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Wieso nimmt der eine zu und ein anderer, der das Gleiche isst, verliert sogar Gewicht? Die Gene sind nur ein Teil der Antwort. Ebenso wichtig ist unsere individuell verschiedene Darmflora, deren Mikroben vor Krankheiten und Gewichtzunahme schützen - wenn wir ihre Vielfalt fördern und nicht durch falsche Diäten zerstören. Auf der Grundlage neuester genwissenschaftlicher Erkenntnisse erklärt Tim Spector, was wir praktisch tun können, um unseren Mikroben-Garten zu pflegen - und so schlank und gesund zu sein, ohne verzichten zu müssen. Lebendig und spannend erzählt der renommierte Professor für Genetische Epidemiologie vom Londoner King's College von überraschenden Fallbeispielen und seiner bahnbrechenden Forschung mit über 10 000 Zwillingen. Für ein Fast-Food-Experiment stellte sich sein eigener Sohn zur Verfügung. Selbst für Leser, die schon alles über Ernährung zu wissen glauben, wird Tim Spectors Anti-Diätbuch so zur fesselnden Lektüre.
Tim Spector, 1958 geboren, ist Arzt und Professor für Genetische Epidemiologie am King?s College London, Direktor der Abteilung für Zwillingsforschung am Londoner St. Thomas' Hospital und Leiter des British Gut Projects zur Erforschung der Darmflora. Seit 1993 baute er die größte Zwillings-Datenbank der Welt auf, die dem Verständnis des Einflusses von Genen und Umwelt dient. 2011 startete er ein Projekt zur Sequenzierung der DNA der Darm-Mikroben von über 10 000 Zwillingen und konnte zeigen, welche Bedeutung die individuelle Besiedlung des Darmes für Gesundheit und Gewichtszunahme hat. Er ist Entdecker der genetischen Basis zahlreicher Krankheiten und Verfasser von über 600 Fachpublikationen und mehrerer Bücher.
Autorentext
Tim Spector, 1958 geboren, ist Arzt und Professor für Genetische Epidemiologie am King>s College London, Direktor der Abteilung für Zwillingsforschung am Londoner St. Thomas' Hospital und Leiter des British Gut Projects zur Erforschung der Darmflora. Seit 1993 baute er die größte Zwillings-Datenbank der Welt auf, die dem Verständnis des Einflusses von Genen und Umwelt dient. 2011 startete er ein Projekt zur Sequenzierung der DNA der Darm-Mikroben von über 10 000 Zwillingen und konnte zeigen, welche Bedeutung die individuelle Besiedlung des Darmes für Gesundheit und Gewichtszunahme hat. Er ist Entdecker der genetischen Basis zahlreicher Krankheiten und Verfasser von über 600 Fachpublikationen und mehrerer Bücher.
Leseprobe
Nicht auf dem Etikett:
Mikroorganismen
Würde ich Ihnen von einem Wesen erzählen, das uns begleitet und unsere Nahrung sowie unsere Gewohnheiten mit uns teilt, mit uns auf Reisen geht, mit uns eine Evolution durchlaufen hat und daher weiß, was wir mögen und nicht mögen, und das wir beschützen, so würden Sie vielleicht davon ausgehen, dass ich über Ihren Hund oder Ihre Katze spreche. Doch in Wahrheit rede ich von etwas, was millionenfach kleiner und für das bloße Auge unsichtbar ist.
Mikroorganismen sind primitive Lebensformen - sie waren die ersten Einwohner auf Erden. Sie sind Lebewesen, die wir im Allgemeinen ignorierten oder als selbstverständlich hinnahmen. Man nahm an, dass diese winzigen, für uns unsichtbaren Organismen vor allem in Dreck und in oder auf Tieren zu finden seien, da sie sich nicht waschen. Doch unser Körper enthält 100 Billionen von ihnen; allein die Mikroorganismen in unseren Eingeweiden wiegen mehr als 2 Kilogramm. Vertraut sind sie den meisten von uns nur, weil sie mit den seltenen Anfällen von Lebensmittelvergiftung zu tun haben - etwa Salmonellen in rohen Grillhähnchen oder E. coli in einem am Ende einer Nacht unüberlegt vertilgten Döner Kebab. Von solchen Fällen abgesehen, so glaubten wir trotz unserer ständig zunehmenden wissenschaftlichen und technologischen Kenntnisse, könnten diese winzigen und scheinbar banalen Wesen unsere überaus starken Körper keinesfalls beeinflussen. Und damit lagen wir gründlich falsch.
TANZENDE »ANIMALCULES«
Frühjahr 1676: Antoni van Leeuwenhoek hatte wieder einmal verschlafen, und es war schon hell, als er aufwachte. Drunten in den Straßen von Delft ging es laut und geschäftig zu. Er hatte bis spät in die Nacht an seinem letzten Experiment gearbeitet und war immer noch müde, aber begeistert von seinen jüngsten Entdeckungen. Mit Hilfe seines selbstgebauten besonderen Mikroskops hatte Antoni herauszufinden versucht, warum Chilischoten scharf sind, doch per Zufall war er auf etwas gestoßen, was noch weit umwälzender war.
Antoni war gelernter Textilkaufmann und ungeheuer neugierig. Anders als die meisten seiner Freunde hatte er noch alle Zähne und war streng darauf bedacht, sie täglich zu reinigen - erst rieb er sie heftig mit harten Salzkristallen ab, dann benutzte er einen hölzernen Zahnstocher, spülte nach und polierte sie schließlich mit seinem speziellen Zahntuch.
Heute sah er sich mit seinem Vergrößerungsspiegel den teigig-weißen (heute als Plaque bekannten) Belag auf seinen Zähnen an. Im Vergleich zu anderen Leuten, die Antoni untersucht hatte, war bei ihm nur wenig Belag vorhanden, doch selbst nach dem Zähneputzen schien er nie vollständig verschwunden zu sein. Er schabte ein wenig davon auf ein Glasplättchen und gab ein paar Tropfen frisches Regenwasser dazu. Was er in der Vergrößerung sah, erstaunte ihn. Überall waren winzige herumwimmelnde Wesen zu beobachten. Diese »animalcules« (so nannte er sie) wiesen alle möglichen Formen und Größen auf - es gab mindestens vier Familien, die alle »hübsch umhertanzten«. Schockiert war er nicht wegen ihrer Anwesenheit, sondern wegen ihrer Vielzahl. »Diese animalcules im Abgeschabten von den Zähnen eines Menschen sind so zahlreich, dass ich glaube, sie übersteigen die Zahl der Menschen in einem Königreich«, schrieb er.
Antoni Leeuwenhoek war möglicherweise der erste Mensch, der einen Mikroorganismus (darunter verstehen wir ein Lebewesen, das nur mittels eines Mikroskops sichtbar wird) gesehen hat. Mit Sicherheit war er der Erste, der sie beschrieben und erkannt hat, dass es in den Eingeweiden und auf der Haut gesunder Menschen von diesen Wesen geradezu wimmelt. Er fand sie, wo immer er hinschaute, von unserem Mund bis zu unserer Nahrung, vom Trinkwasser bis hin zu Urin und Stuhlproben. Anders als Newton und Galilei - Wissenschaftler der gleichen Epoche, die ihre Erkundungen nach außen auf die Sterne richteten