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Wir schreiben das Jahr 134 nach Christus: In Augusta Vindelicum werden die Soldaten immer träger. Deshalb beschließt der Statthalter, ein sportliches Ereignis auf die Beine zu stellen, wie man es eigentlich nur von Griechenland kennt: Olympische Spiele. Doch in der Arena geht es nicht mit rechten Dingen zu. Immer gewinnen die Falschen! Außerdem verschwinden über Nacht Kinder. Wurden sie entführt? Auf dem Sklavenmarkt verkauft? Als schließlich auch Finn unauffindbar ist, nimmt sein Freund Magnus die Sache selbst in die Hand. Unterstützt von einer ganzen Kinderbande und Hund Pippo geht er auf Verbrecherjagd.
Margit Auer studierte Journalistik und arbeitete viele Jahre als Reporterin. Inzwischen schreibt sie mit großer Begeisterung Kinderbücher und kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Sie lebt mit ihrer Familie in Bayern.
Autorentext
Margit Auer studierte Journalistik und arbeitete viele Jahre als Reporterin. Inzwischen schreibt sie mit großer Begeisterung Kinderbücher und kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Sie lebt mit ihrer Familie in Bayern.
Leseprobe
Wie sehr ärgerte sich Kim, dass sie sich vor wenigen Tagen die Haare abgeschnitten hatte. Dabei war es ein so gutes Gefühl gewesen! Sie hatte das frisch gewetzte Messer angesetzt, und schon, ratsch, ratsch, waren die blonden Strähnen auf die gestampfte Erde des Holzhauses geflogen, in dem Kim mit ihren Eltern wohnte.
Jetzt, beim Theaterspielen, tat ihr das leid. Wenn ich meine Locken noch hätte, grummelte sie, dann dürfte ich vielleicht die Helena spielen! Kim fuhr sich mit der ausgestreckten Hand über die Haarstoppeln, die noch übrig waren. Stattdessen hatte die Hauptrolle Britt bekommen. Natürlich, wie immer! Und wie Magnus sie angesehen hatte, als er ihr die Rolle der Helena zugewiesen hatte! Kim kniff mürrisch die Lippen zusammen und starrte hinüber zum Waldrand.
Die Gruppe, die sich in Vetoniana zum Theaterspielen getroffen hatte, bestand aus sechs Mädchen und vier Jungen. Fast alle Kinder stammten aus dem Germanendorf jenseits der Grenze, nur Magnus wohnte im angrenzenden Lagerdorf. Seit sein Vater, der Legionär Appius Claudius, am Limes Dienst tun musste, war Vetoniana seine zweite Heimat geworden. Aufgewachsen war Magnus in Rom.
Während Appius Claudius im Kastell bei den anderen Soldaten untergebracht war, lebte Magnus mit seiner Familie hier im Lagerdorf. Die Germanenkinder kamen oft zu Besuch, so wie jetzt, als sie sich auf der Wiese vor dem Backhaus versammelt hatten.
Das Stück, das sie spielten, hieß "Die Entführung der schönen Helena" und gehörte zur griechischen Ilias-Sage . Magnus kannte die berühmte Geschichte aus der Zeit, als er noch in Rom wohnte. Dort musste er sie in der Schule auswendig lernen.
Britt warf ihren roten Umhang nach hinten. "Ich, Helena, das Urbild der Schönheit, Tochter von Jupiter und Leda, wurde in zarter Jugend entführt!" Sie lief kreischend in Richtung Wald.
Magnus, der Spielleiter, gab Askan und Till ein Zeichen. Die beiden Brüder rannten Britt hinterher und fuchtelten mit Stöcken durch die Luft. Magnus rief laut: "Die Brüder Kastor und Pollux ereilten den Räuber und zwangen ihn, die schöne Beute herauszugeben." Finn, der aus dem Wald gestürzt war und Britt fesseln wollte, wurde von Askan und Till überwältigt. Brüllend wälzten sich die drei Jungen am Boden. Britt raffte ihren Umhang vor ihrem Bauch zusammen und lief zurück zum Backhaus, wo der Rest der Gruppe gespannt den weiteren Verlauf des Stückes verfolgte.
Magnus rief: "Griechenlands erste Fürsten buhlten nun um ihre Hand." Er strahlte Britt, die Göttertochter, an. "Der Ruf ihrer Schönheit hatte sich nicht nur durch das Land verbreitet, sondern war weit übers Meer geflogen." Sarah, Enni, Freya und Gudrun standen im Halbkreis zusammen. Sie kicherten. Britt rannte in ihre Mitte und blieb schnaufend stehen. "Dann kam ein Hirte namens Paris", der Spielleiter Magnus übernahm selbst diese Rolle, "und raubte die schöne Helena erneut nebst vielen Schätzen."
Magnus ließ die verdutzte Britt stehen und lief stattdessen an ihr und den anderen Mädchen vorbei zum Backhaus, wo seine Mutter Marcella gerade duftendes Fladenbrot in einen Korb legte. Er griff in den Korb und schlenderte triumphierend mit dem frischen Brot in der Hand zurück zu den anderen Schauspielern. "Die Schätze schmeckten dem Hirten ganz vortrefflich!" Magnus biss kräftig hinein. Dann setzte er sich in die Wiese, nicht ohne Britt noch einmal zuzuzwinkern.
"Was ist los, wollen wir nicht weiterspielen?", beschwerte sich Britt und schüttelte ihre langen blonden Haare. Kim beobachtete sie voll Neid. Britt sah wirklic