Die Arbeit befasst sich mit der Osterpredigt der Gegenwart als zentralem homiletischen Thema und zeigt daran exemplarisch die Relevanz der Hermeneutik für die Homiletik. Im ersten Teil werden wichtige hermeneutische Weichenstellungen nachgezeichnet, anhand von Autoren wie Reimarus, Strauß, Schlatter, Bultmann, Hirsch, Marxsen, Lüdemann und Theißen. Im zweiten Teil entwickelt die Autorin zwei Methoden zur Predigtanalyse, mit deren Hilfe sie 16 Predigten zu Mk 16,18 auf ihren Textbezug und die Darstellung der Auferstehung untersucht. Im dritten Teil werden die Ergebnisse homiletisch reflektiert und über die Diagnose hinaus Wege und Kriterien vorgeschlagen, um die diagnostizierten Probleme, wie eine gewisse Sprachlosigkeit im Blick auf die Auferstehungsbotschaft, zu umgehen. [Preaching Resurrection on Easter. A Hermeneutical and Qualitative-empirical Study of Contemporary Easter Sermons on Mark 16:18] This study focuses on contemporary German Easter Sermons as a central homiletic topic, highlighting the homiletic impact of resurrection hermeneutics. The first part describes hermeneutical touch points by exemplary scholars like Reimarus, Strauß, Schlatter, Bultmann, Hirsch, Marxsen, Lüdemann and Theißen. In the second part, the author develops two methods to analyze Easter sermons on Mark 16:18. She tracks the preachers' references to biblical texts, and analyzes the sermons' understanding of resurrection. The third part reflects upon the results suggesting a fruitful hermeneutics of the Easter Gospel for preachers and proposing ways to address the neglect of the Christological center of the message of resurrection.
Autorentext
Susanne Platzhoff, Dr. theol., Jahrgang 1979, studierte Evangelische Theologie in Dresden, Heidelberg und Halle und ist jetzt Pastorin in der Nordkirche. Mit der vorliegenden Arbeit wurde sie 2016 an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig (bei Alexander Deeg) promoviert.
Inhalt
INHALT Einleitung 21 1 Ausgangsproblem 21 2 Das naturwissenschaftliche Weltbild als »Globe« 25 3 Homiletische Verortung und Stand der Forschung 31 4 Forschungs- und Erkenntnisinteresse 35 5 Methoden und Vorgehensweisen 37 6 Begriffsklärung Auferstehung/Auferweckung 42 1. Teil: Hermeneutiken der Ostertexte der Evangelien 1 Hermann Samuel Reimarus (16941768) Anfragen der »gesunden Vernunft« an die Berichte der Auferstehung 47 1.1 Das Werk im zeitgeschichtlichen Kontext 49 1.2 Historische Rekonstruktion Die Auferstehung als Erfindung der Junger 50 1.2.1 Zweifel an der Historizität in der Lehre von den zwei Systemen 50 1.2.2 Die Auferstehung als uble Erfindung 52 1.3 Hermeneutik Die biblischen Texte als sich widersprechende Zeugenaussagen 54 1.4 Auslegung der Ostertexte 57 1.5 Kritische Wurdigung 57 2 David Friedrich Strauss (18081874) Die Auferstehung als Mythos 61 2.1 Das Werk im zeitgeschichtlichen Kontext 62 2.2 Historische Rekonstruktion Die Auferstehung als Vision 64 2.2.1 Rationalismus und Supranaturalismus in der Kritik 64 2.2.2 Die Realität der Auferstehung als subjektive Vision 68 2.3 Hermeneutik Der Mythos-Begriff als Alternative zur Historie 70 2.3.1 Der Mythos-Begriff 70 2.3.2 Die Sprache des Mythos als Ausdrucksform fur die Erscheinungen 74 2.4 Auslegung der Ostertexte Die Gattungschristologie als spekulative Deutung 76 2.5 Kritische Wurdigung 78 3 Adolf Schlatter (18521938) Die Auferstehung als Gewissheit der befreienden Gnade 83 3.1 Das Werk im zeitgeschichtlichen Kontext 84 3.2 Historische Rekonstruktion Die Auferstehung als supranaturales Geschehen 85 3.2.1 Ostern als Ereignis mit einer realen Wirkung Kritik der Legende 86 3.2.2 Ostern als Erlebnis Kritik der Vision 86 3.2.3 Kritik des Dualismus 89 3.3 Hermeneutik Die synchrone Methode der Auslegung 90 3.3.1 Die Evangelien als Berichte der Junger 90 3.3.2 Schlatters theologische Exegese und Interesse an der bleibenden Relevanz 92 3.4 Auslegung der Ostertexte Die Auferstehung als Erfahrung der Gottesgemeinschaft 95 3.4.1 Ostern als Befreiung der Junger vom Todesgedanken 95 3.4.2 Ostern als Offenbarung des trinitarischen Gottesbegriffs 96 3.5 Kritische Wurdigung 97 4 Rudolf Bultmann (18841976) Die Auferstehung als Mythos fur die Bedeutsamkeit des Kreuzes 103 4.1 Das Werk im zeitgeschichtlichen Kontext 106 4.2 Historische Rekonstruktion Die Auferstehung als Glaube der Gemeinde (Kerygma) 110 4.2.1 Die Ostererzählungen als Legenden ohne historischen Wert 110 4.2.2 Das neuzeitliche Wahrheitsverständnis als Kriterium des historischen Gehalts 113 4.2.3 Historie und Glauben Die prospektive Dimension durch »Sachexegese« 114 4.3 Hermeneutik Mythos und Entmythologisierung 117 4.3.1 Der Mythosbegriff 117 4.3.2 Entmythologisierung als Interpretation des eigentlichen Sinns des Mythos 118 4.3.3 Verzicht auf Gegenständlichkeit als Verzicht auf Bilder 121 4.4 Auslegung der Ostertexte Die Auferstehung als Mythos mit existentialer Interpretation 124 4.4.1 Ostern als eschatologisches Ereignis 124 4.4.2 Konsequenzen fur die Predigt 126 4.5 Kritische Wurdigung 129 5 Emanuel Hirsch (18881972) Ostern als inneres Erlebnis der Begnadigung aus Schuld 135 5.1 Das Werk im zeitgeschichtlichen Kontext 138 5.2 Historische Rekonstruktion Die Auferstehung als inneres Erlebnis des Petrus 142 5.2.1 Die Bedeutung von historischer Wahrhaftigkeit fur den Glauben 142 5.2.2 Die Rekonstruktion der ersten Ostererscheinung als innere Erfahrung 144 5.2.3 Der Ostermythos als kirchliche Legende 146 5.2.4 Die biblischen Mythen und Bilder als Vehikel des inneren Erlebnisses 149 5.3 Hermeneutik Scheidung des Wesentlichen vom Unwesentlichen 151 5.3.1 Der Mythos und die Notwendigkeit seiner Überwindung 151 5.3.2 Der Untergang des Mythos in der »Nacht der Bildlosigkeit« 153 5.3.3 Die homiletische Hermeneutik der »träumenden Einfuhlung« 155 5.4 Auslegung der Ostertexte Osterglaube als Geschenk des ewigen Lebens 158 5.4.1 Ewigkeits- und Endglaube 158 5.4.2 Predigt als »Dolmetschung des Evangeliums« in »wehrloser Rechenschaft« 160 5.4.3 Konsequenzen fur die Osterpredigt 161 5.4.4 Hirschs Osterpredigt 163 5.5 Kritische Wurdigung 165 6 Willi Marxsen (19191993) Die Sache Jesu geht weiter 171 6.1 Das Werk im zeitgeschichtlichen Kontext 172 6.2 Historische Rekonstruktion Die Auferstehung als zeitbedingte Vorstellung 175 6.2.1 Die Relativierung der Auferstehung durch die Religionsgeschichte 175 6.2.2 Die Darstellung des Auferstandenen zwischen Leiblichkeit und Entzogenheit 177 6.2.3 Kritik an subjektiver und objektiver Visionshypothese 179 6.2.4 Das historisierende Verständnis der Evangelien als Ursache fur Kategorienfehler 180 6.2.5 Historie und Glaube 183 6.3 Hermeneutik Die Auferstehung als Widerfahrnis und Interpretament 185 6.3.1 Der Charakter der Quellen als Glaubensaussagen (Kerygma) 185 6.3.2 Die redaktionelle Gestaltung der Evangelien als kontextorientierte Verkundigung 188 6.3.3 Die Auferstehung als Widerfahrnis und Interpretament 192 6.4 Auslegung der Ostertexte Die Sache Jesu geht weiter 195 6.4.1 Predigt als prospektive Auslegung der Interpretamente 195 6.4.2 Die Eröffnung der eschatologischen Relation als Kriterium 198 6.4.3 Die Auferstehung als Wunder und nicht als Ereignis 200 6.5 Kritische Wurdigung 202 7 Gerd Ludemann (*1946) Der »Humbug« der Auferstehung bedarf der rucksichtslosen Aufklärung 207 7.1 Das Werk im zeitgeschichtlichen Kontext 209 7.2 Historische Rekonstruktion Die Auferstehung als Vision und Wunschvorstellung 212 7.2.1 Die Nicht-Historizität des leeren Grabes 212 7.2.2 Die Auferstehung als Vision des Petrus die psychologische Interpretation 214 7.2.3 Der historisch rekonstruierte Glaube als Norm fur den Glauben heute 217 7.3 Hermeneutik Die Evangelien als unzulängliche »Quellen« 222 7.3.1 Historischer Positivismus bei Ludemann 222 7.3.2 Metaphern-Blindheit und objektivierendes Verständnis von Sprache 226 7.4 Auslegung der Ostertexte Die Auferstehung als Wunschvorstellung der Junger 227 7.5 Kritische Wurdigung 229 8 Gerd Theissen (*1943) Die Ostererzählungen als poetischer Ausdruck subje…