Das Buch unternimmt eine theoretische Fundierung der empirischen Beobachtung, daß die realen Stückkosten eines Produktes mit zunehmender Produktionserfahrung des herstellenden Unternehmens stetig sinken. Für die funktionale Beschreibung dieses Phänomens hat sich der Name "Erfahrungskurve" eingebürgert. Die bisher im Vordergrund stehenden betriebswirtschaftlichen Aspekte werden in diesem Buch in Verbindung mit volkswirtschaftlichen Fragestellungen aus dem Bereich der Wettbewerbspolitik behandelt. Erstmals entwickelt werden hier ein Ansatz zur Verbindung der Erfahrungskurventheorie und der Theorie dynamischer natürlicher Monopole, eine empirische Schätzung von Kosten-Erfahrungskurven im Bereich des Telefondienstes der DBP und damit einer der ersten Nachweise der Gültigkeit von Erfahrungskurven im Dienstleistungsbereich und eine Schätzung von Preiserfahrungskurven bei Zulieferern von Telefonapparaten und ihre Anwendung auf beschaffungspolitische Probleme. Forschern und Studenten wird ein theoretischer Analyserahmen für eigene empirische Arbeiten geboten. Praktiker im Telekommunikationsbereich erhalten nützliche Informationen für die ordnungspolitische Gestaltung dieses Sektors und die strategische Planung.
Inhalt
A. Theorie der Erfahrungskurve.- 1. Historische Entwicklung der Erfahrungskurventheorie.- 1.1. Individuelle Lernprozesse.- 1.2. Kollektive Lernprozesse.- 1.3. Die Boston Consulting Hypothese.- 1.3.1. Folgerungen der Boston Consulting Group für die strategische Unternehmensplanung.- 1.3.2. Wettbewerbspolitische Folgerungen.- 1.3.3. Kritik des Konzepts.- 1.3.3.1. Falsifizierbarkeit.- 1.3.3.2. Die Kostendefinition.- 1.3.3.3. Kumulierte Menge als Proxy für Erfahrung.- 1.3.3.4. Produkt- und Marktdefinition.- 1.3.3.5. Funktionsform.- 1.3.3.6. Einproduktbezogenheit.- 1.4. Empirische Untersuchungen.- 1.4.1. Kosten- und Preiserfahrungskurvenschätzungen.- 1.4.2. Die Untersuchungsergebnisse des PIMS-Programms.- 1.5. Zur Allgemeingültigkeit des Erfahrungskurvenkonzepts für die strategische Unternehmensplanung.- 2. Begriffliche Zusammenhänge von Economies of Scale, Erfahrungskurve, Lernkurve und Verbundvorteile.- 2.1. Erfahrungskurve.- 2.2. Lernkurve.- 2.3. Langfristige Stückkostenkurve.- 2.4. Statische und dynamische Economies of Scale.- 2.4.1. EOS Definition im statischen Einproduktfall.- 2.4.2. EOS Definitionen am statischen Mehrproduktfall.- 2.4.3. Dynamische Economies of Scale.- 2.5. Verbundvorteile.- 3. Ursachen des Erfahrungskurveneffekts.- 3.1. Economies of Scale.- 3.1.1. Pekuniäre EOS.- 3.1.2. Reale Economies of Scale.- 3.1.2.1. Kurzfristige EOS (Economies of Fill).- 3.1.2.2. Langfristige EOS.- 3.1.3. Die Beziehungen zwischen EOS und der Erfahrungskurve.- 3.2. Lernkurven.- 3.3. Technischer Fortschritt und Rationalisierung.- 3.4. Erfahrungskurven in der Zulieferindustrie.- 3.5. Verbundvorteile bei Ausweitung des Sortimentumfangs.- 3.6. Degressive Abschreibung.- 4. Typen von Erfahrungskurven.- 4.1. Funktionale Formen von Kosten- und Preiserfahrungskurven.- 4.1.1. Log-linearer Ansatz.- 4.1.2. Logarithmisch konkave Formen.- 4.1.2.1. Die Stanford-Formel.- 4.1.2.2. Der Ansatz von Spence.- 4.1.2.3. Der Ansatz mit logarithmisch kumulierten Mengen.- 4.1.3. Logarithmisch konvexe und logarithmisch S-förmige Funktionen.- 4.1.3.1. Die hyperbolische Funktion.- 4.1.3.2. Logarithmisch S-förmige Funktionen.- 4.2. Produktionstheoretische Fundierung.- 4.3. Die Aggregationsprobleme bei Firmen- und Branchenerfakrungskurven.- 4.3.1. Vertikale Aggregation.- 4.3.2. Horizontale Aggregation.- 5. Erfahrungskurve und Wettbewerb.- 5.1. Wettbewerbstheoretische Konzeptionen.- 5.2. Erfahrungskurven und die Theorie natürlicher Monopole.- 5.2.1. Definitionsansätze für ein statisches natürliches Monopol.- 5.2.2. Dynamische natürliche Monopole.- 5.2.2.1. Technologiewahl und natürliches Monopol bei wachsender Nachfrage.- 5.2.2.2. Dynamische Subadditivität.- 5.2.3. Erfahrungskurven als Ursache natürlicher Monopole.- 5.2.4. Marktzutritt auf Märkten mit Erfahrungskurven.- 5.2.5. Produktlebenszyklus und monopolistische Preispolitik.- 5.3. Wettbewerb von Firmen mit Erfahrungskurven.- 5.3.1. Lernspillover, Preispfade und Wohlfahrtseffekte bei Erfahrungskurven.- 5.3.2. Ordnungspolitische Konsequenzen.- 6. Querschnittsbetrachtungen.- 6.1. Hendersons Cross Sectional Experience Curves.- 6.2. Querschnittsanalyse bei Dyopolen mit log-linearen Erfahrungskurven.- 6.2.1. Verdrängungswettbewerb bei gleichzeitigem Marktzutritt.- 6.2.1.1. Gleiche Marktanteile.- 6.2.1.2. Unterschiedlich wachsende Marktanteile.- 6.2.2. Imitationswettbewerb.- 6.2.3. Wettbewerb durch Marktzutritt mit anderer Lernrate.- 6.3. Zusammenfassung.- B. Empirische Analyse von Erfahrungskurven im Telekommunikationsbereich.- 7. Preiserfahrungskurven bei Herstellern von Fernsprechapparaten (Firmen- und Branchenkurven).- 7.1. Marktstruktur und Beschaffungsverfahren im Telefonapparatemarkt.- 7.1.1. Wettbewerbsintensität und Wettbewerberanzahl.- 7.1.2. Erfahrungskurven und Beschaffungspreise.- 7.2. Branchenerfahrungskurven.- 7.2.1. Produktlebenszyklus und Beschaffungspreise.- 7.2.2. Log-lineare Preiserfahrungskurven.- 7.2.3. Alternative Funktionsansätze.- 7.3. Firmenerfahrungskurven.- 7.3.1. Log-lineare Preiserfahrungskurven.- 7.3.2. Log-konkave Preiserfahrungskurven.- 8. Kostenerfahrungskurven im Fernsprechdienst der DBP.- 8.1. Outputdefinitionen.- 8.2. Verkehrsmessungen, Verkehrsstruktur und Outputkonstruktion.- 8.2.1. Entwicklung der Hauptverkehrsstundenwerte.- 8.2.2. Entwicklung der Verkehrsmenge.- 8.2.3. Berechnung des kumulierten Outputs.- 8.3. Kosten im Fernsprechdienst.- 8.4. Statistische Analyse der Ergebnisse.- 8.5. Erklärungsansatz der Ursachen des Erfahrungskurveneffekts im Fernsprechdienst.- 9. Konsequenzen für die Deutsche Bundespost.- 9.1. Beschaffungspolitik.- 9.1.1. Eigenerstellung oder Beschaffung.- 9.1.2. Auswahl von Zulieferfirmen.- 9.1.3. Vorschlag zu einer Modifikation des set aside Verfahrens.- 9.2. Strategische Planung.- 9.2.1. Monopolbereiche.- 9.2.2. Wettbewerbsbereiche.