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Die attraktive Kunstexpertin und erprobte Hobbydetektivin Rei Shimura verbringt mit ihrem Freund Hugh Weihnachten bei ihren Eltern in San Francisco. Hugh bereitet gerade eine Sammelklage gegen japanische Großunternehmen vor, die im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter aus den asiatischen Nachbarstaaten einsetzten. Rei nutzt die Zeit, um in ihrer eigenen Familiengeschichte zu forschen, und stößt dabei auf eine alte Schriftrolle mit äußerst brisantem Inhalt, die einst Kaiser Hirohito an ihren Urgroßvater schrieb. Als auch noch eine Mandantin von Hugh stirbt, scheinen die beiden Fälle mehr miteinander zu tun zu haben, als Rei glauben kann ...
Sujata Massey, geboren 1964 als Tochter einer Deutschen und eines Inders in Sussex, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in den USA und lebte dann mehrere Jahre in Hayama, Japan. Ihr Krimi-Debüt 'Die Tote im Badehaus' wurde mit dem renommierten Agatha-Award ausgezeichnet. Dem folgten weitere Romane mit Rei Shimura: 'Zuflucht im Teehaus', 'Bittere Mandelblüten', 'Tödliche Manga', 'Der Brautkimono', 'Die Tochter des Samurai', 'Japanische Perlen', 'Der japanische Liebhaber' und 'Der Tote im Sumida'. Zuletzt erschien 'Brennender Hibiskus', ihr zehnter Rei Shimura-Krimi. Sujata Massey lebt in Baltimore und kehrt so oft wie möglich nach Japan zurück.
Vorwort
Rei Shimura und das lang gehütete Familiengeheimnis.
Autorentext
Sujata Massey, geboren 1964 als Tochter einer Deutschen und eines Inders in Sussex, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in den USA und lebte dann mehrere Jahre in Hayama, Japan. Ihr Krimi-Debüt »Die Tote im Badehaus« wurde mit dem renommierten Agatha-Award ausgezeichnet. Dem folgten weitere Romane mit Rei Shimura: »Zuflucht im Teehaus«, »Bittere Mandelblüten«, »Tödliche Manga«, »Der Brautkimono«, »Die Tochter des Samurai«, »Japanische Perlen«, »Der japanische Liebhaber« und »Der Tote im Sumida«. Zuletzt erschien »Brennender Hibiskus«, ihr zehnter Rei Shimura-Krimi. Sujata Massey lebt in Baltimore und kehrt so oft wie möglich nach Japan zurück.
Leseprobe
1
»Viel zu salzig. Wahrscheinlich hat der Koch dashi-Instantpulver genommen.«
Ich legte die Essstäbchen weg, mit denen ich einen glitschigen Tofuwürfel aus der missglückten Misosuppe geholt hatte. Die asiatisch anmutende Kellnerin verstand offenbar kein Japanisch und ging mit einem Lächeln an uns vorbei. Nun, wir waren in San Francisco, und da gab es allerlei Rassen, deren Vertreter oft nur Englisch sprachen.
»Ich finde die Suppe wirklich schmackhaft«, widersprach mein Vater Toshiro Shimura und strich sich mit der Hand durch das grau melierte, ein wenig zerzauste Haar, das gut zu seinem Psychiaterberuf passte, aber sehr merkwürdig aussah an einem gebürtigen Japaner über fünfzig. »Reichan, weißt du eigentlich, wie schwierig es hier ist, original japanische Zutaten zu bekommen? Außerdem verwenden heutzutage angeblich sogar in Japan viele Köche Instantpulver.«
»Nicht die guten. Ich mahle den Bonitofisch.«
Voller Sehnsucht dachte ich an den Trockenfisch, der in einer Holzbox in meiner winzigen Küche in North Tokyo auf mich wartete. »Das lohnt sich, weil die Suppe dann wie frisch aus dem Meer schmeckt. Aber egal. Worüber sprachen wir gerade, Dad? Über die Gebote des Budhismus, nach denen dein Großvater zu leben versuchte und die er in schriftlicher Form sogar an der Wand hängen hatte.«
»Ja, eine Schriftrolle mit Kalligrafie. Ich glaube, die stammte ursprünglich aus einem Kloster und befand sich in dem Büro, in dem er arbeitete. Leider weiß ich nicht, wo sie jetzt ist.«
»Erinnerst du dich noch daran, was darauf stand?«
»Die buddhistischen Gebote. Die kennst du doch, oder?«
»Einige, aber nicht alle. Du hast mich nicht in buddhistischem Glauben erzogen.«
»Du hast einen Kurs über östliche Religionen in Berkeley besucht.«
»Das ist lange her, Dad. Ich erinnere mich nur noch an die ersten drei Gebote: Man soll nicht töten, nicht stehlen und nicht lügen ...«
»Ja, allerdings gelten in Japan gewisse Lügen seit jeher als lässlich, wenn sie aus Mitleid ausgesprochen werden oder einem höheren Zweck dienen.«
»Gut«, sagte ich. »Was sonst noch?«
»Es gibt auch ein Gebot gegen den Missbrauch von Sex, also Vergewaltigung, außerehelicher Geschlechtsverkehr und ...«
»Aha. Und weiter?« Bei meinem ersten Heimatbesuch in San Francisco seit zwei Jahren wollte ich mich nicht mit solch intimen Themen auseinandersetzen.
»Ich glaube, das fünfte besagt, dass man selbst keine berauschenden Mittel nehmen und sie auch niemandem zugänglich machen soll.«
»Mönche trinken doch die ganze Zeit Sake«, widersprach ich.
»Nun, Sake ist nicht gänzlich verboten - nur in den Mengen, die zu Berauschung führen. Mein Großvater trank immer einen kleinen Becher zum Essen.«
»Würdest du sagen, dass Laien diese Gebote im Allgemeinen lockerer interpretieren als Mönche? Wenn das erste Gebot das Töten verbietet, dürfte man ja auch kein Fleisch essen.«
»Dacht ich s mir doch, dass meine Vegetariertochter sich darauf stürzt!«, sagte mein Vater lachend. »Die Antwort ist simpel: Tiere in Notwehr oder zum Verzehr zu töten ist erlaubt, aber nicht zum Spaß.«
»Ich weiß nicht, ob ich das gut finde. Für mich ist der eine Tod so gut oder schlecht wie der andere. Doch immerhin verschafft das Gebot interessante Einblicke in die japanische Psyche.«
»In die Psyche der Buddhisten«, berichtigte mein Vater mich. »Wie du weißt, liegen die Wurzeln des Buddhismus in Indien, aber die Gebote gelten für seine Anhänger auf der ganzen Welt.«
Ich legte mein Notizbuch weg, um mich über die Nudeln herzumachen, die mir in der San-Francisco-Version vermutlich wie die Misosuppe nicht so gut schmecken würden wie in Tokio.
San Francisco galt als Traum eines jeden Touristen, mir jedoch war meine Wahlheimat Tokio lieber. Natürlich gab es hier architektonische Meisterwerke, aber wie sollte man die bei den vielen Stromau