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Über 200 Jahre lang waren sie auf das Engste mit der deutschen Geschichte verbunden: Die Moltkes stellten nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa Politiker, Militärs, hohe Beamte, Künstler und Sportler. Jochen Thies hatte uneingeschränkten Zugang zu bislang unveröffentlichten Dokumenten und erzählt in diesem fesselnden Familienepos die Geschichte der Moltkes von den Anfängen bis heute.
Jochen Thies, geboren 1944 in Rauschen in Ostpreußen, Dr. phil., arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in London. Er war Redenschreiber von Bundeskanzler Helmut Schmidt, Ressortleiter Außenpolitik der Tageszeitung 'Die Welt', Chefredakteur der Zeitschrift 'Europa-Archiv/Internationale Politik' und viele Jahre lang in leitenden Stellungen bei der ARD tätig. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschien von ihm 'Die Moltkes'.
Vorwort
»Jochen Thies entwickelt in seinem sehr persönlichen Buch ein Gefühl für die inneren Mechanismen der Familie Moltke.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
Autorentext
Jochen Thies, geboren 1944 in Rauschen in Ostpreußen, Dr. phil., arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in London. Er war Redenschreiber von Bundeskanzler Helmut Schmidt, Ressortleiter Außenpolitik der Tageszeitung "Die Welt", Chefredakteur der Zeitschrift "Europa-Archiv/Internationale Politik" und viele Jahre lang in leitenden Stellungen bei der ARD tätig. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschien von ihm "Die Moltkes".
Leseprobe
Vorwort Straßenlärm, Stille und Vergänglichkeit liegen am Großen Stern in Berlin dicht beieinander. Von dem riesigen Platz mit mehreren Fahrspuren, in dessen Mitte sich eine monumentale Siegessäule mit einer vergoldeten Göttin auf der Spitze erhebt, zweigt der Spreeweg ab. Er führt zum Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten. Einige Meter von der Einbiegung entfernt steht zur linken Hand eine überlebensgroße Statue von Helmuth Carl Bernhard von Moltke. Er war der preußische Generalstabschef und geniale Schlachtenlenker in den Deutschen Einigungskriegen von 1864, 1866 und 1870/71. Die sechs goldenen Lettern, die seinen Namen darstellten, sind abgefallen, das Familienwappen mit den drei Birkhähnen ist verblichen, in seinen von der Witterung ausgewaschenen Konturen kaum noch zu erkennen. Das Denkmal ist ungepflegt. Der hochgewachsene Generalfeldmarschall blickt stehend, entspannt, leicht zurückgelehnt, mit verschränkten Armen in der Uniform eines preußischen Offiziers, auf die Siegessäule. Ein Touristenpärchen bleibt für einen Augenblick stehen und geht dann weiter. Nur wenige Fußgänger verirren sich anscheinend auf diese Seite des Platzes, während die gegenüberliegende im Sommer mit dem dahinter befindlichen großen Biergarten die Massen anzieht. Einige Hundert Meter südlich, auf der Höhe des Bundeskanzleramtes, führt die Moltkebrücke über die Spree. Wenn man mit dem Schiff in Richtung Regierungsviertel fährt, kann man vom Deck für einen Augenblick das Konterfei des Generalfeldmarschalls studieren. Nicht nur sie, auch zahlreiche andere Brücken, Denkmäler, Straßen und Schulen trugen und tragen noch den Namen Moltke. Fast aber hat es den Anschein, als ob die Schlussphase des Dritten Reichs, der Endkampf um die Berliner Reichskanzlei rund um die Moltkebrücke, die zerstört und später in unmittelbarer Nähe der Mauer wieder aufgebaut wurde, die Erinnerung an Helmuth von Moltke unter sich begraben hätte. Die heute zum neuen Bundeskanzleramt führende ehemalige Moltkestraße wurde 1998 in Willy-Brandt-Straße umbenannt. Eine öffentliche Diskussion gab es nicht. Helmuth Caspar von Moltke, der Sohn von Helmuth James von Moltke, fand die neue Namensgebung angemessen, hielt aber auch für wichtig, dass die Brücke weiterhin den Namen seines großen Ahnherrn trägt. Wenige Wochen vor der Umrundung des Großen Sterns war ich mit meiner Frau nach Rostock gefahren. Auf der Autobahn ging es entlang der Stadtsilhouette in Richtung Warnowtunnel. Unser Reiseziel, der Toitenwinkel, lag nahe der letzten Ausfahrt vor dem Tunnel. Nach Westen ist er umfasst vom Fluss, dominiert von einer Plattenbausiedlung aus DDR-Zeiten, nach Osten begrenzt von einem Deich, vor dem die Eisenbahnlinie und die Autobahn entlangführen. Kein Mensch war auf den Straßen, als wir uns unserem Ziel näherten. Am nördlichen Rand des Stadtteils zeichnete sich ein kleines Wäldchen ab. Aus den Baumwipfeln lugte ein Kirchturm hervor. Wir bogen in eine verkehrsberuhigte Spielstraße ein. Wenige Augenblicke später standen wir vor der Kirche St. Katharina und St. Laurentius, an die sich auf der rechten Seite ein Kirchhof anschloss. Es ist die Patronatskirche der Moltkes, die auf einem Fundament von Granitfeldsteinen errichtet wurde. Sie stammt vom Beginn des 14. Jahrhunderts, also aus der Zeit, als der dänische König Erich die Familie mit Privilegien für einige umliegende Dörfer ausstattete. Ein kaum für möglich gehaltener idyllischer Ort inmitten einer tischplattenartigen Landschaft, die die nahe Ostsee schon erahnen lässt. Aber sie weist nur noch wenige Spuren des Geschlechts auf, das Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals im Licht der Geschichte auftaucht. Wir gingen in die Kirche hinein, in der an diesem Sonntagmorgen eine Handvoll Menschen der Predigt einer Pfarrerin lauschten. Wenige Minuten später war der Gottesdienst beendet. Damit bot sich die Möglichkeit zu einem Rundgang und zu einer näheren Inaugenscheinnahme der Kirche, in der sich mehrere Grabsteine der Familie befi
Inhalt
Inhalt
Vorwort
Helmuth Carl Bernhard Graf von Moltke
Anfänge der Familie auf Toitenwinkel
Unruhige Kindheit
Erste Jahre in Preußen
In der Türkei
Karriereschub
Die Deutschen Einigungskriege
Moltke und Bismarck
Die letzten Jahre
Helmuth Johannes Ludwig von Moltke
Prägende Jahre
Des Onkels Adjutant
Flügeladjutant am Hofe
Blitzkarriere
Generalstabschef
Moltke und der Schlieffen-Plan
Sechs Wochen im Sommer 1914
Ein jähes Ende
Dorothy von Moltke
Von Pretoria nach Kreisau
Im Land des Gegners
Die neue Zeit
In einem unwirtlich gewordenen Land
Helmuth James Graf von Moltke
Unbeschwerte Kindheit
Student in schwieriger Zeit
Hochzeit mit Freya
Südafrikanische Auszeit
Orientierungsphase
Im OKW 236
Der Kreisauer Kreis
Berlin-Plötzensee
Freya von Moltke
Kindheit und Jugend
Herrin auf Kreisau
Stationen
In den USA
Die Moltkes seit 1945
Anhang
Quellen und Literatur
Zu den Anmerkungen
Danksagung
Bildnachweis
Anmerkungen
Personenregister
Genealogie