Den transnationalen Hightech-Kapitalismus hat seine Große Krise im gleichen Alter ereilt wie achtzig Jahre zuvor den Fordismus die seine. Aus der damaligen stiegen die Ungeheuer des Nazismus, der Judenverfolgung und des Weltkriegs herauf. Wir können nicht wissen, was aus der neuen Großen Krise folgt. Aber wir können Triebkräfte, Strukturen, Bewegungsformen und Tendenzen der computerbasierten Produktionsweise und der von ihr in den Veränderungssog gezogenen Staatenwelt studieren. Inhalt: Teil I: Die Finanzkrise Erscheinungsformen der Krise Theoretisches Intermezzo: Marxsche Krisenbegriffe Was ist neu an dieser Krise? Die Zeit der Spekulation Was meint 'Finanzialisierung'? Flucht aus der Geldform in die Geldwarenform Teil II: Die Hegemoniekrise Imperium oder Imperialismus Rekonstruktion der US-Hegemonie unter Obama? Hegemoniekämpfe in den USA Chimerika das amerikanisch-chinesische Paradox China und die Welt nach Chimerika Hightech-Antikapitalismus und Krise der Demokratie
Autorentext
Wolfgang Fritz Haug (* 1936) ist ein deutscher Philosoph und Verleger. Er ist mit der Soziologin Frigga Haug verheiratet. Haug studierte von 1955 bis 1963 Philosophie, Romanistik und Religionswissenschaft in Tübingen, Montpellier, Berlin und Perugia. 1966 promovierte er an der Freien Universität Berlin; 1972 folgte die Habilitation; von 1979 bis 2001 war er Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Sein Forschungsschwerpunkt ist der Marxismus. 1959 gründete Wolfgang Fritz Haug in Berlin den Argument Verlag mit der Zeitschrift Das Argument, deren Herausgeber er bis heute ist. Haug war zudem Initiator & Mitherausgeber der kritischen Gesamtausgabe der Gefängnishefte von Antonio Gramsci. Anfang der 1970er Jahre prägte Haug den Begriff der Warenästhetik. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Kritik der Warenästhetik (1971), die Vorlesungen zur Einführung ins Kapital (1974, 1990, 2006), das Projekt Faschismus und Ideologie (1980) und das Projekt Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus (seit 1994). Als marxistisch orientierter Philosoph war und ist W.F. Haug auf vielfältige Weise gesellschaftlich engagiert. Im Jahre 1980 begründete er die Berliner Volksuniversität mit; 1984 bis 1989 war er Mitglied des internationalen Beirats von Socialism in the World (Belgrad), 1996 bis 2001 Gründungsvorsitzender des Berliner Instituts für kritische Theorie (InkriT) e.V., dessen wissenschaftliche Leitung er seit 2001 innehat. Darüber hinaus sitzt Wolfgang Fritz Haug im wissenschaftlichen Beirat von attac.
Inhalt
Inhalt Einleitung 1. Worum es geht 2. Was hat sich seit dem ersten Buch verändert? 3. Zum Problem philosophischer Gegenwartsgeschichte 4. Arbeiten an künftiger Erinnerung im Material der Zeit Danksagung Teil I - Die Finanzkrise Erstes Kapitel - Erscheinungsformen der Krise 1. Chronik eines angekündigten Zusammenbruchs 2. Neoliberalismus momentan 'mit null multipliziert' 3. Wiederkehr des Interventionsstaats 4. Die Finanzmacht interveniert in den Staat 5. Düstere Aussichten und ein Arbeitsprogramm dagegen Zweites Kapitel - Theoretisches Intermezzo: Marxsche Krisenbegriffe 1. Marx als Kritiker des Kapitalismus 2. Kritik als Fähigkeit, die Widersprüchlichkeit des Kapitalismus zu denken 3. Alltagsverstand der Krise populistisch ausbeutbar 4. Die Vorstellung vom 'anständigen Kapitalismus' der 'Realwirtschaft' 5. Omnipräsenz der Spekulation im Kapitalismus (I) 6. Überkapazitäten oder Kapital-Überproduktion? 6.1 Extraprofit als Magnet der Produktivkraftentwicklung 6.2 Die These vom tendenziellen Fall der Profitrate 6.3 Das Überakkumulationsgesetz 7. Omnipräsenz der Spekulation im Kapitalismus (II) 8. Ein Blick über die Grenze des Kapitalismus Drittes Kapitel - Was ist neu an dieser Krise? 1. Was genau ist in Krise geraten? 2. Naturgrundlage und Epochenspezifik 3. Produktivkräfte und Möglichkeitsräume von Herrschaft Viertes Kapitel - Die Zeit der Spekulation 1. Attraktion und Repulsion von Arbeitszeit 2. Zirkulation ohne Zirkulationszeit 3. Spekulation als raum-zeitliches Differenzgeschäft 4. Mannlose Spekulation 5. Hochfrequenz-Werbung 6. Die Spekulation verschlingt ihre Zeit Fünftes Kapitel - Was meint 'Finanzialisierung'? 1. Industriekapitalismus und Finanzspekulation 2. Finanzmarktkapitalismus 3. Finanzialisierter Kapitalismus 4. Kreditbasierter Konsumkapitalismus? 5. Paradoxe Keynesianismen 6. 'Rentenfonds-Kapitalismus' 7. Der Schuldenanstieg nährt das fiktive Kapital 8. Die Triebkraft hinter der Finanzgetriebenheit Sechstes Kapitel - Flucht aus der Geldform in die Geldwarenform 1. Wertzeichen und Selbstwert 2. Gold im Tollhaus der Preise 3. Gold als Geldware Teil II - Die Hegemoniekrise Siebtes Kapitel - Imperium oder Imperialismus 1. Vom Namen zum Begriff 2. Imperialismus ein verschwundener Begriff taucht wieder auf 3. Imperialismus und Imperium im Lichte der Hegemoniefrage 4. Widersprüchliche Kompatibilität von Imperium und Freiheit 5. Die USA erfahren eine erste Form der Herr-Knecht-Dialektik 6. Exkurs über die 'Kazikisierung' der Nationalstaaten und den Machtkampf zwischen Ökonomie und Politik 7. Widersprüche und Scheitern des 'Amerikanischen Jahrhunderts' Achtes Kapitel - Rekonstruktion der US-Hegemonie unter Obama? 1. Hegemoniales Vorspiel: Obamas Wahlkampf 2. Ein Trümmerfeld als neuer Ausgangspunkt 3. 'Clintons Witwen' hatten nie aufgehört, den US-Hegemon zurückzuverlangen 4. Das hegemoniale Opfer 5. Zurück zur Ausgangsfrage nach Imperium oder Imperialismus Neuntes Kapitel - Hegemoniekämpfe im eigenen Land 1. Erwartungen vs. Aufgaben: Obamas Zwickmühle 2. Die blockierte Einlösung der Wahlversprechen 3. Die wirtschaftliche Hauptaufgabe 4. Obama vs. Tea Party ein Präsident, der nicht kämpft, verliert die Hegemonie 5. Dyshegemonie im eigenen Land 6. Obama kämpft Zehntes Kapitel - Chimerika das amerikanisch-chinesische Paradox 1. Chinas Großer Widerspruch Widerspruch im Marxismus 2. Eine Sub-Ökonomie der USA? 3. Die USA erfahren eine zweite Form der Herr-Knecht-Dialektik 4. Rückwirkungen 4.1 Das südkoreanische Beispiel 4.2 Rückwirkung auf die Metropolen 4.3 Rückwirkungen auf China 5. Chimerika in der Krise Elftes Kapitel - China und die Welt nach Chimerika 1. Weltkapitalistische Perspektiven 2. Chinas Herausforderungen 2.1 Politik 2.2 Ökologisierung 2.3 Ökonomie 3. Die USA in der Finanzprofitfalle 4. Europa unter deutsch-französischer Hegemonie im Neugründungszwang 4.1 Grundwiderspruch der europäischen Konstruktion 4.2 Das Merkozy-Regime 5. Re-Industrialisierung als Sinisierung im Westen Zwölftes Kapitel - Hightech-Antikapitalismus und Krise der Demokratie 1. Virtuelle Vergesellschaftung übers Handy 2. Die Rebellion, die aus dem Netzwerk kam 3. 'Fuckyouwashington' als Vorspiel 4. Besetzt die Wallstreets der Welt! 5. Krise des 'demokratischen Kapitalismus' 6. Grenzen des Kapitalismus 7. Exkurs über den globalen Gesamtarbeiter und die Welt-Arbeiterklasse 8. Ist die geschichtliche Produktivität des Kapitalismus erschöpft? Nachwort in Erwartung geschichtlicher Diskontinuität Anhang Drucknachweise Siglen Literaturverzeichnis Namensregister Weitere Schriften von W. F. Haug