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Die Zuschreibung von Heiligkeit war in der frühen Neuzeit einem Aushandlungsprozess unterworfen, an dem ganz unterschiedliche Akteure beteiligt waren: Päpste, Priester und Gläubige, aber auch die Heiligen im Himmel selbst, die - so die Annahme - Wunder bewirkten oder auf andere Weise in den Kanonisationsprozess auf Erden eingriffen. Ausgehend von Gnadenorten in der katholischen Eidgenossenschaft, folgt diese Studie dem Landespatron Niklaus von Flüe und anderen, in der Eidgenossenschaft als "Vielselige" bezeichneten Figuren von ihrer Verehrung im lokalen Kontext bis zu den Verfahren der Kultanerkennung.
»Das Buch von Daniel Sidler beeindruckt in vielerlei Hinsicht: Durch eine überzeugende und konsequent umgesetzte Fragestellung, die reiche Quellenauswertung und die umfassende Berücksichtigung der (internationalen) Forschungsliteratur. Es ist trotz aller heiligmässigen Fachbegriffe (die römische Kurie war semantisch immer innovativ) sehr klar und leserfreundlich geschrieben. Und es zeichnet sich, wenn auch nicht explizit, durch eine mikrogeschichtliche Perspektive aus, die nicht einzelne Heilige und Gnadenorte, sondern das Aushandeln von Heiligkeit bei einzelnen Personen und in einzelnen Gnadenorten untersucht das umgeht biographisch-hagiographische Fallstricke und kann die weitere Forschung befruchten, über den Raum der Schweiz hinaus.« Dominik Sieber, H-Soz-Kult, 04.03.2019
Autorentext
Daniel Sidler forscht an der Universität Bern und arbeitet als Lehrer und Kulturvermittler.
Zusammenfassung
Die Zuschreibung von Heiligkeit war in der frühen Neuzeit einem Aushandlungsprozess unterworfen, an dem ganz unterschiedliche Akteure beteiligt waren: Päpste, Priester und Gläubige, aber auch die Heiligen im Himmel selbst, die - so die Annahme - Wunder bewirkten oder auf andere Weise in den Kanonisationsprozess auf Erden eingriffen. Ausgehend von Gnadenorten in der katholischen Eidgenossenschaft, folgt diese Studie dem Landespatron Niklaus von Flüe und anderen, in der Eidgenossenschaft als "Vielselige" bezeichneten Figuren von ihrer Verehrung im lokalen Kontext bis zu den Verfahren der Kultanerkennung.
Leseprobe
Vorwort Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die geringfügig überarbeitete Fassung der Dissertation, die ich 2016 an der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern eingereicht und verteidigt habe. Wie jede Dissertation hat auch die meine von der ersten Projektskizze bis zur Drucklegung einen langen Weg zurückgelegt, der für mich meistens spannend und manchmal beschwerlich war, auf dem mich jedoch stets zahlreiche Menschen wohlwollend begleiteten. Es ist mir ein großes Anliegen, jenen Personen und Institutionen, die in besonderem Maße zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben, namentlich zu danken. Dank gebührt allen voran meinem Doktorvater Christian Windler, der mich seit meinen frühen Studienjahren gefördert und in vielfältiger Weise unterstützt hat. Er hat das Projekt nicht nur angeregt und für ideale Rah-menbedingungen gesorgt, sondern stand mir während des gesamten Ar-beitsprozesses in allen Belangen hilfsbereit zur Seite. Kaspar von Greyerz danke ich für die Übernahme des Zweitgutachtens und seine Hinweise, die ich für die Drucklegung noch einarbeiten konnte. Danken möchte ich auch Stefan Rebenich für seine Anregung, das Manuskript in die "Historischen Studien" aufzunehmen, und den übrigen Reihenhe-rausgebern für ihre Einwilligung in diesen Vorschlag. Jürgen Hotz danke ich für die engagierte und umsichtige Betreuung der Publikation. Nicht möglich gewesen wäre dieses Projekt ohne die finanzielle Unter-stützung durch verschiedene Institutionen und Stiftungen: Der Janggen-Pöhn Stiftung verdanke ich die Finanzierung erster Archivrecherchen, dem Schweizerischen Nationalfonds eine Stelle im Rahmen des Projekts "Lokale Frömmigkeitskulturen und translokaler Katholizismus" und der Dr. Joséphine de Karman-Stiftung ein Stipendium zur Fertigstellung des Manuskripts. Die Arbeit am Projekt hat mich im Laufe der Jahre in zahlreiche Archive und einige Museen geführt, wo ich von engagierten und interessierten Fachpersonen offen empfangen wurde. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Namentlich danken möchte ich Urs Sibler, dem Leiter des Museums Bruder Klaus Sachseln, der mir bereits früh im Projekt die Möglichkeit bot, eine kleine Ausstellung zum Thema mitzugestalten. Dankbar bin ich, dass ich unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Bern Freundinnen und Freunde gefunden habe, auf deren Unterstützung ich bei den zahlreichen Fragen, die ein Dissertationsvorhaben mit sich bringt, zählen durfte. Für Hinweise und kritische Gegenlektüren danke ich Andreas Affolter, Samuel Weber und Philipp Zwyssig. Ganz besonders dankbar bin ich Nadine Amsler und Nadir Weber, die das Projekt vom ersten Antragsentwurf bis zur Fertigstellung begleitet, mit ihren stets wohlwollenden Ratschlägen viel zum Vorankommen beigetragen und sich zum Schluss die Zeit genommen haben, große Teile des Manuskripts zu lesen. Überaus dankbar bin ich auch Bernhard Stöckli, der mit viel Liebe zum Detail die Karten im Anhang erstellt und mich ganz nebenbei in die spannende Welt der Kartographie eingeführt hat. In der Endphase des Projekts unverzichtbar war ebenso die Hilfe von Tobias Wiederkehr, der mit großer Akribie die Bibliographie und die Fußnoten überarbeitet hat. Wenn sich schließlich die sprachlichen Ungereimtheiten in diesem Buch in Grenzen halten, so ist dies zu einem großen Teil das Verdienst von Gerda Baumgartner, Judith Ehrensperger und Franziska Moor, die den Text sorgfältig lektoriert haben. Zum Scheitern verurteilt ist jeder Versuch, in Worten zum Ausdruck zu bringen, wofür ich Judith darüber hinaus alles danken möchte. Sie hat mich immer wieder in irdische Gefilde zurückgeholt, wenn ich allzu sehr im Heiligenhimmel schwebte, mir die Hand gereicht, wenn ich am Aushandeln der Heiligkeit zu verzweifeln drohte, und mich auf all meinen gedanklichen und physischen Reisen - nicht nur jenen nach Rom - begleitet. Herzlich danken möchte ich nicht zuletzt meinen Eltern Max und Lucia Sidler. Interessiert und verständnisvoll haben sie mich während des gesamten Studiums in allen Belangen unterstützt und geduldig darauf gewartet, bis die Gedanken ihres Sohnes nun zwischen zwei Buchdeckel passen. Lucia, Max und Judith widme ich diese Arbeit in tiefer Dankbarkeit. Bern, im Juni 2017 Daniel Sidler Einleitung Am 3. Dezember 1680 bereitete die Stadt Luzern ihrem Herrscher, unter dessen Protektion sie sich einige Jahre zuvor gestellt hatte, einen großen Empfang. Die Gassen waren herausgeputzt, der städtische Rat und kirch-liche Amtsträger versammelt, Ordnungshüter positioniert und die Menschen aus der Stadt, dem Umland und den benachbarten katholischen Orten herbeigeströmt. Als das Geläut der Glocken sämtlicher Luzerner Kirchen die Ankunft des neu einziehenden Machthabers signalisierte, holten ihn die Luzerner bei der Peterskapelle ab, von wo ihn, prachtvoll mit Gold und Edelsteinen geschmückt, Patres des städtischen Jesuitenkollegiums auf einer Sänfte in einer Prozession durch die Stadt führten. An der Spitze des Umzugs ging ein junger, als Schutzengel verkleideter Mann, der symbolisierte, dass Stadt und Landschaft sich umfassenden himmlischen und irdischen Beistand von ihrem Protektor erhofften. Hinter ihm marschierten in festgelegter Ordnung zunächst, den Rosenkranz betend, die Schüler des Jesuitenkol-legiums und, Heiligenstatuen in die Höhe haltend, die Mitglieder der vier städtischen marianischen Kongregationen. Anschließend zeigten als Heiden und als indische und japanische Könige verkleidete Prozessionsteilnehmer, wie weltgewandt und weitgereist der in Luzern einziehende Machthaber war. Ein von acht Pferden aus dem Stall des savoyischen Gesandten gezogener Wagen trug ein silbernes Bildnis des Herrschers und ein Dekret, das den Protektor als a…