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'98-2425 ... Ich hab den Jungn gekilt.' Diese Botschaft findet Jake, einer von drei Elitestudenten an der Medill Journalistenschule, vor seiner Tür. Was zunächst wie ein übler Scherz aussieht, wird schon bald grausame Realität. Die drei Studenten sollen Cold Cases von möglicherweise unschuldig zum Tode Verurteilten untersuchen: Vor einigen Jahren wurde in Chicago ein Zehnjähriger ermordet. Jake, Ian und Sarah spüren den Tatort von damals auf - und entdecken eine weitere Kinderleiche. Ist der wahre Mörder etwa noch auf freiem Fuß?
Michael Harvey studierte Rechtswissenschaften, Journalismus und Altphilologie. Er arbeitet als Schriftsteller, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Primetime Emmy für seine Drehbücher zu der international erfolgreichen Fernsehserie 'COLD CASE - Kein Opfer ist je vergessen', die er selbst mitkonzipierte und produzierte. Für seinen Holocaust-Dokumentarfilm 'Eyewitness' erhielt er eine Oscar-Nominierung. Seit vielen Jahren lebt Michael Harvey in Chicago.
»98-2425 ... Ich hab den Jungn gekilt.« Diese Botschaft findet Jake, einer von drei Elitestudenten an der Medill Journalistenschule, vor seiner Tür. Was zunächst wie ein übler Scherz aussieht, wird schon bald grausame Realität. Die drei Studenten sollen Cold Cases von möglicherweise unschuldig zum Tode Verurteilten untersuchen: Vor einigen Jahren wurde in Chicago ein Zehnjähriger ermordet. Jake, Ian und Sarah spüren den Tatort von damals auf - und entdecken eine weitere Kinderleiche. Ist der wahre Mörder etwa noch auf freiem Fuß?
Autorentext
Michael Harvey studierte Rechtswissenschaften, Journalismus und Altphilologie. Er arbeitet als Schriftsteller, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Primetime Emmy für seine Drehbücher zu der international erfolgreichen Fernsehserie "COLD CASE - Kein Opfer ist je vergessen", die er selbst mitkonzipierte und produzierte. Für seinen Holocaust-Dokumentarfilm "Eyewitness" erhielt er eine Oscar-Nominierung. Seit vielen Jahren lebt Michael Harvey in Chicago.
Leseprobe
Das Seminar fand in Fisk Hall statt, einem der ältesten Gebäude auf dem Campus der Northwestern University. Unter seiner verkrusteten Schale schlug das Herz der Medill School of Journalism. Ich setzte mich hinten in den Seminarraum. Vorn wurde eine rote Mähne geschüttelt; ein Hund, der aus dem Regen kommt. Eine Hand winkte mich herbei. »Kommt nicht infrage, Mr Joyce.« Seufzend schnappte ich mir meinen Rucksack und setzte mich nach vorn. Die Haarmähne teilte sich und enthüllte eine auffallend lange Nase und veilchenblaue Augen. »Mein Name ist Judy Zombrowski. Sie können mich Z nennen. Kennen Sie Ms Gold?« Z wies auf die Frau zu meiner Linken. Sie hatte ein kantiges Kinn, hohe Wangenknochen und langes brünettes Haar, das in der späten Nachmittagssonne rötlich schimmerte. Sarah Gold winkte mir zu. Ich fühlte mich benommen. Wunderbar benommen. »Wir kennen uns aus dem Grundstudium«, sagte Sarah und lächelte mich an, als hätten wir in diesen vier gemeinsamen Jahren je mehr als zwei Worte gewechselt. »Natürlich kennen Sie sich.« Z schaute über die Bankreihen. »Wir warten noch auf jemand.« Hinter uns flog eine Tür auf. Der dritte Student unseres Sommer-Graduate-Seminars war groß gewachsen und kantig, mit muskulösen Schultern und ausgeprägter Kinnpartie, die von blonden Bartstoppeln bedeckt wurde. Seine Augen waren verschattet, ihr Ausdruck nicht zu deuten. »Jake Havens?« Zs Stimme hallte in dem leeren Raum wider. Havens setzte sich auf den Platz, den ich mir anfangs ausgesucht hatte. »Was ist nur mit Ihnen los?« Z winkte Havens zu sich. »Nach vorn.« »Danke, ich sitze hier ganz gut.« Seine Stimme klang rau und abgehackt, wie ein Wagen, der im ersten Gang stottert. Er wirkte schon älter. Womöglich in den Dreißigern. »Wie Sie wollen.« Z wühlte in den Unterlagen, die sie auf dem Tisch vor sich gestapelt hatte, und zog unter einem Notizblock etwas hervor, das aussah wie ein Big Mac. Sie wickelte ihn aus dem Papier, biss ein Stück ab, entdeckte einen Becher Cola mit Strohhalm und nahm einen Schluck. »Kann mir jemand sagen, weshalb wir hier sind?« Z aß den nächsten Bissen, kaute und musterte uns. »Wir sind hier, um Fehlurteile zu untersuchen.« Beim Sprechen klopfte Sarah mit einem Stift auf den Tisch. »Es geht uns um Menschen, die wegen eines Verbrechens verurteilt wurden, das sie nicht begangen haben.« »Sie meinen wegen eines Mordes, Ms Gold.« »Ja, Madam.« »Z.« »Ja, Z.« »Und was ist - Gott bewahre! -, wenn das Dreckschwein doch schuldig war?« Aus dem Big Mac fiel eine Gurkenscheibe heraus. Z ging darüber hinweg. »Was ist, wenn Sie das ganze Quartal eine Akte durchackern und sich dann herausstellt, dass er das kleine Mädchen tatsächlich vergewaltigt, zerstückelt und die Einzelteile in einen Müllsack gestopft hat? Genau, wie es der Staat befunden hat?« Sarah öffnete den Mund, um zu antworten. »Ich bin noch nicht fertig«, sagte Z. »Was ist, wenn Sie einen Fall untersuchen und sicher sind, dass der arme Kerl unschuldig ist? Und es daran keinerlei Zweifel gibt. Auch wenn Sie dafür keinen Beweis haben. Oder Sie haben den Beweis, der aber aus irgendeinem Grund unzulässig ist. Was dann?« Z nahm noch einen Bissen, legte den Hamburger weg und hob die Hände wie ein Chirurg, der sich bereit macht zu operieren. »Dieses Zeug dürfte ich gar nicht essen, aber ich liebe es einfach.« Sie wischte ihre Hände an einer Papierserviette ab, wickelte den Rest ihres Burgers darin ein und steckte das Ganze in die Tüte zurück. »Was ich sagen will - wir haben jede Menge Akten. Aus denen kann sich alles Mögliche ergeben. Deshalb suchen wir auch nicht nach einem bestimmten Resultat, das wir allen anderen vorziehen würden.« »Wonach suchen wir dann?«, fragte Sarah. »Nach der Wahrheit, falls wir sie entdecken. Und nach einer guten Story. Die Methoden unseres Gerichtssystems ...« Z drehte ihre Handflächen nach oben. »Manchmal muss man die Dinge nehmen, wie sie sind. Ist Ihnen klar, worauf ich hinauswill?« Wir nickten. »Okay, Sie haben nicht de