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Wie kann die Verhandlungsmacht der Beschäftigten in Bangladeschs Bekleidungsindustrie gestärkt werden? Inwiefern ist relevant, dass über 80 Prozent von ihnen Frauen sind? Elisabeth Fink analysiert die Möglichkeiten und Grenzen der Mobilisierungsstrategie Transnational Social Movement Unionism im Kontext der Bekleidungsindustrie Bangladeschs erstmals unter Berücksichtigung der Beschäftigtenstruktur dieses Sektors. Mithilfe postkolonial-feministischer Theorien weist sie sowohl auf Fallstricke im Rahmen des gegenwärtigen transnationalen Aktivismus hin als auch auf das Potenzial geschlechtertheoretisch sensibler Studien für die Mobilisierung und die Kooperation.
Autorentext
Elisabeth Fink ist Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Frankfurt am Main.
Leseprobe
Dank Bei diesem Buch handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die ich im Februar 2017 am Fachbereich Gesellschafts-wissenschaften der Goethe-Universität in Frankfurt am Main eingereicht habe. Danken möchte ich an dieser Stelle all jenen, die mich bei der Arbeit hieran unterstützt haben. Zunächst bin ich meinen InterviewpartnerInnen in Bangladesch zu Dank verpflichtet, die mir ganz selbstverständlich ihre Zeit schenkten. Ohne ihre Mitwirkung hätte dieses Projekt nicht verwirklicht werden können. Mein besonderer Dank gilt ebenso Nikita Dhawan und Petra Dannecker, die diese Arbeit als Betreuerinnen mit großem Interesse begleiteten und mich in meinem Vorhaben auf vielfältige Weise unterstützten. Uta Ruppert möchte ich für die Erstellung des dritten Gutachtens herzlich danken. Die Erhebungsphasen in Bangladesch wurden mir sowohl durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes als auch durch die Unterstützung des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen" ermöglicht. Dem Cluster verdanke ich zudem einen großzügigen Zuschuss zu den Druckkosten für dieses Buch. Den Heraus-gebern Klaus Dörre und Stephan Lessenich danke ich für die Aufnahme in die Reihe "International Labour Studies" sowie Eva Janetzko und Julia Flechtner vom Campus Verlag für ihre freundliche Beratung und Unterstützung. Für wertvollen Austausch über Bangladesch und wichtige Hinweise danke ich Tobias Berger, Carmen Brandt und Kirsten Hackenbroch. Syed Sultan Uddin Ahmed, Khorshed Alam und Nasimul Ahsan Deepu haben mir nicht nur zu Kontakten verholfen, sondern darüber hinaus geduldig meine Fragen zu dem System der industriellen Beziehungen in Bangladesch beantwortet. Außerdem profitiert hat die Arbeit durch anregende Diskussionen im Rahmen des Frankfurter Doktorandenkolloq-uiums von Nikita Dhawan, dessen gesamten TeilnehmerInnen an dieser Stelle für die hilfreichen Anmerkungen gedankt sei. Für die Lektüre einzelner Kapitel bedanke ich mich im Besonderen bei Jihan Dean, Ulrike Hamann, Anna Krämer, Archana Krishnamurthy und Mirjam Tutzer. Darüber hinaus danke ich Ingrid Hoensch, Markus Krüger, Rirhandu Mageza-Barthel, Johanna M. Müller, Julia Sommer und Leonie Treber sowohl für ihr Interesse an dieser Arbeit und wichtige Anregungen als auch für ihre Freundschaft. Heike Dierckx gilt mein ganz besonderer Dank für das sehr sorgfältige Lektorat des gesamten Manuskriptes und ihren freundschaftlichen Zuspruch. Für ihre vielfältige Unterstützung sowie für ihr Vertrauen, ihren Rück-halt und Ermutigungen bedanke ich mich außerdem von Herzen bei meiner Familie - bei Christina, Johannes, Judith, Thorsten, Nele, Anoosh und Zarah Fink, Thomas Zech sowie nicht zuletzt bei Shupantha Kazi Imam - und meinen Freunden. Elisabeth Fink München, im Winter 2017 1. Einleitung Bei dem Einsturz des Rana Plazas in Savar, einem Vorort Dhakas, kamen am 24. April 2013 1.134 BekleidungsarbeiterInnen ums Leben und 2.535 wurden zum Teil schwer verletzt (vgl. Moazzem/Islam 2015). Seither steht der Begriff Rana Plaza nicht nur für das verheerendste Fabrikunglück Bangladeschs, sondern als Synonym für die ausbeuterische Bekleidungsindustrie im globalen Süden. Obgleich das Ausmaß dieses Desasters gewaltig ist, reiht es sich in eine Vielzahl von Fabrikunfällen in der bangladeschischen Bekleidungsindustrie ein. Nur fünf Monate zuvor starben 112 Beschäftigte in einem Brand der Tazreen Fashion-Kleiderfabrik in Ashulia (im Folgenden Tazreen-Feuer) - ebenso ein Vorort Dhakas unweit von Savar. Im Jahr 2005 hatte sich zudem bereits ein Fabrikeinsturz ereignet: Die Spectrum-Fabrik, die wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzte, forderte 64 Tote und 80 Verletzte (vgl. Greenhouse/Harris 2014). Ferner wird auf Basis konservativer Schätzungen davon ausgegangen, dass allein bei Fabrikbränden seit 1990 mehr als 1.000 Beschäftigte bei 275 Vorfällen ums Leben kamen und etwa 3.000 ArbeiterInnen verletzt wurden (vgl. Claeson 2012). Gravierende Mängel in der Gebäudesicherheit und im Brandschutz stellen in der Bekleidungsindustrie Bangladeschs somit keine Seltenheit dar und sind seit langem sowie weithin bekannt. Daher sind die effektive Umsetzung von diesbezüglichen Arbeitsschutzmaßnahmen, neben der Erhöhung des Mindestlohns sowie der Gewährung des Rechts auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen die gegenwärtig drängendsten Forderungen der ArbeitnehmerInnenvertretung. Die existentielle Notwendigkeit der Präsenz von starken Betriebsgewerkschaften wurde nicht zuletzt durch die Geschehnisse rund um den Einsturz des Rana Plazas verdeutlicht. Am 23. April 2013, einen Tag vor dem Einsturz, bemerkten die Beschäftigten der fünf Bekleidungsfabriken, die im Gebäudekomplex ansässig waren, bereits große Risse im Gebäude und evakuierten es umgehend. Als sie am darauffolgenden Morgen zum Rana Plaza zurückkehrten, erfuhren sie, dass die Beschäftigten der anderen dort angesiedelten Unternehmen, wobei es sich um Banken und Versicherungen handelte, das Gebäude auf Geheiß ihrer Vorgesetzten nicht wieder betreten hatten. Den ArbeiterInnen der Bekleidungsfabriken wurde hingegen fälschlicherweise versichert, dass der Komplex fachgerecht untersucht und als sicher erachtet worden sei. Sohel Rana, der Eigentümer des Gebäudes nutzte seinen politischen Einfluss dazu, einen Sachverständigen zu bestellen, der die ArbeiterInnen ohne jedwede sachgerechte Prüfung von der Sicherheit des Gebäudes überzeugen sollte (vgl. Sobhan 2013: 3). Als die ArbeiterInnen dennoch ihre Bedenken vorbrachten, drohte man ihnen mit der Verwehrung eines Monatslohns bei Nichtantritt der Arbeit. Folglich kehrten die ArbeiterInnen in das Gebäude zurück, das sich wenig später als Todesfalle erweisen sollte. Wären in den Fabriken des Rana Plazas BetriebsgewerkschafterInnen vertreten gewesen, die in der entsprechenden Situation das fundamentale Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz geltend gemacht hätten, wären tausende von ArbeiterInnen vor Tod oder zum Teil schwerer Verletzung bewahrt worden. Diese Vermutung wird durch entsprechende Forschungen bestätigt, die zu dem Schluss kommen, dass eine aktive und demokratische Partizipation von ArbeiterInnen und ihren Gewerkschaften die Existenz sicherer Arbeitsbedingungen am ehesten gewährleistet (vgl. bspw. Weil 1999). De facto war jedoch in keiner der im Rana Plaza ansässigen Fabriken eine solche Vertretung existent - ein Zustand, der in dem exportorientierten Bekleidungssektor Bangladeschs seit seiner Etablierung in den 1980er Jahren die Regel darstellt. Im Jahre 2009, über 30 Jahre nach den ersten Fabrikgründungen, wurde geschätzt, dass von den 4.500 Bekleidungsfabriken in Bangladesch lediglich 120 über eine Betriebsgewerkschaft verfügen. Der Organisierungsgrad lag somit bei weniger als fünf Prozent (Faruque 2009: 24). Die Gründe für den geringen Organisierungsgrad im Sektor sind vielfältig, besonders hinderlich sind jedoch die starke Repression durch das jeweilige Fabrikmanagement sowie das Arbeitsrecht. Weitere Gründe sind die fehlenden zeitlichen und finanziellen Kapazitäten der überwiegend weiblichen Beschäftigten - 80 Prozent sind Frauen - sowie das insgesamt s…
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