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Smørrebrød und Carlsberg, Lego und Gemütlichkeit: Thomas Borchert, seit über dreißig Jahren mit einer Dänin verheiratet, führt uns liebevoll und hintergründig in seine Wahlheimat ein. Wo 7500 Kilometer Küste zum Verweilen einladen, Babys angeblich mit einer Fahrradklingel auf die Welt kommen und das sommerhus gerne an Besucher aus dem Nachbarland vermietet wird. Er streift durch Kopenhagen, wo Starkoch René Redzepi das berühmte 'Noma' betreibt und im 'Freistaat Christiania' die Hippies regieren. Nimmt von Bornholm bis Møn die 406 Inseln unter die Lupe. Blickt auf Exportschlager wie Jussi Adler-Olsen, Lars von Trier und Mads Mikkelsen. Und verrät, was die beliebte TV-Serie 'Borgen' mit den populistischen Machenschaften in Christiansborg tatsächlich gemeinsam hat; ob die Dänen wirklich so glücklich sind und was wir außer Hygge sonst noch von ihnen lernen können ...
Thomas Borchert, Jahrgang 1952, ist 1983 der Liebe wegen von Bremen nach Kopenhagen gezogen. Bis 2013 arbeitete er als Korrespondent für die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Aktuell berichtet er für die Frankfurter Rundschau als Skandinavien-Korrespondent über Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. 2014 ist von ihm der Reiseführer 'Merian Momente - Kopenhagen' erschienen. Er lebt mit seiner dänischen Frau und den drei gemeinsamen Kindern in Kopenhagen. thomasborchert.co
Autorentext
Thomas Borchert, Jahrgang 1952, ist 1983 der Liebe wegen von Bremen nach Kopenhagen gezogen. Bis 2013 arbeitete er als Korrespondent für die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Aktuell berichtet er für die Frankfurter Rundschau als Skandinavien-Korrespondent über Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. 2014 ist von ihm der Reiseführer "Merian Momente - Kopenhagen" erschienen. Er lebt mit seiner dänischen Frau und den drei gemeinsamen Kindern in Kopenhagen. thomasborchert.co
Leseprobe
Mit Fähre und Fahrrad
Dänemark hat drei Haupteingänge: bei Flensburg über die Festlandgrenze nach Jütland. Auf der Ostsee per Schiff Richtung Kopenhagen über die Fährstationen Rødby und Gedser. Vom schwedischen Malmö aus über die elegante Øresund-Brücke, das Prachtportal, direkt in die Hauptstadt. Das reicht auch für dieses überschaubare Land. Mittendrin wird die Sache allerdings etwas komplizierter.
Ob sie die Fähre schaffen, ist für Bente Antonsen und Jørgen Møller eine wichtige Frage. Die letzte zurück auf ihre kleine Insel Fejø legt ziemlich knapp nach dem Opernbesuch in Søllested ab. Oper auf dem Dorf? »Sie läuft im Kino per Liveübertragung aus dem Königlichen Theater in Kopenhagen. Als ob wir selbst dabei wären. Aber danach müssen wir uns beeilen.« Sie haben es immer geschafft, erzählen beide vor dem Haus mit Blick aufs Meer bei Kaffee und wienerbrød, dem dänischen Plundergebäck. Wenn sie mit den Kindern in Kopenhagen beim Kaffee zusammensitzen, liegt gleich viermal Inselhüpfen hinter ihnen. Von Fejø über Lolland, Falster und Farø nach Seeland.
Wollen sie aufs Festland, vielleicht wegen einer Konfirmation oder Silberhochzeit in Jütland, müssen sie sogar fünfmal über das Wasser. 406 Inseln hat dieses Land. Am Ende wird das Festlokal daran zu erkennen sein, dass vor dem Eingang ein Dannebrog, Dänemarks Nationalflagge, rot-weiß flattert. Das ist Sitte bei den kolossal vielen Familienfesten.
Auf der Karte sieht es so aus: links das länglich schmale Jütland mit der Nordsee auf der einen Seite. Auf der anderen die Ostsee samt einem Sammelsurium von Inseln und auf der größten - Seeland - am östlichen Rand schließlich Kopenhagen. Dann kommt wieder Wasser und dann Schweden. »Das Meer ist der gemeinsame Feind der Dänen, es teilt unser winziges Land in zwei Hälften«, klagte 1887 Edvard Brandes, Mitbegründer der Zeitung Politiken. Dabei hatten seine Wikingervorfahren das Inselreich doch gerade als beschlagene Seefahrer für ein paar Hundert Jahre zur Großmacht werden lassen. Danach war es permanent in Richtung »winzig« gegangen, bis Brandes die geografischen Gegebenheiten nur noch niederschmetternd fand. Die Landgrenze Jütlands zum übermächtigen deutschen Nachbarn sei »verführerisch für den Preußen, sich auch das Bajonett zu schnappen, wenn er schon das Gewehr hat«, weil das dänische Festland wie ein Wurmfortsatz an den mächtigen Nachbarn anschließt. Östlich davon sehe es mit den vielen Inseln nicht besser aus: »Die andere Hälfte liegt zerstückelt da, außerhalb Europas und des Weltverkehrs, schwer zu erreichen, unbefruchtet vom Handel, ausgeschlossen vom internationalen Verkehr und der Leuchtkraft der Ideen.«
Gelindert haben dieses Handicap in tausend Jahren dänischer Geschichte die Fähren. Dabei ging es nicht immer nur um eine möglichst schnelle Verbindung zur nächsten Insel. 1523 nutzte König Christian II. - so geht jedenfalls eine weitverbreitete Legende - die Überfahrt zwischen Jütland und Fünen zum Grübeln: Kampf gegen die Feinde auf dem Festland oder Flucht auf eine Insel? Immer wieder soll der Wankelmütige dem Fährenkapitän auf dem Kleinen Belt den Befehl zum Wenden gegeben und ihn dann widerrufen haben, ehe er sich am Ende für die Flucht entschied. Danach ging alles schief.
Dänen bemühen die Geschichte aus dem Roman »Der Fall des Königs«, geschrieben vom Nobelpreisträger Johannes V. Jensen, gern zur Illustration von Wankelmut als angeblich nationaler Eigenart, geboren aus einem unseligen Mix von Größenwahn und Minderwertigkeitskomplexen. Ich finde Dänen überhaupt nicht wankelmütiger als andere.
1819 zog der Schustersohn Hans Christian Andersen aus Odense auf Fünen los nach Kopenhagen auf Seeland. Der Grünschnabel träumte von Ruhm als Balletttänzer oder Schauspieler. Das mit den Märchen war dann eine Notlösung und sein erstes Hindernis auf dem Weg zum Ruhm der Große Belt. Mindestens eine Nacht hatte man vor d
Inhalt
Von Svante lernen
Mit Fähre und Fahrrad
Flach wie eine Flunder
Kopenhagen - wo sich nichts und doch alles ändert
Hyggt euch !
An meinen Hofdackel
Exhauptstadt mit Dom und Irrenhaus
Singen macht froher
Warum trinkt Jeppe ?
Der alte Mann und die Kindergärten
Der dänische Sozialstaat : ein Auslaufmodell ?
" Borgen " : Wenn Fiktion die Wirklichkeit überholt
Wo die Populisten gewonnen haben
Aus Jussis Schreibhaus
126 Unverschämt glücklich ?
Über Louisiana ist Freundlichkeit
Dänen und Deutsche : eine ungleiche Beziehungskiste
Arme Schweine
Magisches Bornholm
Helles Jütland
Noch Fragen ? - FAQ an Dänemark
Buchtipps
Danke