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Von Arbeitnehmern wird auf vielfältige Weise Flexibilität gefordert, besonders in Projektarbeitsmärkten. Diese Flexibilität wirkt sich nicht nur auf die individuelle Lebensplanung und soziale Integration der Beschäftigten aus, sondern auch auf die Handlungsmöglichkeiten kollektiver Akteure, wie Gewerkschaften und Berufsverbände. Am Beispiel der Architektur- und Medienbranche beleuchtet Birgit Apitzsch die historisch gewachsenen Strukturen von Projektarbeitsmärkten, den Zusammenhang zwischen Rekrutierung und Arbeitsorganisation sowie die Folgen der Flexibilisierung für Mitbestimmung und Lebensverläufe. Deutlich wird: Mit zunehmender Bedeutung informeller Netzwerke entstehen neue Formen der Abhängigkeit.
Autorentext
Birgit Apitzsch, Dipl.-Soz., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen.
Klappentext
Von Arbeitnehmern wird auf vielfältige Weise Flexibilität gefordert, besonders in Projektarbeitsmärkten. Diese Flexibilität wirkt sich nicht nur auf die individuelle Lebensplanung und soziale Integration der Beschäftigten aus, sondern auch auf die Handlungsmöglichkeiten kollektiver Akteure, wie Gewerkschaften und Berufsverbände. Am Beispiel der Architektur- und Medienbranche beleuchtet Birgit Apitzsch die historisch gewachsenen Strukturen von Projektarbeitsmärkten, den Zusammenhang zwischen Rekrutierung und Arbeitsorganisation sowie die Folgen der Flexibilisierung für Mitbestimmung und Lebensverläufe. Deutlich wird: Mit zunehmender Bedeutung informeller Netzwerke entstehen neue Formen der Abhängigkeit.
Leseprobe
Einleitung In den vergangenen Jahrzehnten zeichnen sich in der Produktionsorganisation und in den Arbeitsmärkten weitreichende Flexibilisierungstendenzen ab. Die vorliegende Arbeit möchte zu einem besseren Verständnis dieser Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt beitragen. Im Vordergrund stehen dabei folgende Fragen: Was sind die sozialen Voraussetzungen und Folgen fl exibler Arbeitsmärkte? Bedingt eine Flexibilisierung der Produktionsweise auch die der Beschäftigung und der sozialen Bindungen? Wie wirken sich Flexibilisierungsprozesse für die Beschäftigten aus; lassen sich Grenzen einer Vermarktlichung, alternative Stabilisierungsmöglichkeiten oder eine Erweiterung der Handlungsspielräume feststellen? Verschiedene Teilaspekte des Wandels wurden in der Arbeitsmarkt-, Organisations- und Arbeitsforschung sowie in der Lebenslaufforschung behandelt. Hier stehen repräsentative Untersuchungen zu bundesweiten Trends der Arbeitsmarktfl exibilisierung und De-Standardisierung der Lebensverläufe vielen Einzelfallstudien aus der Arbeits- und Organisationsforschung mit häufi g engem Branchenfokus gegenüber. Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Vermutung, dass Prozesse des Organisationswandels, der Arbeitsmarkt- und der Lebenslaufstrukturierung einander bedingen. Da es kaum vergleichende Studien über Arbeitsfl exibilisierung gibt, die Organisations- und Arbeitsmarktebene aufeinander beziehen, bleiben das Zusammenspiel der Flexibilisierung von Arbeitsorganisation und von Beschäftigung sowie deren Auswirkungen für die Beschäftigten unzureichend erforscht. Beispielsweise stehen bislang Forschung zur Segmentierung von Arbeitsmärkten und Untersuchungen zu Netzwerken in Arbeitsmarktprozessen eher unverbunden nebeneinander. Zwar legt die bisherige Forschung zur Beschäftigung in der Medienbranche nahe, dass es Arbeitsmarktsegmente gibt, in denen soziale Netzwerke bei der Rekrutierung einen besonders hohen Stellenwert einnehmen. Dennoch weiß man wenig darüber, ob und warum in einigen Beschäftigungssegmenten informelle Rekrutierungspraktiken eine wichtige Rolle spielen, und in anderen nicht. Auch weiß man wenig darüber, wie sich diese informellen Rekrutierungspraktiken zur institutionellen Verfassung des jeweiligen Teilarbeitsmarktes, zur Organisation der Arbeit und zu den Mobilitätschancen der Beschäftigten verhalten. Genau diese Zusammenhänge zwischen historisch gewachsenen Arbeitsmarkt strukturen, Arbeitsorganisation und Lebensverläufen zu verstehen, ist jedoch Voraussetzung, um die aktuellen Transformationen und Flexibilisierungsprozesse in der Arbeitswelt zu beurteilen. Dazu möchte die vorliegende Unter suchung einen Beitrag leisten. Sie vergleicht am Beispiel von zwei Sektoren, der Architektur und der Medienwirtschaft, die Bedeutung eines institutionalisierten Berufsprinzips und einer netzwerkbasierten Strukturierung von Arbeit und Beschäftigung miteinander. Dieser Vergleich soll auch dazu dienen, die Funktions- und Wirkungsweise formaler und informeller Arbeitsmarktinstitutionen besser zu verstehen. Es wird gezeigt, dass die Auswirkungen der Beschäftigungsfl exibilisierung entscheidend durch die im Arbeitsmarkt bereitgestellten Möglichkeiten der Herausbildung einer rationalen Herrschaft in den Arbeitsbeziehungen bestimmt werden. Die Rationalisierung und Begrenzung der Anforderungen des Erwerbssystems entscheiden schließlich über das Ausmaß, in dem im Erwerbsverlauf von Projektbeschäftigten Konfl ikte zwischen der berufl ichen und privaten Lebensplanung auftreten und sich verschärfen. Die Studie weist nach, dass eine Beschäftigungsfl exibilisierung und Projektifi zierung der Arbeit in wenig professionalisierten Arbeitsmarktsegmenten zu einer Dominanz informeller Zugangsregulierungen führt, die für Beschäftigte die Handlungsautonomie bei der berufl ichen und außerberufl ichen Lebensplanung beschneidet. Die daraus resultierenden Arbeitsmarkt- und Netzwerkstrukturen sowie Mobilitätsmuster prägen ihrerseits die Möglichkeiten der Artikulation und Organisation von Interessen von fl exibel Beschäftigten. Die Argumentation wird in vier Schritten entwickelt: Zunächst wird die historische Entwicklung zweier Projektarbeitsmärkte beschrieben, anschließend werden die netzwerk- und segmentationstheoretischen Ansätze der Arbeitsmarktforschung auf die Formen der Koordination und Kontrolle in projektund netzwerkbasierten Arbeitsorganisationen bezogen und in zwei Branchen empirisch analysiert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Arbeitsorganisation und Arbeitsmarkt sind der Ausgangspunkt für die Analyse der Lebensverläufe von Projektbeschäftigten. Zuletzt werden Schlussfolgerungen für die Organisier- und Vertretungsfähigkeit von Interessen der fl exibel Beschäftigten gezogen. Arbeitsmarktstrukturen und Beschäftigung im »deutschen Modell« und deren Wandel Am Beginn steht ein kurzer Überblick über die Diskussionen zu den Arbeitsmarktveränderungen, die den Ausgangspunkt der Untersuchung bilden. Diese vielfältigen Veränderungen in Wirtschaft und Arbeitswelt werden unter dem Schlagwort der Abkehr vom fordistischen Produktionsmodell diskutiert. Dieses zeichnet sich aus durch ein stabiles Zusammenwirken verschiedener Faktoren: die Produktion von Massengütern in zergliederten und technisierten Arbeitsorganisationen, den Vorrang der Produktions- über die Marktökonomie und damit eine vergleichsweise stabile Auslastung und Beschäftigung in den Unternehmen, eine keynesianische Nachfragesteuerung sowie durch die sozialstaatliche Regulation und die Arbeitsbeziehungen, die sich an diesen Produktions- und Arbeitsverhältnissen ausrichten (vgl. Dörre 2001: 10f.; Bernard 1994: 218ff.; Dankbaar 1995: 296ff.). Das fordistische Produktionsmodell fi ndet in verschiedenen Ländern unterschiedliche Ausprägungen (Boyer/Durand [1993] 1997: 7ff.); die deutsche Variante wird charakterisiert als: institutionalized high-wage economy combining high competitiveness in world markets with strong social cohesion and, in particular, low levels of inequality along a variety of dimensions. This combination is explained by a unique set of socio-economic institutions, in particular socially instituted and circumscribed markets, negotiated fi rms commanding long-term attachment of both labor and capital, a facilitating state relying mainly on indirect mea…
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