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Ganz auf sich allein gestellt, wagt die Schweizerin Sarah Marquis 2015 eine spektakuläre Expedition: Zu Fuß durchquert sie die Kimberley, die abgelegenste und gefährlichste Region Australiens. Durch undurchdringliches Buschland, wilde Schluchten und tropischen Regenwald kämpft sie sich drei Monate lang 800 Kilometer von der Mündung des Berkeley River im Nordwesten des Landes Richtung Süden, mitten durch Krokodil-Land, zum Purnululu National Park. Sie muss sich auf ihre Kenntnisse der Natur verlassen, ernährt sich von selbst gefangenem Fisch und Früchten des Baobab-Baums. Sie setzt sich gegen Insekten und Schlangen zur Wehr, immer auf der Hut vor Krokodilen und giftigen Spinnen. Mit diesem Abenteuer hat sich Sarah Marquis einen lang gehegten Traum erfüllt: eine Wanderung, die noch verrückter und intensiver ist als alles, was sie bisher durchgestanden hat.
Sarah Marquis, geboren 1972 in einem 500-Seelen-Bergdorf im Schweizer Jura, unternimmt seit zwanzig Jahren extreme Touren durch vielfach einsame Gebiete auf der ganzen Welt. Mit siebzehn durchquerte sie Zentralanatolien auf einem Pferd, reiste nach Australien und Neuseeland, wo sie das Laufen für sich entdeckte, wanderte in Patagonien und Französisch-Polynesien, fuhr Kanu in Kanada und brach im Jahr 2000 schließlich zu ihrem ersten großen Abenteuer auf: der Durchquerung der Vereinigten Staaten von Amerika von Nord nach Süd, eine Strecke von 4260 Kilometern, die sie zu Fuß in vier Monaten bewältigte. Und weitere Touren folgten: In den Jahren 2002 und 2003 war sie siebzehn Monate lang in Australien und legte dort insgesamt 14 000 Kilometer zu Fuß zurück. 2006 wanderte sie in acht Monaten von Chile über Bolivien nach Peru (7000 Kilometer) durch die Anden. Alles in allem hat sie mittlerweile die Welt einmal zu Fuß umrundet.
Autorentext
Sarah Marquis, geboren 1972 in einem 500-Seelen-Bergdorf im Schweizer Jura, unternimmt seit zwanzig Jahren extreme Touren durch vielfach einsame Gebiete auf der ganzen Welt. Mit siebzehn durchquerte sie Zentralanatolien auf einem Pferd, reiste nach Australien und Neuseeland, wo sie das Laufen für sich entdeckte, wanderte in Patagonien und Französisch-Polynesien, fuhr Kanu in Kanada und brach im Jahr 2000 schließlich zu ihrem ersten großen Abenteuer auf: der Durchquerung der Vereinigten Staaten von Amerika von Nord nach Süd, eine Strecke von 4260 Kilometern, die sie zu Fuß in vier Monaten bewältigte. Und weitere Touren folgten: In den Jahren 2002 und 2003 war sie siebzehn Monate lang in Australien und legte dort insgesamt 14 000 Kilometer zu Fuß zurück. 2006 wanderte sie in acht Monaten von Chile über Bolivien nach Peru (7000 Kilometer) durch die Anden. Alles in allem hat sie mittlerweile die Welt einmal zu Fuß umrundet.
Leseprobe
Kapitel 1
SYNCHRONICITY
Ein Monat vor dem Aufbruch
Das Gesicht gegen das Fenster gepresst, starre ich nach unten: Von hier oben sieht die Landschaft aus wie eine Luftaufnahme des Amazonasgebiets, wo die breiten Wasserläufe sich wie türkisfarbene Schlangen durch wildes, unzugängliches Terrain winden. Das Flugzeug leitet akribisch den Sinkflug ein, einige Minuten später erkenne ich Einzelheiten; am Boden zeichnen sich immer deutlicher die Umrisse der majestätischen Baobabs ab, und mir läuft ein Schauder über den Rücken. Das Aufsetzen der Räder auf der Landebahn reißt mich aus meinen Gedanken ... Ich bin angekommen.
Auf meinem Gesicht liegt das selige Lächeln der Vorfreude, ich bin aufgeregt, frei, glücklich und sehr bewegt, ich fühle mich wie eine Indiana Jones, die unbekanntes Gebiet betritt. Möge das Abenteuer beginnen.
Rückschlag
Ich steige aus dem Flugzeug und überquere das Rollfeld des winzigen Flughafens, um mein Gepäck zu holen. Als ich mein Telefon wieder einschalte, fängt es sofort an zu piepen. Ich lasse meinen Blick über die strahlenden Gesichter der Versammelten schweifen, die alle freudig auf ihren Besuch warten. Ich suche nach einem schwarzen Cowboyhut, dessen Träger sich bestimmt im Hintergrund hält. Ich kann ihn nicht entdecken, aber das beunruhigt mich nicht. Mit einem Auge beobachte ich, ob irgendwo unter den Koffern der Mitreisenden meine Expeditionsrucksäcke auftauchen. Unterdessen lese ich die SMS, die ich gerade auf meinem Handy erhalten habe: »Sorry darling, I'm not gonna make it - Sorry, Schätzchen, schaffe es nicht.« Sie kommt von dem Mann mit dem schwarzen Cowboyhut.
Um mich herum starren die Reisenden nur auf ihre Telefone, sie sehen nicht, wie sich mein Gesicht verfärbt. Ich bin puterrot vor Zorn. Ich sammle meine Ausrüstung zusammen und schwinge meine schweren Rucksäcke auf einen Gepäckwagen, als ob es einfaches Handgepäck wäre. Dann steuere ich den Schalter für Mietwagen an, aber es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass ich noch ein Fahrzeug bekomme: Wir haben Hauptsaison, und dieser abgelegene Ort befindet sich 820 Kilometer von Darwin, der nächsten Stadt, entfernt.
Die Dame von der Agentur schaut mich bestürzt an: »Alles in Ordnung mit Ihnen?« Ich erzähle ihr, dass man mich versetzt hat. »Ach, keine Sorge, ich werde eine Lösung finden.« Sie schiebt sich die Brille zurecht, dann stürzt sie sich in ihre Unterlagen und jongliert mit den Reservierungen, um mir für meinen »Aufenthalt« in Kununurra ein Auto zur Verfügung stellen zu können. Ich soll in ein paar Tagen wiederkommen, um das Auto gegen ein anderes einzutauschen. Egal! Ich nehme die Schlüssel, die sie mir reicht, und bedanke mich überschwänglich für ihre Flexibilität und Freundlichkeit. Dann gehe ich hinaus zum handtuchgroßen Parkplatz und schaue mich nach der »Pick up«-Zone um. Der Flughafen ist inzwischen menschenleer, die Freude und Euphorie, die die Ankunft eines Flugzeugs mit sich bringen, sind verflogen; es sind nur noch wenige Leute hier, die stumm ihre Autos beladen. Während ich über den Parkplatz laufe, strecke ich die Nase in die Luft und erkenne sofort die Gerüche des australischen Buschlands, was mich meinen Ärger vergessen lässt. Ich habe Glück, dass ich hier bin, denke ich.
Beim Überreichen der Autoschlüssel hat die Dame von der Agentur gesagt: »Gehen Sie einfach bis ans Ende des Parkplatzes, da ist es, Sie werden es erkennen.«
Ich bleibe stehen und starre auf das einzige Fahrzeug weit und breit. Es ist nicht zu übersehen: Die Karosserie ist kanariengelb lackiert. Ich muss laut loslachen, während ich mich frage, ob meine Rucksäcke da reinpassen werden.
Ein kleines gelbes Auto entfernt sich von dem winzigen Flughafen von Kununurra, hinten und seitlich ist die Sicht von großen Gepäckstücken versperrt. Vorne sitzt angegurtet ein stummer blauer Beifahrer ... Er hat zwei Träger und an beiden Seiten die Aufschrift