

Beschreibung
Selbstverwirklichung, Karriereplanung oder Abenteuer: Für viele Arbeitnehmer gehört es zu einem modernen Lebensstilkonzept dazu, über einen längeren Zeitraum im Ausland zu leben und zu arbeiten. Doch was bedeutet das Projekt "Auslandsentsendung" für Paare mir ...Selbstverwirklichung, Karriereplanung oder Abenteuer: Für viele Arbeitnehmer gehört es zu einem modernen Lebensstilkonzept dazu, über einen längeren Zeitraum im Ausland zu leben und zu arbeiten. Doch was bedeutet das Projekt "Auslandsentsendung" für Paare mir Kindern? In 14 Familienportäts zeigt Dr. Christine Pander anhand ihrer empirischen Studie, dass die Rückkehr nach Deutschland die größte Herausforderung während der Entsendung für die Mehrheit ihrer Akteure war.
Vorwort
Arbeit und Alltag
Beiträge zur ethnografischen Arbeitskulturenforschung
Herausgegeben von Irene Götz, Gertraud Koch, Klaus Schönberger und Manfred Seifert
Autorentext
Christine Pander, Dr. phil., arbeitet für Print- und Onlinemedien.
Klappentext
Selbstverwirklichung, Karriereplanung oder Abenteuer: Für viele Arbeitnehmer gehört es zu einem modernen Lebensstilkonzept dazu, über einen längeren Zeitraum im Ausland zu leben und zu arbeiten. Doch was bedeutet das Projekt "Auslandsentsendung" für Paare mir Kindern? In 14 Familienportäts zeigt Dr. Christine Pander anhand ihrer empirischen Studie, dass die Rückkehr nach Deutschland die größte Herausforderung während der Entsendung für die Mehrheit ihrer Akteure war.
Leseprobe
Vorwort
Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Als ich die ersten Schritte für das Dissertationsprojekt unternahm, waren arbeitsethnografische Theorien und Erkenntnisse noch keine sichtbaren Wegweiser am Horizont. Die ers- ten Konzepte, die meinem Forschungsvorhaben über rückkehrende Familien nach einem beruflich bedingten Auslandseinsatz eine Richtung gaben, stammten interdisziplinär aus der Interkulturellen Kommunikation oder - ethnologisch noch untypischer - aus der Personalwirtschaftslehre. Auch wenn der Ausgangspunkt für dieses Buch also ein ganz anderer war, ist es doch mehr als naheliegend, nun in der Reihe "Arbeit und Alltag" das Ziel zu erreichen. Denn gerade das Konzept Arbeit ist ein zentrales Thema meiner Studie, in deren Fokus Menschen stehen, die ihren Alltag für eine gewisse Zeit berufsbedingt ins Ausland verlagert hatten. Die empirische Studie möchte unter anderem einen Beitrag zur Arbeitsforschung leisten, indem sie differenziert und in die Tiefe gehend aufzeigt, wie konkret "Arbeit" in die Familien hineinregiert und wie sie Lebensentwürfe gestaltet. Der Begriff Arbeit ist dabei das Werkzeug, von dem aus sich die projekthaften Züge der unterschiedlichen Arbeits- und Lebenswelten erklären lassen. In einer Gesellschaft, die durch den permanenten Drang und Zwang, voranzukommen oder mobil sein zu sollen, geprägt ist, übt Arbeit als Motor des Lebens eine enorme Macht auf eben jene Lebensentwürfe der Akteure aus.
Auch eine meiner Lebensphasen war stark von der Doktorarbeit und dem nun vorliegenden Buchprojekt geprägt. Ich bin vielen Menschen zu Dank verpflichtet, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben: mein erster Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Klaus Roth vom Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie in München für das große und unerschöpfliche Interesse an meinem Projekt. Im Laufe der vergangenen Jahre hat er mich stets ermuntert, diesen Weg bis zum Ende zu gehen. Er gab mir die notwendigen Freiheiten und ermöglichte so die für mich besten Arbeitsbedingungen, um die Studie abschließen zu können.
Gleichzeitig war er bei auftretenden Schwierigkeiten jederzeit erreichbar: Er unterstützte mich stets mit wertvollen Ratschlägen und weiterführenden Gedanken. Ebenso herzlich danke ich meiner Zweitgutachterin Frau Prof. Dr. Irene Götz vom Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie in München, die in ausführlichen Gesprächen ebenfalls besonders wichtige Anregungen und Hinweise gab, von denen das Projekt in vielfältiger Weise profitierte. Ihr und allen anderen Reihenherausgebern danke ich außerdem herzlich für die "Beheimatung" meiner Studie.
Das Herzstück des Buches sind die Entsendegeschichten der 14 Familien, die ich analysiert habe. Ich danke ganz besonders allen Akteurinnen und Akteuren, die mich nach ihrer Rückkehr in ihr Leben gelassen haben, um mir im Interview bereitwillig von ihren individuellen Erfahrungen zu berichten. Auch meiner Familie und meinen Freunden gilt Dank für Beistand und Korrekturlesearbeiten: allen voran danke ich meiner Mutter Maria Pander. Unterstützt haben auch Joachim, Heike, Wolfgang, Ferdinand und Jutta. Kritische Leserinnen waren außerdem Annette Allgöwer, Cordula Hubert und Carolin Starz. Tomislav Helebrant sei zudem bedankt für die Satzherstellung; Stefanie Evita Schaefer und Eva Janetzko für die freundliche Betreuung beim Campus Verlag. Dr. Hartmut Becker und der Geschäftsführung des Wort & Bild Verlages danke ich außerdem für den Freiraum während der Druckvorbereitung dieser Studie.
Das Projekt
Noch nie war es auf den ersten Blick so einfach, Kontinente zu überqueren und geografische Grenzen zu überwinden. Die Möglichkeit, sich physisch, geistig und sozial über Länder und Kulturen hinweg zu bewegen, dem Alltag zu entfliehen und die Erfüllung in der Ferne zu suchen, gehört nicht mehr nur zum realen oder imaginären, konstruierten Ideal vieler Lebensentwürfe, sondern immer häufiger auch zu den Manifesten beruflicher Anforderungen der Gegenwart (vgl. z. B. Kesselring/Vogel 2010). Diese Anforderungen spiegeln sich beispielsweise in einer Vielzahl aktueller Stelleninserate wider: Der ideale Mitarbeiter soll "mobil" und "flexibel", "mehrsprachig" und "interkulturell kompetent" sein. Wer die "challenge" um einen guten Job annehmen möchte, beginnt die Arbeit am Lebenslauf daher besser früh als spät. Ein High-School-Jahr, Erfahrungen als Au-pair, Praktika in möglichst exotischen Ländern oder ein Auslandssemester während des Studiums sind Passagen, die nach Möglichkeit eingeplant und auch durchschritten werden.
Arbeit meint heute viel mehr als Berufsarbeit: Sie dient weniger denn je ausschließlich dem Erarbeiten der Lebenshaltungskosten, sondern sie wird auch zur Projektionsfläche für persönliche Entfaltung und Selbstverwirklichung und damit zunehmend mit sinnhafter Bedeutung und dem Wunsch nach Erfüllung aufgeladen. Arbeit ist auch Arbeit am "Projekt Leben". Das Bestreben nach eben jenem "perfekten Leben" nimmt immer häufiger Züge einer auf Dauer ausgerichteten Fortbildung und Selbstoptimierung an - der Arbeitsmarkt fragt immer stärker nach "Persönlichkeiten und spezifischen skills" (Götz 2013: 1). Was zählt, sind Selbstvermarktungsstrategien. "Ein neuer Typus von selbstorganisierter Arbeitskraft wird gefordert: der Unternehmer seiner selbst, der sich durch lebenslanges Fortbilden flexibel, mobil und fit für den Markt hält" (Hess/Moser 2003: 5). Ob diese Flexibilisierungstendenzen positiv gewertet werden, hängt von den Lebenssituationen ab (Singledasein oder Familie, vgl. Schönberger 2007). Wer aber zögert, verharrt oder lieber nach Stabilität und Sesshaftigkeit im Leben strebt, gilt in der Postmoderne manchem als rückständig und im Wortsinne unbeweglich. Mobilität wird, so schreiben die Autoren Schneider/Limmer und Ruckdeschel (2002), zum Imperativ: "Sei mobil! Insbesondere im Rahmen der Berufskarriere ist ein gewisser Zwang entstanden, mobil sein zu müssen. Mobilität rückt damit ein Stück weit in die Nähe von Abhängigkeit, Verfügbarkeit und Fremdbestimmung", so die Autoren weiter. Die Grenzen zwischen Arbeit und Nichtarbeit, Arbeit und Freizeit werden im Postfordismus4 durchlässiger (vgl. auch Kapitel 2.2). Dabei gliedert Arbeit weiterhin das Leben, wenn auch nicht mehr so klar vorgezeichnet ist, in welchen Bahnen. Besonders deutlich zeigen sich die Herausforderungen der multiplen Entgrenzung von Arbeit am Beispiel von Familien, die für einige Jahre berufsbedingt im Ausland leben. Für diese empirische Studie waren 14 Familien bereit, von ihren persönlichen Erfahrungen mit ihren jeweiligen Auslandsentsendungen und insbesondere v…
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