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ZIn der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der aus Magdeburg gebürtige, seit 1796 in der Schweiz lebende Heinrich Zschokke (17711848) einer der meistgelesenen Autoren deutscher Sprache. Darüber hinaus setzte er sich als Publizist, Politiker und Pädagoge für die Konsolidierung des 1803 gegründeten Kantons Aargau ein und versuchte als Verfasser einer über Jahrzehnte hinweg populären Schweizergeschichte dem noch im Umbruch befindlichen Land zu einem auf liberalen Grundsätzen beruhenden Nationalgefühl zu verhelfen. Zu Beginn der 1820er Jahre verfasste er mit derselben Absicht einige historische Romane und Erzählungen. Der Freihof von Aarau (1822/24) handelt zur Zeit des Alten Zürichkriegs (1444), als die noch ungefestigte Eidgenossenschaft an inneren Konflikten zu zerbrechen drohte. Nicht weniger wichtig als historische Information war Zschokke erzählerische Spannung, die gelegentlich Muster der Abenteuergeschichte und des Schauerromans aufgreift, um eine nicht primär wissenschaftlich interessierte Leserschaft zu fesseln
Auteur
Heinrich Zschokke (1771 Magdeburg1848 Aarau) war einer der populärsten Schweizer Autoren seiner Epoche. Auch als Publizist, Politiker und Pädagoge war er von grossem Einfluss. Seit der Gründung des Kantons Aargau setzte er sich für dessen politische und kulturelle Konsolidierung ein. Rémy Charbon: Bis 2010 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Genf. Wichtigste Arbeitsgebiete: Schweizer Literatur seit dem 16. Jahrhundert, Literatur der DDR, Wechselbeziehungen zwischen Literatur und Geschichte.
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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sich die moderne Geschichtswissenschaft zu konstituieren begann, waren die Verfasser historischer Romane genötigt, sich gegen die «zünftige> Historiografie zu behaupten. Den Anfang machte der Schotte Walter Scott, dessen Werke sich sehr rasch im deutschen Kulturraum durchsetzten. Der bedeutendste seiner frühen Adepten ist zweifellos der aus Magdeburg gebürtige, seit 1798 in der Schweiz wohnhafte Heinrich Zschokke, einer der populärsten Autoren seiner Zeit; als Publizist, Politiker und Pädagoge gehört er zu den Gründervätern des Kantons Aargau. Vom Untergang einer überlebten und dem mühevollen und blutigen Beginn einer neuen Epoche handelt Der Freihof von Aarau (Buchausgabe 1824). Schauplatz ist das Gebiet des heutigen Kantons Aargau auf dem Höhepunkt des Alten Zürichkrieges im Jahr 1444, als die Repräsentanten des alten einheimischen Adels, im Bündnis mit dem Haus Habsburg-Österreich, einen letzten Versuch unternahmen, ihre Macht zu behaupten. Genaue Lokalkenntnis und Sorgfalt bei der Schilderung historischer Begebenheiten vermitteln ein vielfältiges Bild dieser turbulenten Zeit. Gezielt setzt Zschokke aber auch Elemente des Abenteuerromans, der Schwarzen Romantik, der Rittergeschichte und der Schauerliteratur ein, um Spannung zu erzeugen. Sein eigentliches Anliegen ist indessen nationalpädagogisch. Die Erinnerung an eine Zeit der Verwirrungen ist zugleich verfremdender Blick auf die Gegenwart in der Absicht, restaurative Ansprüche auf den neuen Kanton abzuwehren und der liberalen Schweiz, wie sie sich wenige Jahre später zu bilden begann, ein Fundament zu schaffen.
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