

Beschreibung
Rote und Schwarze Hilfen entstanden als lokale Gruppen zu Beginn der 1970er Jahre in Westberlin und zahlreichen Städten der Bundesrepublik. Ihre Aktivist:innen verstanden sich als Teil einer gemeinsamen Solidaritätsbewegung der »Neuen Linken«. Innerhalb dieser...Rote und Schwarze Hilfen entstanden als lokale Gruppen zu Beginn der 1970er Jahre in Westberlin und zahlreichen Städten der Bundesrepublik. Ihre Aktivist:innen verstanden sich als Teil einer gemeinsamen Solidaritätsbewegung der »Neuen Linken«. Innerhalb dieser Bewegung verhandelten sie die Frage, mit wem und auf welche Weise Solidarität geübt werden sollte: mit den sozialen Randgruppen in den Städten oder dem Proletariat in den Betrieben, mit den Inhaftierten der Roten Armee Fraktion oder aber allen Insass:innen der Gefängnisse? Sie veranstalteten Demonstrationen, besetzten Häuser, schickten Lebensmittelpakete in die Gefängnisse und unterstützten einzelne Gefangene dabei, der Haft zu entkommen. Anhand zahlreicher Quellen darunter Publikationen der Roten und Schwarzen Hilfen, Ermittlungsakten und »Oral History« untersucht Dominik Aufleger die Praktiken der RSH in den langen 1970er Jahren und rekonstruiert Wandlungsprozesse der Solidaritätspraxis von der studentisch geprägten APO der späten 1960er über die sich fraktionierende »Neue Linke« der 1970er bis hin zu den »Neuen Sozialen Bewegungen« der frühen 1980er Jahre.
Autorentext
Dominik Aufleger wurde am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert, wo er Teil des DFG-Forschungsprojekts »Politische Gewalt in der Bundesrepublik« war. Seit 2024 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung »Public History« des Kulturreferats München tätig. Dort entwickelt und fördert er erinnerungskulturelle Formate im Themenfeld politischer Gewalt.
Inhalt
Einleitung ...........................................................9 Solidarität als Praxis ...............................................11 Untersuchungsfelder ..............................................14 Militante Solidarität? ..............................................20 Solidarität rekonstruieren ..........................................24 Archivquellen .................................................24 »Oral History« ................................................27 Forschungsliteratur ................................................30 Aufbau und Untersuchungszeitraum ................................35 1. Momente der Selbsthilfe in der Außerparlamentarischen Opposition: Rechtshilfen, Ermittlungsausschüsse und das Blaukreuz (19681970) ...41 1.1. Proteste gegen den persischen Staatsgast: Sommer 1967 ..........41 Protest und Repression ........................................41 Rechtshilfen und Ermittlungsausschüsse ........................54 1.2. Barrikaden gegen Springer: Ostern 1968 .........................67 Protest und Regelbruch ........................................67 Die SDS-Justizkampagne ......................................79 Offensiv gegen die Justiz .......................................85 Aus Blau wird Rot .............................................91 1.3. Angriff auf die Gefängnismauern: Ebrach 1969 ...................94 Rechtshilfe für die APO ........................................94 »Fahrt nach Ebrach und macht Rabatz!« .........................97 Rechtshilfen zwischen Institutionalisierung und Randgruppenarbeit ...........................................105 2. Erste Hilfe für die zerfallende Bewegung? Entstehung der Roten und Schwarzen Hilfen (19701972) .......................................113 2.1. Proletarische Solidarität statt Amnestie .........................113 Spaltung durch Amnestie? .....................................113 Solidarität mit den inhaftierten Genoss:innen ...................118 Rote Hilfe für das Proletariat ...................................122 Roter Genossenschutz .........................................127 Rote Hilfe als Bündnis .........................................129 Rote Stadtteilarbeit ...........................................135 Rote (Rechts-)Hilfe für Tupamaros und Lehrlinge ................139 Hilfe auch für Arbeitsmigrant:innen ............................143 2.2. »Keine Auseinandersetzung um die richtigen Zitate, sondern um die richtige Praxis«: Ausdifferenzierungs- und Ausschlussprozesse ...146 Spaltung und Neukonstituierung der Westberliner Solidaritätsgruppen ...........................................146 Schwarze Solidarität von Attica bis Tegel ........................163 Von der Theorie zur Praxis .....................................168 Vom Anarchist Black Cross zum Kölner Schwarzkreuz ............174 Rote Hilfe zwischen Autonomie und PL/PI ......................178 Solidarische Hausbesetzungen .................................183 3. Kollektive Solidaritätsarbeit in einer fraktionierten Linken: Der Versuch einer bundesweiten Roten Hilfe (19721974) ..........................193 3.1. »Weil die Genossen im Knast ein Teil der linken Bewegung sind«: Kritik an und Solidarität mit der Stadtguerilla ...................193 Linke Gegenöffentlichkeit ......................................193 (Kritische) Solidarität mit der RAF ..............................211 (Solidarische) Kritik an der RAF ................................225 Aktivismus hinter Gittern ......................................231 3.2. Solidarität mit wem? »Der Kampf um die richtige Linie« ..........243 Organisationsversuche einer bundesweiten Roten Hilfe ..........243 Solidarität statt Befehlsgehorsam ..............................250 Kulminationspunkt Hamburg ..................................272 Die Erosion der Solidaritätsbewegung ..........................287 4. »Proteste rausschreien macht nur heiser«: Militanz und Strafverfolgung (19721976) ........................................................317 4.1. Internationale Solidarität und bewaffneter Kampf ...............317 Praktischer Internationalismus der Roten und Schwarzen Hilfen ..317 Militante Solidaritätsarbeit für die Bewegung 2. Juni .............332 4.2. Die Sozialrebellen und ihre Roten Helfer:innen ..................351 Von der »Knastarbeit« zur Militanz .............................351 Rote Fluchthilfe ...............................................368 Enttäuschte Erwartungen ......................................386 4.3. Rote Hilfen zwischen Untergrund und Basis .....................397 Die unbekannte kriminelle Vereinigung .........................397 Von der Roten Hilfe zur Revolutionären Zelle ....................408 5. Von der Revolte zur Reform .........................................411 5.1. Linksalternative Solidarität ....................................411 5.2. Grenzenlose Solidarität? Zum Umgang mit Pädophilie ............428 5.3. Knastkampf statt Kriegsgefangenschaft .........................445 Rote Hilfe gegen die Gefangenen-Avantgarde ....................445 »Knastkampf« und Caritas .....................................465 5.4. Ein letzter gemeinsamer Versuch: Die Magna Charta .............470 Resümee: Solidarität in den langen 1970er Jahren ........................485 Abkürzungen ........................................................499 Abbildungen .........................................................503 Quellen und Literatur .................................................505 Archivquellen .....................................................505 Periodika .........................................................507 Zeitungen, Zeitschriften, Nachrichtenmagazine .................507 Presseorgane linker Gegenöffentlichkeit ........................508 Amtliche Publikationen ........................................509 Filmquellen .......................................................509 Online-Ressourcen ................................................510 Zeitzeugengespräche ..............................................513 Gedruckte Quellen und Forschungsliteratur ..........................513 Danksagung .........................................................533
