das vollzogene Riannodamento Die Maßlosigkeit der Ratio Voraussetzungen für den Weiterbe-stand der Erde; die drei Seins-Axiome 6. Die integrale Struktur Traditionalisten und Evolutionisten Die Konkretion der Zeit Temporische Ansätze seit Pontormo und Desargues Viertes Kapitel: Die Mutationen als ganzheitliches Phänomen Eine zusammenfassende Zwischenbetrachtung 1. Querschnitte durch die Strukturen Die Interdependenz von Dimensionierung und Bewußtsei Das Diaphainon; Signatur und Wesen der Strukturen Die Ursprungsgegenwärtigkeit; die Gesetzmäßigkeit der Mutationen 2. Exkurs über die Einheit der Urwörter Ganzheitliche Sprachbetrachtung Die Doppelwertigkeit der Wurzeln; Höhle und Helle wurzelgemein Die Spiegelwurzeln Tat und Tod wurzelgemein Das Wort «All» 3. Eine Zwischenbi…
