Abschleppauto fahren Diesmal erwischt es uns. Wir sind unterwegs zu einer Lesung. Ich hatte damals ein ansehnliches Auto eines großen deutschen Herstellers. Wir liegen gut in der Zeit. Kurz vor dem Ziel gibt es einen lauten Knall, das Auto macht komische Geräusche. Also rechts ran, Motorhaube auf. Alle Köpfe stecken im Motorraum, nichts zu sehen. Also schleppen wir uns bis zur Buchhandlung. Die Leute sitzen schon er-wartungsvoll auf den Stühlen, als wir um die Ecke kommen, gehen wie beim Tennis alle Köpfe in eine Richtung: Man sieht uns noch nicht, hört uns aber. Es ist spät, Christian beginnt sofort. Ich telefoniere mit dem ADAC. Es dauert bis zum Ende der Lesung, bis der Mechaniker kommt. Na, dann starten Sie mal! Nach Sekunden: Aufhören, ausmachen. Es hat eine Zündkerze rausgedroschen, ich kann nicht sehen, wohin. Sie können keinen Meter mehr fahren. Ich fasse es nicht. Jetzt stehen wir hier auf der Straße, und es ist kalt. Christian hat eine dünne Jacke an. Halb so schlimm, sagt der Mechaniker, ich rufe den Abschleppwagen. Wo soll's denn hingehen? Ich nenne ihm die Adresse. Okay, und vorher laden wir das Auto in der Werkstatt ab. Na klar, auch das noch. Ich sage Christian, der das alles sehr interes-siert verfolgt hat, wie maßlos peinlich mir das ist. Aber das macht doch nichts, mach dir doch keine Gedanken über so was! Später, als wir das riesige Fahrzeug erklommen hatten, schmunzelt Christian: Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie im Abschleppauto gefahren. Und schön warm ist es hier auch. Für ihn war es wie ein Abenteuer.

Autorentext
... und im richtigen Leben auch Lehrerin. Elke Straube wurde 1954 in Sachsen geboren, legte 1972 das Abitur ab und studierte von 1972-1976 an der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig in der Studienrichtung Diplomlehrer für Englisch und Deutsch. Die Diplomarbeit schrieb sie 1975 auf dem Gebiet der amerikanischen Literatur, das Staatsexamen folgte 1976. Ab August 1976 war sie in der Polytechnischen Oberschule als Diplomlehrer für Englisch und Deutsch tätig, durchaus nicht immer eins mit der Politik der DDR. Mitglied einer Partei war sie nie.