

Beschreibung
Erwerbsarbeit und Paarbeziehungen sind wichtige Quellen für Anerkennung. Doch was geschieht, wenn Arbeit prekär wird? Wie wirken sich unsichere Arbeitsverhältnisse und Anerkennungsdefizite auf die Liebe aus, auf Beziehungen und auf die Lebenszusammenhänge der ...Erwerbsarbeit und Paarbeziehungen sind wichtige Quellen für Anerkennung. Doch was geschieht, wenn Arbeit prekär wird? Wie wirken sich unsichere Arbeitsverhältnisse und Anerkennungsdefizite auf die Liebe aus, auf Beziehungen und auf die Lebenszusammenhänge der Menschen überhaupt? Welche Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden sichtbar? Das Buch zeichnet anhand von Interviews eindrücklich nach, welch destruktives Potenzial prekäre Erwerbsarbeit entfalten kann und was das für die Einzelnen, für Paare und für die Gesellschaft bedeutet. Außerdem entwickeln die Autorinnen Vorschläge, wie sich auf prekäre Beschäftigung, Geschlechterungleichheiten sowie auf Anerkennungsbedürftigkeit und Verletzbarkeit reagieren lässt. Dieses Werk ist lizensiert unter der Creative-Commons-Lizenz 4.0, CC-BY-SA: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
»Den beiden Berliner Soziologinnen gelingt es, das sozialtheoretische Konzept der Anerkennung als zentrale Kategorie sozialer Ungleichheitsforschung zu plausibilisieren. Darüber hinaus dient ihre empirisch fundierte Analyse allerdings nicht nur einer Illustration der Anerkennungstheorie, sondern ermöglicht es den beiden Forscherinnen ebenso, diese kritisch zu reflektieren und weiterzuentwickeln.« Charlotte Nell, Soziopolis, 09.04.2020 »Wimbauer/Motakef leisten mit dem vorliegenden Buch einen wichtigen und dringend notwendigen Beitrag zur empirisch fundierten Kritik an der gegenwärtigen Verfasstheit unserer Arbeitsgesellschaft.« Laura Sturzeis, Socialnet, 10.09.2020
Autorentext
Mona Motakef, Dr. phil., ist Professorin für Soziologie der Geschlechterverhältnisse an der TU Dortmund. Ihre Schwerpunkte sind Geschlechterforschung, Familie und Elternschaft, Paar- und Nahbeziehungen, Prekarisierung von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit/Care, soziale Ungleichheit und Interpretative Methoden der Sozialforschung.
Leseprobe
Vorwort Die Idee zu diesem Buch entstand vor einem guten Jahrzehnt am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), wo wir von 2008 bis 2010 Anerkennung und Ungleichheiten in Doppelkarriere-Paaren erforschten. Dabei wurde uns offenbar, wie unabdingbar es ist, den Blick nicht nur auf hoch Qualifizierte, sondern auch auf prekär Beschäftigte zu richten: Wie werden prekäre Beschäftigungsverhältnisse unter Anerkennungsgesichtspunkten erfahren? Wie beeinflussen prekäre Beschäftigungen das Leben und die sozialen Beziehungen der Menschen? Und was bedeuten sie für die Geschlechterverhältnisse? Mit diesen Forschungsfragen im Kopf begann für uns zunächst eine Reise: Den Antrag für das Projekt »Ungleiche Anerkennung? Arbeit und Liebe im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter« (Wi2142/51) schrieben wir am Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen, und nach einer zweiten Runde erhielten wir glücklich die Bewilligung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zum Projektstart am 1. Mai 2014 waren wir mittlerweile am Institut für Soziologie der Eberhard Karls Universität Tübingen. Ein knappes Jahr später wechselten wir an das Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Laufzeit des Projektes endete dort formal im September 2017, »unser« vorläufiges Projektende erreichten wir mit der Fertigstellung des vorliegenden Buches. An welchem Ort auch immer zum Entstehen dieses Buches haben viele beigetragen. Ihnen allen gilt unser Dank, auch wenn wir nicht alle namentlich erwähnen können. An erster Stelle möchten wir uns bei den Befragten bedanken für die Einblicke, die sie uns in ihr Leben gewährten, für ihr Vertrauen und ihre Zeit. Über Erfahrungen der Nichtanerkennung, über biographische Unsicherheiten und über Liebe zu sprechen und womöglich auch eigenes Leid oder Scheitern zu thematisieren, ist keine Selbstverständlichkeit. Besonderer Dank gilt auch dem Projektteam: Mit hoher Flexibilität hat Ellen Ronnsiek als Doktorandin mit uns die Interviews erhoben und wirkte bei der Auswertung mit. Große Unterstützung bei der Literaturrecherche und Auswertungsarbeit erfuhren wir von den studentischen Mitarbeiterinnen Iliana Klauss, Antonia Platten und Maira Schobert (Tübingen) sowie von Franziska Baum, Lilian Hümmler und Julia Bringmann (Berlin). Studierende unserer Lehrforschungsprojekte in Tübingen und Berlin setzten sich höchst kreativ und engagiert mit unserem Material auseinander. Daraus sind beeindruckende Abschlussarbeiten entstanden, etwa von Franziska Baum (2018) und Julia Bringmann (2016). Antonia Platten, Maira Schobert und weitere Tübinger Studierende legten eine herausragende Projektarbeit vor (Aculai/Gräff/Platten etal. 2015), für die sie Paarinterviews durchführten, die auch in diesem Buch Verwendung finden (siehe Kapitel 3.3.1). Für spannende Diskussionen, kritische Nachfragen und hilfreiche Anmerkungen bedanken wir uns beim »Team Gender«, also bei allen Teilnehmerinnen des Colloquiums des Lehrbereichs Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse an der Humboldt-Universität zu Berlin. An einzelnen Kapiteln übten ausgewählte Expertinnen konstruktive Kritik. Dafür bedanken wir uns bei Franziska Baum, Julia Bringmann, Lilian Hümmler, Leoni Linek, Nora Lege, Karin Lohr, Doreen Kruppa, Loui Schlecht, Lena Schürmann, Franziska von Stetten sowie Sarah Speck, Riccarda Höft und Brigitte Rudolph. Franziska von Stetten, Loui Schlecht und ganz besonders Renate Zeiske unterstützten uns zudem mit großer Sorgfalt beim mehrmaligen Lektorat. Wir danken weiter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Aufgrund der expliziten Familienfreundlichkeit der DFG konnte das Projekt nach einer Elternzeitnahme kostenneutral verlängert werden. Wir bedanken uns zudem für die gesamte Projektförderung, die unbürokratische Beratung bei organisatorischen Fragen etwa bezüglich Projektumzügen und für den Publikationskostenzuschuss. Bedanken möchten wir uns auch für die großzügige finanzielle Unterstützung durch einen Publikationsfonds der Humboldt-Universität zu Berlin, der uns eine Publikation im Open-Access ermöglichte. Sie wäre ohne die äußerst engagierte Unterstützung von Kristy Schank und besonders von Christian Winterhalter nicht zustande gekommen. Bei Isabell Trommer vom Campus-Verlag bedanken wir uns für die freundliche, zuverlässige und kompetente Betreuung der Veröffentlichung. Auch den endgültigen Buchtitel verdanken wir ihr. Dank gebührt schließlich Oscar Knorn u.a. für verschiedentliche Vermittlungen sowie ihm, Jörn Mammen, Kian und Enno für ihr kritisches Hinterfragen und Dasein. Wie also deutlich geworden sein dürfte, ist dieses Buch nicht »in Einsamkeit und Freiheit« monadischer Schreibarbeit entstanden. Conditio sine qua non waren aber vor allem unsere gemeinsamen Diskussionen der vergangenen Jahre. Bei allem gemeinsamen Denken möchten und müssen wir allerdings auch anmerken, dass Christine Wimbauer Kapitel 4, 7 und 13 und Mona Motakef Kapitel 6, 8 und 10 alleine verfasst haben, während Kapitel 2 überwiegend von Mona Motakef und Kapitel 12 überwiegend von Christine Wimbauer aufgeschrieben wurden wenngleich wir alles gemeinsam ausgewertet, gedacht und diskutiert haben. Kapitel 6, 8 und 10 sind auch Bestandteile von Mona Motakefs geplanter kumulierter Habilitation an der Humboldt-Universität zu Berlin. Wir weisen darauf hin, dass wir theoretische Überlegungen und ausgewählte empirische Befunde bereits an anderer Stelle veröffentlichten. Es sei ihnen ein Anliegen, dass die Welt da draußen erfährt, sieht und versteht, mit welchen Missständen und Kämpfen sie in ihrem Alltag konfrontiert sind. Diese und ähnliche Worte fielen häufig in den Vorgesprächen, die wir mit unseren Interviewpartnerinnen führten. Auch wenn es nicht in unserer Macht liegt, dieses Anliegen umfänglich zu realisieren, so hoffen wir doch, dass wir mit diesem Buch (zumal als Open Access breit zugänglich) einen Beitrag dazu leisten, die Kämpfe um Anerkennung prekär Beschäftigter und von Menschen in prekären Lebenslagen sichtbar zu machen. Berlin und Bremen, im November 2019 1. Einleit…
