Alebrijes - Band III

Die Philosophie der indigenen Völker Amerikas ist eng mit der Natur und den Tieren verbunden. Sie ist der Auffassung, dass jeder Mensch ein Wesen aus seiner Umwelt als geistiges Gegenstück hat. So wird zum Beispiel jeder Tag des Azteken-Kalenders durch eine Pflanze, ein bestimmtes Tier oder eine Naturerscheinung dargestellt. Hieraus ist zu erklären, warum die bemalten Holzskulpturen mexikanischer Künstler - Alebrijes genannt -, die ihre Ideen aus der geistigen und religiösen Welt ihrer indigenen Vorfahren beziehen, vor allem Tiere des Azteken-Kalenders darstellen. María und Jacobo Ángeles haben in den letzten Jahren die Kunst der Alebrijes zu eigenständigen Kunstwerken weiterentwickelt. Sie erhält Elemente aus der Natur, z.B. Blüten, Pflanzen, abstrakte Lebewesen und Symbole aus der indigenen Kultur. Sie zeichnet sich durch große Kreativität und ein unglaubliches Farbgefühl aus. Die Malerei erinnert in ihrer Exaktheit und ihren Farbkompositionen an die persische und indische Miniaturmalerei. Die Arbeiten von María und Jacobo Ángeles unterscheiden sich jedoch von der üblichen Miniaturmalerei vor allem durch ihre Dreidimensionalität, mit dem Zusammenwachsen von Bildhauerei und Malerei. Als Grundlage ihrer Malerei dienen hauptsächlich aus Holz gefertigte Tiere, denn jedes Tier hat für sie eine spirituelle Bedeutung. Diese haben sie von ihren Eltern und Großeltern für ihr eigenes Leben übernommen. Ohne sich je begegnet zu sein und auch ohne die wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten von Haeckel und Binet zu kennen, haben auch María und Jacobo die Formen und Farben ihrer Malerei aus der Natur entnommen. Dies zeigt wieder einmal, dass unabhängig von den Kulturen verschiedener Völker, hier die europäische und dort die mesoamerikanische Kultur, weltweit das gleiche künstlerische Denken vorhanden ist. Das Buch gliedert sich in den Textteil und den Bildteil mit 200 überwiegend ganzseitigen Fotos von Alebrijes. Es hat 252 Seiten eine Größe von 27 x 31 cm.

Leseprobe
Nach der Eroberung Mexikos durch die spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert und der Zerstörung fast seiner gesamten indigenen Kultur ist die Herstellung von bemalten Skulpturen der Wesen des Sonnenkalenders in Vergessenheit geraten. Erst Pedro Linares López wiederbelebte um das Jahr 1936 alte Traditionen seiner indigenen Vorfahren und stellte bemalte Fabelwesen aus Pappmaché her, die er Alebrijes nannte. Manuel Jiménez begann im Jahr 1980 Alebrijes aus dem Holz des Copal-Baumes zu schnitzen und mit den Mustern und Farben seiner Vorväter zu bemalen. Aufgrund seiner kaufmännischen Fähigkeiten gelang es ihm, seine Kunstobjekte zunächst in den USA, später auch weltweit an Museen und Sammler mexikanischer Kunst zu verkaufen. Die Bildhauer und Maler Mexikos verwenden für die Herstellung von Alebrijes überwiegend die Formen, Farbkombinationen, Ornamente und Bilderschriften ihrer Vorfahren aus einer Jahrtausende alten Kultur. Die Bemalung der Skulpturen zeigt eine faszinierende Mischung von verschiedenen Elementen der kulturellen, physischen und religiösen Umgebung und Traditionen des Künstlers. Die Mythen und Legenden der Maya, Azteken, Zapoteken und Mixteken, bewahrt unter anderem in den Skulpturen und Fresken der Ruinen des Monte Albán, von Mitla und den in Museen ausgestellten prähistorischen archäologischen Funden, sowie die künstlerischen Arbeiten der christlichen spanischen Eroberer, mischen sich bei den echten Alebrijes zu einer kreativen, einzigartigen Kunstform. Die Philosophie der indigenen Völker Amerikas ist eng mit der Natur und den Tieren verbunden. Sie ist der Auffassung, dass jeder Mensch ein Wesen aus seiner Umwelt, z.B. ein Tier, als geistiges Gegenstück hat. Jeder Tag der 20 Tageszeichen des Sonnenkalenders der Azteken wird durch eine Pflanze, ein bestimmtes Tier oder eine Naturerscheinung dargestellt. Hieraus ist zu erklären, warum die Alebrijes mexikanischer Künstler vor allem Tiere des Azteken-Kalenders verkörpern. Der Textteil des vorliegenden Buchs stellt den Lebensweg der Eheleute Jacobo und María Ángeles und ihre künstlerische Entwicklung zu bedeutenden Bildhauern und Malern dar. Der Bildteil mit 200 Fotos von Skulpturen gibt einen Überblick über die von ihnen in den letzten Jahren hergestellten Kunstwerke.