

Beschreibung
Therapeutik und Lebenskunst sind in vielfältiger Weise miteinander verknüpft. Lebenskunst ist in existenziellen Problemlagen auf therapeutische Erfahrungen und Praktiken angewiesen; umgekehrt muss Psychotherapie das Deutungs-, Orientierungs- und Reflexionswiss...Therapeutik und Lebenskunst sind in vielfältiger Weise miteinander verknüpft. Lebenskunst ist in existenziellen Problemlagen auf therapeutische Erfahrungen und Praktiken angewiesen; umgekehrt muss Psychotherapie das Deutungs-, Orientierungs- und Reflexionswissen der Lebenskunst heranziehen. Lebenskunst ohne Psychotherapie stellt eine praktische und Psychotherapie ohne Lebenskunst eine theoretische Verkürzung dar.
Autorentext
Jörg Zirfas (Prof. Dr. phil.) lehrt Pädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Allgemeine Pädagogik, Pädagogische Anthropologie, Erziehungs- und Bildungsphilosophie, Qualitative Bildungsforschung. Günter Gödde (Dr. phil.) ist Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis und Dozent, Supervisor sowie Lehrtherapeut an der Berliner Akademie für Psychotherapie. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Geschichte der Psychoanalyse, Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie sowie von Therapeutik und Lebenskunst.
Klappentext
Therapeutik und Lebenskunst sind in vielfältiger Weise miteinander verknüpft. Lebenskunst ist in existenziellen Problemlagen auf therapeutische Erfahrungen und Praktiken angewiesen; umgekehrt sollte Psychotherapie das Deutungs-, Orientierungs- und Reflexionswissen der Lebenskunst heranziehen. Lebenskunst ohne Psychotherapie stellt eine praktische und Psychotherapie ohne Lebenskunst eine theoretische Verkürzung dar. Gödde und Zirfas beleuchten das Beziehungsgeflecht von Therapeutik und Lebenskunst aus geschichtlicher, philosophischer und aktueller Perspektive: Sie rekonstruieren ihre strukturelle Wechselwirkung, untersuchen implizite Konzepte der Lebenskunst in der Geschichte der psychischen Heilkunst und stellen anhand der Therapierichtungen von Freud, Ferenczi, Reik, Mentzos und Yalom einen Zusammenhang zwischen den psychodynamischen Psychotherapien und der philosophischen Lebenskunst her. Die Autoren zeigen die zentralen Dimensionen der philosophischen und therapeutischen Lebenskunst sowie den Stellenwert von Lebenskunstkonzepten im Rahmen der psychotherapeutischen Praxis auf.
Inhalt
Eine Eröffnung (Michael B. Buchholz) Lebenskunst philosophische Erörterung justiert therapeutische Basiskonzepte neu Empathie, Sorge und Selbstfürsorge Lebenskunstlehre in der Therapeutik Vorwort 1 Die Wechselbeziehung zwischen Therapeutik und Lebenskunst Der aktuelle Diskurs uber Lebenskunst Die Relevanz des Lebenskunstdiskurses fur die Therapeutik Fragen der heutigen Therapeutik an die Lebenskunst Einschätzung der »Lebenskunst« des Patienten Behandlungsperspektiven und -ziele Behandlungsmethode und -kunst Implizite Lebenskunstkonzepte des Therapeuten Polaritäten und Widerspruche Selbstsorge des Therapeuten Fragen der Lebenskunst an die Therapeutik Schönheit Gluck Kunst Optionen und Kontingenzen Phantasie und Kreativität Zeitlichkeit und Endlichkeit Ausgewählte Literatur 2 Philosophien der Lebenskunst Antike Sokrates und Platon: Wahrheitssuche und Erinnerungsarbeit Die Stoa: Beherrschung der Affekte Die Epikureer: Die Orientierung an der Lebenslust als Vermeidung von Unlust Zusammenfassung der antiken Positionen Ausgewählte Literatur Renaissance, Aufklärung und Romantik Michel de Montaigne: Die Essayistik des Selbst Immanuel Kant: Das Programm einer vernunftigen Lebensfuhrung Zur Dialektik von Aufklärung und Romantik Ausgewählte Literatur Wegbereiter der Lebensphilosophie im 19. Jahrhundert Arthur Schopenhauer: Erlösung von der Triebhaftigkeit Friedrich Nietzsche: Die große Loslösung Schopenhauers und Nietzsches Lebenskunstkonzepte im Vergleich Ausgewählte Literatur Wiederaufleben der Lebenskunstphilosophie im 20. Jahrhundert Michel Foucault: Selbstsorge und Ästhetik der Existenz Wilhelm Schmid: Nutzen und Nachteil der Wahl Ausgewählte Literatur Zusammenfassung der Positionen von der Renaissance bis zur Postmoderne Die therapeutischen Einsichten der Lebenskunstphilosophen 3 Von der antiken Heilkunst zur modernen Psychotherapie Medizinische Heilkunst und philosophische Lebenskunst in der Antike Medizin und Lebenskunst Die medizinisch-seelische Sorge um sich Asketische versus ekstatische Konzepte der therapeutischen Lebenskunst Die lebenskunstphilosophische Relevanz der Traumdeutung Der Umgang mit der Sexualität Körper und Seele Ausgewählte Literatur Historische Stationen des Lebenskunstmodells im Blick auf und im Umgang mit Sexualität Der Diskurs uber den maßvollen Umgang mit der Sexualität Die Moralisierung des Geschlechtsaktes und die Ächtung der Lust (Augustinus) Zivilisierung und Selbstbeobachtung (Erasmus von Rotterdam) Der Kampf gegen die Onanie in der Aufklärung Ruckblick: Scientia Sexualis oder Ars Erotica (Thomas Hobbes und Michel Foucault) Ausgewählte Literatur Von geistlichen uber philosophische zu psychologischen Seelenkuren »Geistliche« Seelenkuren als Reaktion auf die Frömmigkeitskrise im 17. Jahrhundert Entwurf einer »philosophischen« Seelenkur in der Fruhaufklärung Etablierung der Psychologie und Ästhetik als Teildisziplinen der Philosophie Übergang zum Projekt »psychologischer« Seelenkuren Anwendung der psychischen Kur auf die Geisteskranken Zur psychischen Kur in den Anfängen der Psychiatrie Therapeutische Grenzen der Seelenkuren Ausgewählte Literatur Zwischenstufen auf dem Weg zu einer psychodynamischen Therapeutik Mesmers Konzeption des Heilmagnetismus Entdeckung des Somnambulismus Der Magnetiseur als neuer Typus des Heilers Übergänge zum Hypnotismus und zur Suggestionstherapie Erfahrungen mit dem »Rapport« Das Aufdecken krankmachender Geheimnisse Die Bedeutung der Magnetiseure und Hypnotiseure fur die moderne Psychotherapie Ausgewählte Literatur Zusammenfassung: Lebenskunstkonzepte und therapeutische Strategien 4 Freuds Therapeutik ein Bruckenschlag zur philosophischen Lebenskunst Zur unmittelbaren Vorgeschichte der psychoanalytischen Behandlungskonzeption Drei Hauptströmungen in den Anfängen der modernen Psychotherapie Im Banne des Hypnotismus Charcots neurologisches Paradigma der Hysterie Pierre Janets Prioritätsanspruch hinsichtlich der Erkenntnis des Unbewussten Ausgewählte Literatur Breuers und Freuds Therapiemodell der Psychokatharsis in den Spuren von Jacob Bernays Der Fall Anna O. Breuers Entdeckung der Katharsis als Heilfaktor Die Ausarbeitung der »kathartischen Methode« durch Breuer und Freud Zuruckstufung der Katharsis von einer Behandlungsmethode zu einem Heilfaktor Bernays' »pathologische« und »therapeutische« Katharsis-Konzeption Die Katharsis-Konzeptionen von Freud, Bernays und Nietzsche im Vergleich Ausgewählte Literatur Der Übergang von der Ekstase zur Askese als Weichenstellung fur die Psychoanalyse Die Erkenntnis der »Verdrängung« Kunst des Erinnerns und Vergessens Die Entdeckung der Sexualität als Krankheitsfaktor und Anthropologikum Die lebensgeschichtliche Erforschung der Symptome Die neue Ausrichtung an einem Therapiemodell der Askese Ausgewählte Literatur Mut zur Wahrheit von der psychoanalytischen Grundregel zuruck zur antiken »Parrhesia« Die psychoanalytische Grundregel Ruckblende in die Antike Selbstanalyse mittels Traumdeutung Differenzen hinsichtlich des Anspruchs auf Erkennbarkeit der Wahrheit Wahrheitssuche als Spiel des Aushandelns Ausgewählte Literatur Gleichschwebende Aufmerksamkeit im Vergleich zu Muße und Kontemplation Gleichschwebende Aufmerksamkeit als therapeutische Grundhaltung Philosophische Wurzeln Der Blickwinkel der ästhetischen Erfahrung Der intersubjektive Blickwinkel Gleichschwebende Aufmerksamkeit als »Mythos« Ideal und Wirklichkeit Ausgewählte Literatur Sigmund Freuds implizite Lebensphilosophie Askese als Axiom der Lebenskunst Freuds asketische Lebensform als biografischer Hintergrund Der Dualismus von Eros und Todestrieb im Spätwer Askese als Axiom der Lebenskunst Ausgewählte Literatur 5 Ausgewählte psychodynamische Therapierichtungen und ihre impliziten Lebenskunstkonzepte Die »klassische Einsichtstherapie« als Ausgangsposition Zwei unterschiedli…