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Wie gehen Menschen mit einschneidenden Veränderungen um? Wie werden z. B. Tod und Trauer, Exil und der Verlust der Heimat, aber auch Hyperinflationen, Revolutionen oder sozioökonomische Entwicklungssprünge sowohl individuell als auch gesellschaftspolitisch wahrgenommen und bewältigt? Peter Waldmann geht davon aus, dass Situationen radikalen Wandels, die überkommene Strukturen prinzipiell infrage stellen, häufig Verlustängste auslösen und ein Festhalten an Altem und Vertrautem zur Folge haben - viele Menschen geben sich, in solche Ereignisse involviert, dem 'konservativen Impuls' hin, sie sehen sich als künftige Modernisierungsverlierer. In anderen Bevölkerungskreisen stoßen die Veränderungen jedoch auf Beifall und wecken Hoffnungen auf eine verheißungsvolle Zukunft. Die Gesellschaft spaltet sich in gegensätzliche Lager. Die Untersuchung des bekannten Soziologen bezieht sich auf die jüngste Neuzeit und handelt von Fällen individuellen und rapiden sozioökonomischen Wandels sowie politischer Umbrüche an der europäischen Peripherie als auch in Lateinamerika, im Mittleren Osten und in Ostasien. An neun idealtypischen Beispielen vermisst er die Stärke des konservativen Impulses. Denn je nach Zeitpunkt, Kontext und Kräfteverhältnis können Äußerungen und Triebkräfte des konservativen Impulses nicht nur die Entwicklungsdynamik bremsen, sondern dieser auch förderlich sein oder sogar zu einer ihrer wesentlichen Voraussetzungen werden. Disruptiver Wandel löst folglich regelmäßig gegensätzliche Reaktionen aus: einerseits das verzweifelte, letztlich vergebliche Festhalten an der Vergangenheit, andererseits, angesichts der Notwendigkeit, sich auf die neue Situation einzustellen, das Bemühen, dieser gerecht zu werden. Das Abarbeiten der Spannung zwischen diesen beiden Polen ist eine Voraussetzung dafür, dass die Betroffenen in ihrer Entwicklung nicht stehen bleiben. Der konservative Impuls ist, so Waldmanns Fazit, eine hochambivalente Größe.
Peter Waldmann ist emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Augsburg. Von 1997 bis 2005 war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Er war als Gastprofessor in Buenos Aires und Cordoba (Argentinien), Santiago de Chile, Madrid, San Sebastian und Sevilla, in Bern und Harvard tätig.
Autorentext
Peter Waldmann ist emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Augsburg. Von 1997 bis 2005 war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Er war als Gastprofessor in Buenos Aires und Cordoba (Argentinien), Santiago de Chile, Madrid, San Sebastian und Sevilla, in Bern und Harvard tätig.
Zusammenfassung
Wie gehen Menschen mit einschneidenden Veranderungen um? Wie werden z. B. Tod und Trauer, Exil und der Verlust der Heimat, aber auch Hyperinflationen, Revolutionen oder soziookonomische Entwicklungssprunge sowohl individuell als auch gesellschaftspolitisch wahrgenommen und bewaltigt? Peter Waldmann geht davon aus, dass Situationen radikalen Wandels, die berkommene Strukturen prinzipiell infrage stellen, hufig Verlustngste auslsen und ein Festhalten an Altem und Vertrautem zur Folge haben - viele Menschen geben sich, in solche Ereignisse involviert, dem "e;konservativen Impuls"e; hin, sie sehen sich als knftige Modernisierungsverlierer. In anderen Bevlkerungskreisen stoen die Vernderungen jedoch auf Beifall und wecken Hoffnungen auf eine verheiungsvolle Zukunft. Die Gesellschaft spaltet sich in gegenstzliche Lager. Die Untersuchung des bekannten Soziologen bezieht sich auf die jngste Neuzeit und handelt von Fllen individuellen und rapiden soziokonomischen Wandels sowie politischer Umbrche an der europischen Peripherie als auch in Lateinamerika, im Mittleren Osten und in Ostasien. An neun idealtypischen Beispielen vermisst er die Strke des konservativen Impulses. Denn je nach Zeitpunkt, Kontext und Krfteverhltnis knnen uerungen und Triebkrfte des konservativen Impulses nicht nur die Entwicklungsdynamik bremsen, sondern dieser auch frderlich sein oder sogar zu einer ihrer wesentlichen Voraussetzungen werden. Disruptiver Wandel lst folglich regelmig gegenstzliche Reaktionen aus: einerseits das verzweifelte, letztlich vergebliche Festhalten an der Vergangenheit, andererseits, angesichts der Notwendigkeit, sich auf die neue Situation einzustellen, das Bemhen, dieser gerecht zu werden. Das Abarbeiten der Spannung zwischen diesen beiden Polen ist eine Voraussetzung dafr, dass die Betroffenen in ihrer Entwicklung nicht stehen bleiben. Der konservative Impuls ist, so Waldmanns Fazit, eine hochambivalente Gre.
Inhalt
EinleitungI Individuelle VerlusterfahrungenTod und TrauerExil und DiasporaDie Infragestellung der Geldwertillusion: HyperinflationZwischenbilanz 1II Verlust politischer Stabilität: Revolution und ReaktionDie Französische Revolution von 1789 und ihre FolgenSpaniens gewundener Weg zur DemokratieEine konservative Revolution: Iran 1979Zwischenbilanz 2III Alles gerät in Bewegung: Prozesse nachholender EntwicklungSüdkoreas Sprung zur industriellen ExportnationAuf der Schwelle stehengeblieben: ArgentinienWiderwillig, gleichwohl erfolgreich: Modernisierung im BaskenlandZwischenbilanz 3IV Verluste und Gegenreatkionen: der konservative Impuls im KontextV Theoretische VerortungLiteraturAbbildungenDank