Wie können wir im Schlaf lernen? Was sagen IQ-Tests aus? Wann kann Homeschooling funktionieren? Warum sollten wir beim Vokabellernen gestikulieren? Das sind nur einige aktuelle Forschungsthemen, mit denen sich Psychologen und Journalisten in diesem Sonderheft beschäftigen. Das Gehirn&Geist-Dossier "Gut gelernt!" ist ein wertvoller Ratgeber für alle, die möglichst effizient lernen wollen.

Leseprobe
Während ich an diesem Editorial schreibe, starrt mein Sohn mit glasigem Blick in sein Vokabelheft: »Muss ich die echt alle lernen?«, fragt er resigniert. »So viele sind das doch gar nicht«, sage ich munter (und bin heilfroh, dass nicht ich, sondern er übermorgen eine Fran¬zösischarbeit schreiben muss). Da fällt mir diese geniale Studie ein Vokabellernen mit Rosenduft! Flapsig formuliert: Einiges von dem, was wir uns tagsüber alles ins Kurzzeitgedächtnis stopfen, holt unser Gehirn nachts wieder hervor, kaut es noch mal durch und legt es dann im Langzeitgedächtnis ab. Der Trick geht so: beim Wörterlernen Rosen¬essenz schnuppern und nachts ein damit getränktes Duftstäbchen neben das Kissen legen. Das erinnert das Gehirn daran, dass es beim Schlafen die Vokabeln wiederholen soll. Bei Schulkindern hat das funk¬tioniert, steht 2020 im Fachjournal »Nature«. Da sage noch jemand, die Neuropädagogik habe nichts Neues beizutragen! Schon ist mein Sohn aufgesprungen auf der Suche nach dem »konzentrationsfördernden« Duftöl, das ich vor vier Jahren im Vorfeld einer Mathearbeit irgendwo aufgetrieben hatte. Wir finden es, nach einer Stunde ... im Arzneischränkchen. Leider klemmt der Deckel und will partout nicht abgehen. Doch die Aussicht auf verringerten Lernaufwand hat beim Nachwuchs ungeahnte Energien freigesetzt, weshalb es nach weiteren 20 Minuten unter Einsatz von Zange und roher Gewalt gelingt, das Fläschchen zu öffnen. Leider müssen wir feststellen, dass das Öl inzwischen eingetrocknet ist. Woraufhin mein Sohn wütend sein Heft in die Ecke pfeffert und irgendwohin verduf¬tet. Dabei hätte ich so gern ausprobiert, wie gut Lernen im Schlaf (siehe S. 22) wirklich funktioniert! Zum Glück gibt es noch viele andere verblüffende Methoden, die das Pauken erleichtern und die wir Ihnen hier vorstellen. Schöner ist es natürlich, wenn uns die Materie so fasziniert, dass wir die Beschäftigung damit nicht als Last, sondern als Lust empfinden! Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, auch bei der Lektüre dieser Sonderausgabe. Katja Gaschler, Redaktion Gehirn&Geist.