Ein verlängertes Wanderwochenende stand bevor und unsere 8er-Gruppe war ein bunter Mix aus Leuten, die sich schon kannten oder eben auch nicht. Der erste Tag war heiss, der Schweiss tropfte und umso froher waren wir, am Abend unsere erste Destination zu erreichen: die Rotstockhütte am Fusse des Schilthorns im Berner Oberland. Nach dem wohlverdienten Abendessen wollten wir nicht schon in den Schlafsack kriechen. Aber was tun, 2‘039 Meter über dem Meer und ohne Unterhaltung aus dem Flimmerkasten? Da zauberte jemand besagte schwarze Schachtel hervor: das Frantic Kartenspiel. Ein bösartiges Kartenspiel, bei dem es gilt, möglichst schnell alle Karten loszuwerden – wenn da nicht die fiesen Mitspieler wären, die einem alles zunichtemachen können. Und so nahm es seinen Lauf. Wir spielten, lachten und lernten uns immer besser kennen. Böse Zungen mögen behaupten, die fiesen Adern gewisser Leute kämen erst hier vollkommen zur Geltung. So machte ich schon einen Freudenschrei, als ich meine letzte Karte ablegte. Aber von wegen, genauso schnell gelegt war die Spezialkarte «Nice Try» und ich musste nochmals drei Spielkarten zücken.
Der zweite Wandertag brach an. Mit mehr Regen als gewünscht, aber nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Die vorabendliche Spielerunde war zwar auf dem Tisch beendet, wollte aber nicht so recht aus unseren Köpfen. Sätze wie «Jaja, dir zeig ich es heute Abend dann bei Frantic» und «Immer alle gegen mich» fielen des Öfteren. Und hach, wie schön wäre es, auch im echten Leben mal eine «Counterattack»- oder eine «Nice Try»-Karte zücken zu können, philosophierten wir. Klar, dass wir uns auch am zweiten Abend voll und ganz dem Spiel «Frantic» widmeten. Dieses entstand 2011 aus einer Notsituation heraus, wie Radio SRF Virus berichtete. Drei Freunde hatten ihre Spielkarten verloren und kreierten ganz einfach ihre eigenen – auch auf einer Wanderung. Unsere Wandergruppe trifft sich übrigens demnächst wieder: Zu einer Runde Frantic, versteht sich.